Heute im TI: Branche reagiert heftig auf GDS-Gebühren

Die Lufthansa-Gruppe zieht mit der Distribution Cost Charge viel Unmut auf sich.

Die Reisebranche hat erwartungsgemäss heftig auf die Ankündigung der neuen GDS-Gebühren bei Swiss und der ganzen Lufthansa-Gruppe reagiert. In der aktuellen Ausgabe von TI lesen Sie die Reaktionen der GDS, wobei vor allem die Stellungnahme von Amadeus-Schweiz-Chef Cornel Küng für Aufsehen sorgt. Ebenso kommt die Veranstalterseite mit CEOs und Flugbrokern zu Wort. Der SRV sowie verschiedene öffentliche Behörden beleuchten die rechtliche Seite.Eine ganze Doppelseite von Feedbacks zeugt zudem davon, wie sich die Branche vom Home-Carrier geprellt sieht. Stellvertretend dafür publizieren wir untenstehend die Reaktion von Hans-Jörg Leuzinger, Ex-SRV-Präsident und heutiger Inhaber von BSR Reisen, die es aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr ins Heft geschafft hat.

Weitere Themen der aktuellen Ausgabe:

  • TUI Suisse macht seine Filialen digitaler
  • Der Geschäftsführer des Komitees Weltoffenes Zürich im «Spotlight»
  • Was am International Pow Wow in Orlando, Florida geschah
  • Die neue EU-Pauschalreiserichtlinie und die Schweiz

Die Stellungnahme von Hans-Jörg Leuzinger, Inhaber BSR Reisen / Ex-SRV-Präsident

Jetzt reicht‘s wirklich! Liebe Reisebüro-Kolleginnen und -Kollegen, für mich ist dies persönlich ein Affront sondergleichen, gepaart mit kaum mehr zu überbietender Arroganz, wie Swiss sich neuerlich wieder in Szene setzt. In weniger als drei Monaten sollen die Reisebüros (von Swiss-Exponenten gebetsmühlenartig immer wieder als «wichtige Partner» bezeichnet) also schon wieder Hand bieten zur Erweiterung des Swiss-Gebühren-Sumpfes!

Erinnern Sie sich noch, wie wir uns hierzulande vor noch nicht allzu langer Zeit schon mal vehement gegen das uns Reisebüros aufgezwungene PFM (Preferred Fares Model) zur Wehr setzen mussten? Schon damals nämlich drohten uns von gleicher Seite her derartige, unsinnige Gebühren. Auch heute sind es Lufthansa, Swiss & Co., welche ihren erneuten Gebühren-Vorstoss wiederum auf dem Rücken ihrer Reisebüro-«Partner» auszutragen beabsichtigen.

Treibende Kraft hinter der neuen GDS-Gebühr ist erwiesenermassen Swiss-CEO Harry Hohmeister, welcher bekanntlich auch im Lufthansa-Vorstand sitzt. Und wie wir alle aus jüngster Vergangenheit wissen, lassen der mit allen Wassern gewaschene Taktiker und seine engeren Gefolgsleute keinen Versuch aus, die Reisebüros weiter zu instrumentalisieren und sie selbst grenzüberschreitend gegeneinander auszuspielen. Wohl auch im Wissen darum, dass es mit der Solidarität unter den Reisebüros bisher nicht immer zum Besten bestellt war.

So war der Branchenpresse kürzlich zu entnehmen, dass Swiss bereits mit ihren sog. «Hauptpartnern» gesprochen hat.Worüber denn bitte..? Und wer sind diese Hauptpartner, die quasi so verständnisvoll reagieren und den Swiss Gebührenentscheid «auf rationaler Ebene» wohl werden nachvollziehen können? Davon geht die Swiss dem Vernehmen nach aus.

Insofern dürfte interessant werden zu erfahren, ob resp. wer aus der Gilde dieser Hauptpartner dieses Mal «kippen» und damit nicht nur sich selber, sondern der gesamten Reisebüro-Branche massiv schaden könnte. Aber soweit muss es natürlich nicht kommen.

Neben den Hauptpartnern, zu denen z.B. auch Kuoni zählen soll, gibt es noch ein paar wirklich grosse, global tätige Branchenplayer mit Sitz in verschiedenen ausländischen Zentralen. Aber selbst dort dürfte man in den Teppich-Etagen inzwischen hellhörig geworden sein ob der konzertierten Gebührenaktion des Lufthansa Konzerns.

Hand aufs Herz – soll unsere Branche effektiv zum Spielball dieses Lufthansa Konzerns werden? Sollen wir einmal mehr als «Steigbügel» dienen, um versteckte Tarif- und Taxen-Erhöhungen in den Markt zu transportieren? Wollen wir Lufthansa, Swiss & Co. wirklich noch weiter unterstützen, nachdem sie uns – Kraft ihrer Marktposition – immer neue Regeln und wettbewerbsverzerrende Rahmenbedingungen diktieren, und uns die Arbeit erst noch gratis verrichten lassen!?Nein – sorry, ab 1. September 2015 sollen die Reisebüros ja auch noch dafür zahlen, dass sie Passagiere auf Flüge mit Lufthansa, Swiss etc. empfehlen und buchen.

Nein – geschätzte Kolleginnen und Kollegen – so geht das wirklich nicht! Wir müssen diesen unsinnigen Entscheid aus der «Lufthansa-/Swiss-Küche»

nicht einfach hinnehmen, sondern ihn klar zurückweisen und in aller Form verurteilen. Unterstützen wir doch gescheiter und prioritär jene Airlines, denen wir vertrauen können und die den Reisebüros ihre Bereitschaft zu einer fairen Partnerschaft unter Beweis stellen. Wir sollten das umgehend tun, alle miteinander, konsequent und geschlossen – solidarisch eben.

Erwartungsgemäss ist in der Gebührenfrage nicht nur der europäische Dachverband (ECTAA) aktiv geworden ist, sondern auch der SRV. Beide Institutionen setzen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer wieder für unsere Branche und für faire Rahmenbedingungen ein. Insofern gebührt ihnen unser aller Vertrauen. Ich appelliere daher an Ihre Solidarität und bitte um Ihre persönliche Unterstützung der Verbandsanliegen – vor allem dann, wenn Reisebüros mit solch rüden Gebühren-Attacken konfrontiert und unter Druck gesetzt werden. Bedenken Sie bitte – WIR alle sind der SRV!

Man darf gespannt sein auf die Entwicklungen in der GDS-Gebührenfrage. Und auch auf Reaktionen aus dem Kreis der verschiedenen GDS (Amadeus, Sabre, Travelport), wo es bis dato doch erstaunlich ruhig geblieben ist.