Lufthansa-CCO: «Die Buchungen leiden nicht unter der GDS-Gebühr»

Jens Bischof hält klar an der Distribution Cost Charge und der neuen Vertriebsstrategie fest.

In einem Webinar der Association of Corporate Travel Executives (ACTE) nahm Lufthansa-CCO Jens Bischof gestern Dienstag Stellung zur neuen Distribution Cost Charge (DCC), im Volksmund GDS-Gebühr genannt. Wenig überraschend verkündete er, dass man an der Gebühr festhalten werde – «sie ist nur die Initialzündung unserer Strategie, die Vertriebslandschaft zu ändern und unser Technologie-getriebenes Verkaufsmodell voranzutreiben», so Bischof. Die Lufthansa Group sei aufgrund neuer Technologien, aber auch neuem Kundenverhalten dazu bewogen worden, diesen Schritt zu gehen. Schliesslich habe man in den letzten Jahren eine signifikante Abwanderung von Geschäftsreisekunden zu den Low Cost Carriers gesehen, deren Tickets auch ausserhalb der GDS-Umgebung gebucht würden.

Einmal mehr betonte Bischof dabei die distributive Freiheit, die man durch die 16-Franken-Gebühr wiedergewinnen könne, und die neuen Möglichkeiten ausserhalb der GDS-Welt. Die Services der GDS anerkennt Bischof durchaus, findet es aber unfair, wenn sich sämtliche Kunden an den dadurch entstehenden Kosten beteiligen sollen. Die DCC sorge nun für eine faire Kostenverteilung und stelle im Umkehrschluss eine Art Incentive für Partner da, die künftig eine direkte Verbindung zur Lufthansa Group suchen würden.

Was die neuen technologischen Alternativen angeht, sagt Bischof, dass alleine in den letzten vier Monaten mehr Bewegung in den Markt gekommen sei als in den fünf Jahren zuvor. Die Lufthansa Group selber habe ebenfalls viel in Direct-Connect-Lösungen investiert und sei in «fortgeschrittenen Gesprächen» mit diversen Technologiedienstleistern. In Kürze sollen entsprechende News präsentiert werden. Auch mit Travel Management Companies sei man in Gesprächen und erwarte Resultate in den nächsten paar Monaten. Verhandelte Geschäftstarife und Discounts könnten aber heute schon auf der Agenten-Plattform und auf Lufthansa.com eingebettet werden.

Ausserdem nimmt Bischof Stellung zur Strategie einiger Agenten, die Tickets der Lufthansa-Gruppe neuerdings einfach über Codeshare-Partner auszustellen und die DCC damit zu umgehen. Dies sei möglich und werde vor allem in den USA auch oft praktiziert, beeinträchtige die Strategie der Lufthansa aber nicht. Die Buchungssituation leide darunter nicht; im Monat September sehe er keine signifikante Abwanderung von Kunden. Medienberichte, wonach ein deutliches Shifting zu anderen Airlines zu sehen sei, bezeichnet er als unseriös: «Aufgrund einer einzelnen inoffiziellen Zahl eines einzigen GDS, dazu noch für den von Streiks betroffenen September, lässt sich sicherlich keine solche Aussage machen.»

Zusammenfassend sagt Bischof, dass die Lufthansa viel Kritik habe einstecken müssen, besonders was die Vorgehensweise der DCC-Einführung eingehe. Die Frage, ob eine frühere Ankündigung diese Kritik abgeschwächt hätte, beantwortet er aber mit einem Nein: «Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt dafür.»

Und zum Schluss machte der Lufthansa-CCO noch eine Ankündigung, was die NDC-Initiative der IATA angeht: «Per Ende Jahr werden wir ein NDC-Pilotprojekt starten. Der neue Datenstandard passt gut in unsere Strategie.»