Kuba – das Trendziel schlechthin

Kuba bietet Kolonialstädte, wunderschöne Natur, eine vielseitige Kultur und gastfreundliche Einwohner, die viel zu erzählen haben.

Wer Kuba noch in seinem alten Flair erleben möchte, muss sich sputen. Seit US-Präsident Barack Obama die Eiszeit zwischen den beiden Ländern für beendet erklärt hat und im März sogar selber in den sozialistischen Inselstaat gereist ist, buhlen US-Unternehmen um Genehmigungen, Geschäfte auf der grössten Insel der Antillen tätigen zu können. Als erste Hotelgruppe konnte Starwood Hotels & Resorts verkünden, in diesem Jahr die ersten drei Hotels in der Hauptstadt Havanna übernehmen zu können. Diese werden im Laufe des Jahres für Millionen renoviert, um Ende 2016 – so ist es zumindest geplant – als Luxushotels wieder eröffnet zu werden.

Hotels hat die Insel dringend nötig, denn ab Herbst sollen nach mehr als 50 Jahren die ersten kommerziellen Linienflüge zwischen den USA und Kuba angeboten werden.

Bereits im letzten Jahr erlebte Kuba einen Boom von touristischen Einreisen, ein Trend, der sich dieses Jahr weiter fortsetzt. Alle möchten noch das authentische Kuba besuchen. Dies bedeutet aber auch, dass man frühzeitig buchen und sich eingehen beraten lassen sollte. Denn die Kubaner haben Lunte gerochen und die Preise bereits angehoben. «Für uns ist es daher umso wichtiger, die Qualität, die wir unseren Gästen bieten wollen, sicher zu stellen», erklärt Andreas Blass, CEO der Destination Management Company Caribbean Tours, die sich unter anderem auf Kuba spezialisiert hat und bereits seit Jahren vor Ort tätig ist. Zimmer in Top-Hotels in Havanna oder Trinidad seien während der Hochsaison schwierig zu bekommen. Mietwagen seien ebenfalls schnell vergriffen. Klassische Rundreisen bis nach Holguin und Santiago di Cuba im Osten würden teurer.

CapitolNoch der 50er-Jahre-Flair erleben

Während Kuba lange Zeit stillstand, verändert sich das Land zurzeit rasant. Schlendert man heute durch die kubanische Hauptstadt Havanna, fühlt man sich aber immer noch direkt in die 50er-Jahre zurückversetzt. Von der Globalisierung ist bisher nicht viel zu spüren – aber wie lange wird das noch so bleiben? Die Menschen sehnen sich nach Fortschritt und Wohlstand. Doch der karibische Staat wird dabei sicher viel seiner Authentizität einbüssen, so die Befürchtungen.

Aber noch sitzen betagte Habaneros, die genüsslich ihre Zigarren paffen, in den Hauseingängen. Ein paar Strassen weiter bringen die rasselnden Rumba-Rhythmen einer Strassen-Session das Blut in Wallungen, während abgewetzte amerikanische Oldtimer vorbei fahren. Das typische Bild Kubas ist von der Realität oft nicht allzu weit entfernt. Unzählige Che Guevaras blicken von den Wänden, und wer den gutmütigen Kubanern ein offenes Ohr schenkt, bekommt wehmütige Geschichten über Fidel Castro zu hören.

La_Bodeguita_del_MedioAuf den Spuren von Hemingway

Auf einer Tour de Havanna mit einem Guide erfährt man viel Spannendes über die vielfältige Geschichte der Stadt. Sie führt zu den schönsten Plätzen Havannas – vom Capitolio, dem Regierungssitz der Stadt, bis zu den Feria-De-San-José-Märkten, auf denen man günstig Lederwaren einkaufen kann. Absolutes Must-see: die Romeo-Y-Julieta-Zigarrenfabrik. Dort kann man zuschauen, wie der beliebteste Export des Landes gerollt wird. Auf den Spuren von Ernest Hemingway begibt man sich, wenn man beispielsweise die Bar La Bodeguita del Medio gesucht. Diese Stammbeiz des berühmten Schriftstellers ist bekannt für seine Cocktails und serviert selbstverständlich auch das Nationalgetränk der Kubaner, den Cuba Libre. Das Hotel Ambos Mundos, das im Herzen der Altstadt liegt, wurde in den 1920er-Jahren erbaut. Hier schrieb Hemingway 1943 seinen Roman «Wem die Stunde schlägt» und das Zimmer mit Schreibmaschine und anderen Utensilien kann besichtigt werden. Einen Besuch wert ist auch die wiedereröffnete Bar Sloppy Joe’s, wo Hemingway ebenfalls regelmässig Gast war. Sie wurde 1965 im Zuge von Castros Enteignungswelle geschlossen, 50 Jahre später werden wieder kühle Drinks und leckere Tapas an der 18-Meter-Theke serviert.

Von Rumba bis Son Cubano

Entfernt man sich von ausgetretenen Touristenpfaden hin zu weniger touristischen Gässchen, kann man Havanna von seiner kubanischsten Seite erleben. In der Stadt, durch deren Adern Musik fliesst, findet man sich schon mal inmitten einer Rumba-Strassen-Session wieder. Schliesslich entstanden in Kuba einige der bekanntesten Latino-Rhythmen und Tänze, darunter der Son Cubano, der Mambo, der Rumba (ursprünglich von afrikanischen Sklaven importierte Musik) und der Cha-cha-cha. Der Son Cubano war lange Zeit als «Musik der alten Herren» in Vergessenheit geraten, seit einiger Zeit fühlen sich die Kubaner allerdings wieder stark mit dem Musikstil verbunden. Einen herrlichen Blick über die Stadt geniesst man von der Dachterrasse des Hotels Iberostar Parque Central an der Prachtmeile Paseo del Prado. Sie ist auch für Nichtgäste offen und man sieht bis hinüber zum Kapitol, das dem gleichnamigen Gebäude in Washington D.C. nachempfunden wurde und besichtigt werden kann.

TaenzerIm ehemaligen Präsidentenpalast befindet sich heute das Museo de la Revolución. Es beherbergt zahlreiche Erinnerungsstücke an die Revolution, unter anderem die Yacht «Granma», auf der 1956 unter Fidel Castro 82 Revolutionäre von Mexiko nach Kuba übersetzten. Ebenfalls spannend ist das Museo de Navegación, das im Castillo de la Real Fuerza untergebracht ist. Es entführt in die Zeit der Schatzgaleonen mit erbeuteten Goldbarren und Silbermünzen.

Naturparadies und historischer Luxus

Neben der Hauptstadt hat Kuba auch wunderschöne Sandstrände zu bieten. Die Strände der Playas del Este, darunter Havannas Hausstrand Santa Maria, sind etwa 20 Kilometer entfernt. Die Oststrände, auf denen sich Einheimische wie Touristen tummeln, sind sauber, schön und gut ausgestattet.

Auch nur 90 Minuten vom Hauptstadttrubel entfernt befindet sich das Paradies von Kuba. Es heisst Las Terrazas, ist eine Öko-Community, das erste Biosphärenreservat Kubas und liegt mit seinen klaren Seen in der sattgrünen Landschaft des Bergs Sierra del Rosario. Hier blüht auch Kubas Nationalblume, die Schmetterlingsblume. Der Rio San Juan lockt zu einem erfrischenden Bad. Nicht weit entfernt liegt das Tal Valle de Viñales, das 1999 von der UNESCO zur «Kulturlandschaft der Menschheit» ernannt wurde. Hier soll auch der beste Tabak der Welt angebaut werden. Die Topografie ist geprägt von riesigen Kalksteinkegeln, die Mogotes genannt werden. Ihr Äusseres lädt zu Kletter- und Wandertouren, ihre Höhlen zu mystischen Underground-Trips. Oder man unternimmt einen Ritt über Berg und Feld.

Das an einer kleinen Bucht gelegene Cienfuegos zieht mit den Überresten des Reichtums aus der Goldenen Ära des Zuckerrohrs in seinen Bann. Überall stehen noch die gut erhaltenen Haziendas der Zuckerbarone. In welchem Überfluss die Siedler einst lebten, zeigt sich beim Besuch des Palacio de Valle: eine Prunkvilla im maurischen Stil, die 1913 auf einer in die Bucht hineinragenden Landzunge als Wohnsitz für den spanischen Zuckerbaron Acisclo del Valle erbaut wurde. Heute befindet sich darin das gleichnamige Restaurant mit herrlicher Dachterrasse und Panoramablick über die Stadt, die auch «Perle des Südens» genannt wird.

OldtimerTrinidad – Museumstadt Kubas

Am besten plant man Cienfuegos als Zwischenstopp auf dem Weg nach Trinidad ein. Auch die «Museumsstadt Kubas», wie Trinidad auch genannt wird, blickt auf einen Zuckerrohr-Goldrausch zurück. Einst standen hier über 50 Zuckermühlen und produzierten ein Drittel von Kubas weissem Gold. Doch während der Unabhängigkeitskriege wurden die Plantagen zerstört. Geblieben sind prächtige Villen mit antiken Möbeln und edlen Kronleuchtern, dekoriert mit italienischen Fresken. Fidel Castro erklärte Trinidad 1965 zum Nationaldenkmal und 1988 wurde die Stadt dann auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Mindestens ebenso schön wie Trinidad ist der Parque Nacional Topes de Collantes, der knapp acht Kilometer ausserhalb der Stadt beginnt. Eine Regenwald-Welt aus Wasserfällen, Flüssen und Höhlen mit Magnolien- und Mahagonibäumen, Kolibris und Schmetterlingen. Zwei Wanderrouten führen durch dieses Paradies.

Für Taucher lohnt sich ein Abstecher auf die Halbinsel Ancón. Dort befindet sich die grösste Korallenbarriere des Landes, welche Korallenflecken, bis zu fünf Meter hohe Furchen, Tunnel, kleine Kanäle und sonstige Unebenheiten umfasst und zu Erkundungen einladen. Bemerkenswert sind das Vorkommen der schwarzen Koralle, die grosse Vielfalt von Schwämmen, die verzweigten und fedrigen Gorgonien sowie die Meeresfächer und Tropenfische.

Valle_de_VinalesWasserfallDirekter Kontakt mit den Einheimischen

Eine schöne Möglichkeit, das Land ganz authentisch kennen zu lernen, sind die unzähligen schmucken Privatquartiere, die sogenannten Casas Particulares. Dank findiger Eigentümer und kooperativen Behörden werben heute mehr als 600 solcher Unterkünfte um ausländische Gäste. Die Zimmer in kleinen, privaten Pensionen können meist in Kombination mit ein paar Mahlzeiten gebucht werden. Wenn man nicht allzu viel Wert auf Privatsphäre legt, ist das die beste Art, um in Kontakt mit den gastfreundlichen Kubanern zu treten − beim gemütlichen Beisammensitzen werden mitunter langfristige Freundschaften geknüpft.