Roadtrip durch die Tropen der USA

Multikulturelle Metropolen, aufregende Vergnügungsparks, schneeweisse Strände, tropische Sümpfe – eine Rundreise durch Florida ist vor allem eins: abwechslungsreich.

Kein anderer Bundesstaat der USA hat so viele Spitznamen wie Florida. Sunshine State (auch wenn es eigentlich fast jeden Tag einmal regnet), Orange State, Tropical State, Alligator State, leider auch Hurrican State, dann gerne auch mal «God’s Waiting Room» in Anspielung auf die zahlreichen Senioren, die nach ihrer Pensionierung hierhin ziehen. Und genau so vielseitig wie die Namensgebung ist auch der Staat selber. Multikulturelle
Metropolen im Osten, schneeweisse Traumstrände im Westen, gigantische Vergnügungsparks in der Mitte, die tropischen Sümpfe im Süden – kein Wunder, kamen letztes Jahr 100 Millionen Besucher nach Florida, ein USA-weiter Rekord.

Die klassische Florida-Rundreise hat – mit etwas Phantasie – die Form einer Neun: oben ein Kringel mit Miami, Orlando, Tampa und Fort Myers, unten dann der Abstecher nach Key West. Viele Reiseveranstalter schreiben eine solche Reise mit zehn Tagen aus, was das absolute Minimum ist. Zwei, noch besser drei Wochen sollte man sich schon Zeit nehmen, um den Staat in all seinen Facetten zu erleben.

Multikulti, Partys und viel Geld

Wer in Miami landet, erlebt zu Beginn seiner Florida-Reise vielleicht nicht den entspanntesten oder landschaftlich schönsten, aber sicherlich buntesten und schrillsten Teil. Miami ist ein regelrechter Schmelztiegel der Kulturen: Auf der einen Seite der typisch amerikanische Einfluss, wonach grösser und schneller und lauter immer besser ist, auf der anderen Seite das tropische Flair, das vor allem durch die grosse Gemeinschaft der Exilkubaner geprägt ist.

Das Stadtviertel Little Havanna ist denn auch ein Must unter den Sehenswürdigkeiten Miamis, genauso wie ein Spaziergang am vor Narzissmus triefenden Ocean Drive, ein Besuch des Art- Deco-Viertels in South Beach oder einen Abstecher nach Coral Gables, eine der reichsten Gemeinden der USA.

Die Stadt boomt, vor allem der Stadtteil Downtown. Dort eröffnet zurzeit ein Hotel nach dem anderen, insbesondere im Luxusbereich. Me by Melià mit einer jetzt schon berühmten Dachterrassenbar, das East Miami im Brickell City Center, The Langford im historischen Gebäude der ehemaligen Miami National Bank… Downtown Miami wird noch stärker zum Szenequartier.

Auf dem Weg Richtung Norden drängen sich schon nach wenigen Kilometer zwei Stopps auf. Der erste ist Fort Lauderdale: etwas kleiner und weniger laut als Miami, besser erreichbare Strände, und vor allem ein Netz von Wasserwegen, das ihm den Übernamen «Venedig von Amerika» eingebracht hat.

Der zweite ist Palm Beach – nun ja, eine Stadt der Reichen und Schönen, gut geeignet für eine Runde Golf auf den über 150 Plätzen in der Umgebung oder für einen kostspieligen Shopping-Trip. Dann aber geht’s endgültig die «Treasure Coast» hinauf in ein Gebiet, wo es etwas weniger elitäre Unterhaltung gibt.

Die Hauptstadt der Freizeitparks

Der Stadt Orlando und ihrer Umgebung tut man wohl nicht unrecht, wenn man sie auf ihre Themenparks reduziert – sie selbst tut es auch und nennt sich gerne «Welthauptstadt der Freizeitparks». Die weitläufige und topfebene Landschaft mit ihren unzähligen Seen und Tümpeln bietet ideale Voraussetzungen für die Anlegung von malerischen Parks. Alleine das Walt Disney World Resort besteht aus vier Themenparks, zwei Wasserparks, einer Vergnügungsmeile namens Disneysprings und zahlreichen Hotels.

Unweit davon entfernt befindet sich das Universal Orlando Resort, das im nächsten Jahr durch einen spektakulären Wasserpark namens Volcano Bay ergänzt wird. Noch mehr Wasser gibt’s im auf Meerestiere aller Art ausgerichteten Sea Life – inklusive der Discovery Cove, in der man im Rahmen eines Ganztagesprogramms mit Delfinen schwimmen, mit tropischen Fischen schnorcheln und am Grand Reef ausspannen kann.

Manta Dips a Wing at SeaWorld Orlando 2

Die Parks warten jedes Jahr mit neuen, aufregenden Attraktionen auf: In diesem Jahr etwa geht es bei Universal neu mit massiven Off-Road-Autos durch Skull Island, dem Königreich von King Kong, während Walt Disney mit dem Eiskönigin-Abenteuer «Frozen Ever After» und vier neuen Shows punkten will und in Seaworld die höchste, schnellste und längste Achterbahn Orlandos, «Mako» genannt, ihren Betrieb aufgenommen hat.

Nicht mal eine Stunde von Orlando entfernt liegt Cape Canaveral, das bekannteste Raketenstartgelände der Welt. Das Besuchergebäude des Kennedy Space Center, KSC Visitor Complex genannt, ist zwar kein Freizeitpark im eigentlichen Sinne, aber ein überaus unterhaltsames Informationszentrum inklusive Imax-3D-Kino.

Bereits auf dem Weg an die Westküste Floridas befindet sich das Legoland sowie Busch Gardens Tampa. Letzterer Park steht ganz im Zeichen von Afrika – auch hier sorgt eine Mischung von Zoo und Fahrgeschäften für Unterhaltung.

Die weissesten Strände des Landes

Dabei ist die Gegend rund um Tampa eigentlich nicht für Vergnügungsparks bekannt, sondern für ihre Strände. Vor allem die Halbinsel mit St. Petersburg und Clearwater rühmt sich, die weissesten Strände des ganzen Landes bei sich
zu haben. So dreist ist die Behauptung gar nicht, schliesslich sehen zahlreiche Rankings wie etwa die Traveler’s Choice Awards von Trip Advisor die Sache ähnlich und überhäufen die Strände alljährlich mit Auszeichnungen. Wer es genau wissen will: St. Pete Beach schaffte es auf Platz 2 der US-Charts, Clearwater Beach auf Platz 8.

Pete_Beach

Auch wenn der Sand überall weiss und das Wasser überall seicht und warm ist, unterscheiden sich beiden Strände doch ziemlich. In Clearwater gibt es zahlreiche Hotels und Unterhaltungsmöglichkeiten, es geht lebhaft zu und her, wenn auch bei weitem nicht so lebhaft wie an der Ostküste. In St. Petersburg hingegen beherrschen Eigentumswohnungen die Küste, es ist weniger kommerziell und entsprechend ruhiger.

Dabei kann man in der Gegend nicht nur baden und faulenzen. Aufgrund der häufigen Gewitter ist das auch nicht immer möglich. St. Pete und Clearwater laden dann zum Craft Beer Trail ein, einem Streifzug durch die Mikrobrau-Szene der Region. Tampa mit dem internationalen Flughafen ist nicht nur das Tor zur Region, sondern überzeugt auch kulturell – sei es im über 100 Jahre alten und frisch renovierten Tampa Theatre oder im kubanischen Viertel Ybor City. Ausserdem beheimatet die Region eine der eindrücklichsten Brücken des Landes: die Sunshine Skyway Bridge, die St. Petersburg mit Bradenton verbindet.››

Apropos: Bradenton und Sarasota, die nächsten Must-sees auf unserer Reise, gelten als kulturelles Zentrum Floridas. Bradenton hat sich vor allem auf die Geschichte des alten Floridas spezialisiert und empfiehlt einen Besuch des Manatee Village Historical Parks, ein Open-Air-Museum über die frühere Lebensweise in der Region. In Sarasota sollte man sich das Ringling-Museum mit einer der wichtigsten Kollektionen von Barock-Gemälden, das Museum für Oldtimers oder das Sarasota-Orchester nicht entgehen lassen. Und keine Angst – auch hier gibt es nach einer Ladung Kultur den obligaten schneeweissen Sandstrand zum Relaxen.

Auf Sumpftour

Wir befinden uns nun übrigens auf dem Tamiami Trail, der aus dem einfachen Grund so heisst, weil er TAMPA mit MIAMI verbindet. Er ist nicht die schnellste, aber sicherlich interessanteste Route zwischen den beiden Städten, und die Strassenmaut spart man sich erst noch. Ab hier gibt die Natur den Ton an – weiter unten in den Everglades sowieso, aber auch die Küstenstädte Fort Myers und Sanibel setzen bereits
stark auf Naturerlebnisse und Umweltschutz. Das absolute Natur-Highlight der Region ist der Great Calusa Blueway – ein nicht weniger als 300 Kilometer langer Wasserweg, der sich vorzüglich mit dem Kajak oder Kanu entdecken lässt und der mit ausgeschilderten Routen, Bootsverleihungen, Campingplätzen, Restaurants und Unterkünften bestens erschlossen ist.

Everglades

Weiter südlich ist man dann endgültig in den Everglades angelangt. Folgt man dem Tiamami Trail, der nun quer durchs Land führt und die nördliche Grenze des Nationalparks darstellt, gelangt man zum Shark Valley Visitor Center. Von dort führt eine Tram-Tour mitten in den Park hinein – eine beliebte Möglichkeit, die Pflanzen- und Tierwelt der Everglades zu besichtigen, die im Shark Valley besonders vielfältig ist. Die Alligatoren sind dabei nur ein kleiner – wenn zugegebenermassen auch spektakulärer – Teil der Flora und Fauna.

Die andere Möglichkeit, die Everglades zu erkunden, ist die Strasse von Florida City nach Flamingo. Sie führt einen wirklich ins Herz des Parks, vor allem dann, wenn man von Flamingo aus noch eine Bootstour dazubucht.

Inselhüpfen mit dem Auto

Und so haben wir den «Kringel» unserer Tour geschlossen und sind wieder in Miami angekommen. Eine Florida- Rundreise wäre allerdings unvollständig ohne einen Abstecher auf die Keys – wobei «Abstecher» nicht als Halbtages- Ausflug verstanden werden sollte, immerhin fährt man bis hinunter nach Key West rund dreieinhalb Stunden. Man darf sich gerne auch mehr Zeit nehmen; die Fahrt auf dem «Overseas Highway» mit seinen 42 Brücken ist an sich schon ein Spektakel, und dann sollte man auch nicht vergessen, dass es neben der südlichsten Insel noch andere «Keys» gibt, die einen Besuch wert sind.

Auf Islamorada beispielsweise lässt es sich prima paddeln, fischen und wandern, und nach dem Aktivausflug gibt’s ein Bier von einer der lokalen Brauereien. Nicht umsonst wird Islamorada liebevoll als «a drinking town with a fishing problem» (und nicht etwa umgekehrt) bezeichnet.

Von Big Pine Key können Ausflüge im Glasboden-Katamaran unternommen werden, Key Largo ist als Top-Tauchspot bekannt – unter anderem dank einem «Unterwasser-Jesus» – und auf Marathon kommen Tierliebhaber im Dolphin Research Center oder im Turtle Hospital auf ihre Kosten.

Allen Keys gemeinsam ist eine lebendige Kultur- und Gastroszene, die auf Key West ihren Höhepunkt findet. Wo schon Ernest Hemingway von Bar zu Bar zog, finden auch die heutigen Besucher das geeignete Lokal, um einen Abend zu verbringen. Aber auch hier gibt es Unerwartetes zu sehen: Hätten Sie etwa gedacht, dass es auf Key West ein nie genutztes Fort namens West Martello Tower gibt, das heute als Sitz des Key West Garden Clubs dient?

Und übrigens: Wer noch mehr Attraktionen nach seinem ganz eigenen Gusto sucht, sollte sich den Florida Attraction Finder anschauen. Auf visitflorida.triptuner. com/attractions/en kann man DJ spielen und die Regler zwischen «Thrill» und «Chill», «Popular» und «Hidden Gem» oder «High Tech» und «Natural» so lange verschieben, bis man die perfekte Ferienbeschäftigung gefunden hat.


ANKOMMEN UND HERUMKOMMEN

Swiss fliegt ein- bis zweimal täglich von Zürich direkt nach Miami. Die Flugdauer beträgt rund 10½ Stunden. Edelweiss steuert je nach Saison zwei- oder dreimal pro Woche Tampa Bay an, der Flug dauert rund 11 Stunden.

Für die Einreise benötigen Schweizer Staatsbürger einen gültigen biometrischen Reisepass sowie eine elektronische Reisegenehmigung, die man im Voraus mittels ESTAFormular online anfordern muss (https://esta.cbp.dhs.gov). Sie kostet USD 14 pro Person und erfolgt in der Regel innert Minuten. Einmal in Florida angekommen, ist für viele Reisende ein Mietwagen das bevorzugte Transportmittel. Die Strassen sind gut ausgebaut und sicher, die Distanzen überschaubar. Einige Beispiele:

• Miami–Tampa: 4:15 Stunden
• Tampa–Orlando: 1:30 Stunden
• Tampa–Fort Myers: 2:00 Stunden
• Orlando–Miami: 3:30 Stunden
• Miami–Key West: 3:30 Stunden

In Florida ist die Dichte an mautpflichtigen Strassen und Brücken landesweit am höchsten. Viele Zahlstellen akzeptieren mittlerweile kein Bargeld mehr. Die meisten Mietwagenfirmen haben ihre Autos beim «Toll-by-Plate»-System registriert oder einen «Sunpass»- Transponder installiert, bei dem der Wagen automatisch registriert wird. Die Gebühren bezahlt man dann am Schluss der Reise. Aufpassen muss, wer sein Mietauto ausserhalb von Florida angemietet hat.

Reisen_Florida