«In den Ferien schätze ich oft das Einfache, die Ruhe und Abgeschiedenheit

Auf Ibiza, ihrer zweiten Heimat, kann die Mitgründerin und Co-Direktorin des Zurich Film Festival abseits der abseits der Touristenströme neue Energie tanken.

Nadja Schildknecht, was beschäftigt Sie so kurz vor der Eröffnung des 12. Zurich Film Festival (ZFF) am meisten?

Da gibt es unzählige Sachen, die gleichzeitig funktionieren müssen und wir alle hoffen, dass alles, was wir mit dem Team erarbeitet haben, auch aufgeht. Zum Beispiel, dass die ausgewählten Filme beim Publikum ankommen und dass während diesen elf Tagen das Festivalfieber und dieses Fest für das Kino in Zürich spürbar ist.

Das ZFF ist eine Erfolgsgeschichte. Wie kam es dazu und welches Geheimnis steckt dahinter?

Ich werde oft auf den Erfolg des ZFF angesprochen und finde das auch schön. Wir ruhen uns aber nicht auf dem Erfolg aus, beschäftigen uns nicht gross damit, sondern arbeiten mit Herzblut und unserem Wissen, das wir uns in zwölf Jahren angeeignet haben, weiter. Wichtig ist, dass wir ein tolles, engagiertes Team haben und jeder das macht, was er am besten kann. Wir haben von Anfang an das Festival geglaubt und ein wenig Glück ist auch immer noch mit dabei.

Wie kann man grosse Namen der Filmwelt zu einem Besuch des ZFF bewegen?

Wie bei allem im Leben ist auch im Geschäftsleben Vertrauen überaus wichtig. Das konnten wir uns erarbeiten. Das ZFF steht inzwischen für eine hochwertige und geschätzte Veranstaltung, die der Filmbranche auch etwas bringt. Das hat sich herumgesprochen und die Mund-zu-Mund-Propaganda durch unsere bisherigen Akteure und Gäste bei Produzenten, Managern, Weltvermarktern usw. hat viel zur Festigung unseres guten Rufs beigetragen. Es ist trotzdem jedes Jahr eine Herausforderung, klingende Namen für einen Besuch zu gewinnen

Ist das ZFF für jedermann?

Ja, dafür präsentieren wir 140 Filme vom Action-Streifen über Liebeskomödien bis zum Kinderfilm. Wie bei den Stars streben wir auch bei der Filmauswahl eine breite Palette an, um die verschiedenen Bedürfnisse bei jüngeren als auch älteren Generationen abzudecken.

In welche Richtung wollen Sie das ZFF weiter entwickeln?

Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass es möglich ist, hier in Zürich ein Festival auf diesem Level zu etablieren. Wir werden weiter versuchen, der generellen Entwicklung der Filmbranche Rechnung zu tragen. Die Digitalisierung hat auch die Filmwelt verändert. Wir müssen mit der Zeit gehen und die Programmstruktur immer wieder hinterfragen und anpassen, wenn wir das Festival zu einem noch wichtigeren Hotspot für Persönlichkeiten aus der Branche und den Filmfans machen wollen.

Das ZFF ist inzwischen ein Gross-Event. Wie stark beschäftigt Sie das Thema Sicherheit?

Das Thema beschäftigt jeden Veranstalter, auch uns. Jetzt noch etwas vordergründiger als früher. Aber man kann nur bis zu einem gewissen Punkt Vorkehrungen treffen, eine Portion Schicksal spielt da immer noch mit. Unser Sicherheitskonzept wird immer wieder überprüft und angepasst, ich denke, dass wir dem Anlass entsprechend gut gerüstet sind.

Die Organisation des ZFF ist ein Ganzjahresjob. Haben Sie noch Zeit für Ferien?

Früher existierte das Thema Ferien für mich kaum. Seit ein paar Jahren weiss ich, wie wichtig sie sind und nehme mir nun auch Zeit dafür. Energie tanken und den Kopf etwas frei machen – das braucht jeder Mensch und ich geniesse das auch. Als Unternehmerin kann ich aber auch in den Ferien nicht ganz abschalten.

Gibt es ein Lieblingsziel, das Sie immer wieder besuchen?

Ja, ich bin oft auf Ibiza. Das hat aber nicht mit den Partys zu tun. Ich habe die Insel schon früh entdeckt und schätzen gelernt. Ich habe dort ein Haus und kann mich frei von Konventionen bewegen. Es ist für mich wie ein nach Hause kommen.

...und die Ruhe sowie den herrlichen Ausblick von ihrem Haus auf Ibiza.
…und die Ruhe sowie den herrlichen Ausblick von ihrem Haus auf Ibiza.

Welcher Ferientyp sind Sie?

Mein Leben ist sehr aktiv, deshalb suche ich eher die Ruhe und Abgeschiedenheit, um wieder Kraft zu tanken. Ich treibe etwas Sport und das Geniessen hat einen hohen Stellenwert. In den Ferien bevorzuge ich das Einfache, sei es im Dorfrestaurant oder bei der Kleidung. Bei verlängerten Wochenenden in Städten bin ich eher aktiver und auch interessiert, die kulturellen Seiten und Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.

Was darf im Reisegepäck nie fehlen?

Wichtig sind eigentlich nur die Kreditkarte und der Pass. Den Rest kann man sich besorgen. Auch das Handy ist ein steter Begleiter, denn als Unternehmerin mit doch einigen ganzjährig Festangestellten kann man nicht einfach zwei Wochen nicht erreichbar sein.

Gibt es ein Traumziel, das Sie unbedingt einmal besuchen möchten?

Da gibt es viele. Obwohl ich schon zahlreiche Ecken Asiens bereist habe, glaube ich, dass ich noch viele Orte nicht kenne und gerne besuchen möchte. Dann würden mich die Seychellen reizen, was meinem Wunsch nach Ausspannen und ruhigen Ferien entgegenkommen würde. Ich kann mir aber auch eine Safari in Afrika gut vorstellen. Ich bin ein vielseitiger Mensch, deshalb habe ich wohl auch so vielfältige Reiseträume. Ich hoffe, einiges davon lässt sich realisieren.

Erinnern Sie sich an ein spezielles Ferienerlebnis?

Man muss Ferien und Reisen unterscheiden. Als Model war ich sehr viel auf Reisen und habe zehn Jahre im Ausland gelebt. Da bekommt man das wahre Leben mit und ich schätzte den Kontakt mit den Leuten aus den verschiedensten Kulturen. Da bleiben natürlich etliche prägende Erlebnisse in Erinnerung, schöne und etwas weniger schöne. Auf Reisen habe ich auch erkannt, wie schön wir es hier in der Schweiz eigentlich haben.

Nadja Schildknecht schätzt ein gutes Essen am Hafen ...
Nadja Schildknecht schätzt ein gutes Essen am Hafen …

ZUR PERSON

Nach einer kaufm. Lehre in einer Immobilienfirma war Nadja Schildknecht über zehn Jahre als erfolgreiches Model in der ganzen Welt für diverse Marken auf dem Laufsteg oder vor der Kamera. Die heutige Unternehmerin gründete 2005 gemeinsam mit zwei Partnern das Zurich Film Festival (ZFF), das sich in kurzer Zeit zum internationalen Filmfestival entwickelte. Heute ist sie Managing Director und Co-Leiterin des ZFF und verantwortlich für das Finanzwesen, Marketing, Sponsoring und die Event-Organisation. Ebenso ist sie Vorstandsmitglied beim ZFF Donor Verein und Präsidentin im ZFF Supporter Verein. Wenn es die Zeit zulässt, referiert sie an Wirtschaftshochschulen zu den Themen Aufbau und Führung von Unternehmen, Marketingstrategie, Brand-Development und Sponsoring. Sie hat einen 8-jährigen Sohn. Das diesjährige Zurich Film Festival findet vom 22. September bis 2. Oktober statt.