Gastfreundschaft in der Zentralschweiz auf dem Prüfstand

Leistungsträger unterschätzen die Bedeutung.

Wissenschaftler der Hochschule Luzern haben in den vergangenen Monaten mit zwei Umfragen die Gastgeberqualitäten in der Zentralschweiz untersucht. Einerseits beurteilten 114 Vertreterinnen und Vertreter der Tourismusbranche die Wichtigkeit der Gastfreundschaft und die Zufriedenheit damit in der Zentralschweiz – und zwar aus Sicht der Gäste. Andererseits beantworteten 887 Touristen, grösstenteils aus dem Inland, und 496 Personen aus der hiesigen Bevölkerung die gleichen Fragen.

Eine erste Erkenntnis ist, dass die Branchenvertreter die Zentralschweizer Gastgeberqualitäten wesentlich kritischer taxieren, als dies die Gäste selbst und die Bevölkerung tun. Auf einer Skala von 1 (völlig unzufrieden) bis 7 (völlig zufrieden) beurteilen sie die Zufriedenheit mit der Gastfreundschaft nur mittelmässig, nämlich mit einem Durchschnittswert von 4,7. Deutlich besser fallen die Antworten der Gäste aus, die 6,2 Punkte vergeben; die durchschnittliche Einschätzung der Bevölkerung liegt bei 5,6 und ist also etwas näher an jener der Gäste als die der «Profis».

Trotzdem gibt es Verbesserungspotenzial, wie die Befragungen zeigen: Die Gäste wünschten sich insbesondere mehr Freundlichkeit, Herzlichkeit sowie Wertschätzung und Respekt. Die insgesamt gute Beurteilung ist umso bedeutender, als dass 48% der befragten Gäste Gastfreundschaft zu den drei relevantesten Faktoren für einen Buchungsentscheid zählen. Bei den Touristikern sind es lediglich 26%, die den Softfaktor unter die Top 3 setzen. Aus ihrer Sicht sind Landschaft und lokale Attraktionen ausschlaggebender. «Die Branchenvertreterinnen und -vertreter unterschätzen, wie wichtig Gastfreundschaft für Touristen ist. Das ist problematisch», sagt Jürg Stettler, Leiter des Forschungsprojekts.