Herausforderung starker Franken

Die neue Währungssituation betrifft auch das Veranstaltungsgeschäft, insbesondere Incentives.

Nachdem die Nationalbank den Euro-Mindestkurs aufgegeben hat, ist man sich landesweit völlig uneins über die mittel- und langfristigen Auswirkungen. Klar ist, dass die kurzfristige Verunsicherung und die Überreaktionen der Wirtschaft schaden. Insbesondere die Export-Industrie und der Tourismus werden die Folgen so oder so zu spüren bekommen. Die Schweiz ist für Ausländer teurer geworden. Das wird sich auch im Veranstaltungsgeschäft niederschlagen, insbesondere bei den Incentives und international ausgerichteten Kongressen.

In einer ersten Stellungnahme äussert sich Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus, wie folgt (gekürzte Version):

  • Eine profunde Lagebeurteilung der Auswirkungen der Mindestkursaufhebung kann erst in einigen Wochen vorgenommen werden, wenn sich die Märkte stabilisiert haben und sich das neue Währungsverhältnis und damit die preisliche Konkurrenzfähigkeit in den wesentlichen Gästequellmärkten abzeichnet.
  • Der Tourismus ist wie keine andere Branche den Auswirkungen von Wechselkursveränderungen ausgesetzt.
  • Ein Drittel aller Übernachtungen stammen aus dem Euroraum. Steigt der Franken um 1%, so muss der Schweizer Tourismus je nach europäischem Zielmarkt mit 0,5 bis 1% Logiernächterückgang rechnen.
  • Die Fernmärkte sind von der Frankenerhöhung in geringerem Masse betroffen. Die Mehrheit der Ferngäste kombiniert die Schweiz mit anderen europäischen Reisezielen. Dadurch schlagen die frankenbedingten Erhöhungen geringer auf die Gesamtreisekosten durch.
  • Entscheidend für die Intensität der sich abzeichnenden Krise ist das Reiseverhalten der Schweizerinnen und Schweizer. Sie machen fast 50% der Übernachtungen im Schweizer Tourismus aus. Die Attraktivität von Auslandsreisen hat deutlich zugenommen.
  • In unserer Beurteilung gehen wir davon aus, dass der Städtetourismus die Auswirkungen weniger spüren wird. Hier wird die allgemeine inskünftige konjunkturelle Entwicklung ausschlaggebend sein.

Massnahmen zur Abdämpfung:

  • Der Schweizer Tourismus muss den Weg der Innovation und der Qualität konsequent weiter gehen.
  • Das Kooperationspotenzial muss noch konsequenter genutzt werden.
  • Schweiz Tourismus wird in den nächsten Tagen die Wirkung und Effektivität geplanter Aktivitäten und Kampagnen in den europäischen Märkten analysieren und kurzfristige Anpassungen der Märktestrategie prüfen.
  • Die Diversifikation in die neuen, weniger währungssensitiven Märkte (China, Südostasien, Korea, Australien, Brasilien, Indien, Golfstaaten) gewinnt an Bedeutung.
  • Die Sicherung des Heimmarktes Schweiz hat höchste strategische Bedeutung für den Schweizer Tourismus. ST wird eine branchenweit konzertierte Offensive Schweiz, die das Erlebnis Schweiz ins Zentrum stellt, prüfen und mit der Branche diskutieren.
  • Die Evaluation von flexiblen Lösungen für verunsicherte ausländische Gäste − ob getätigte oder erst geplante Buchung − ist begrüssenswert. Dies würde dazu beitragen, die abrupt entstandene Planungsunsicherheit zu mildern. Solche Lösungen sind auf Ebene der Leistungsträger zu besprechen und zu treffen.

Über den Preis kann sich der Schweizer Tourismus definitiv nicht differenzieren. Umso mehr gilt es nun, das Erlebnis Schweiz mit Engagement und Können ins Zentrum der Wahrnehmung zu führen. Die Stärken der Schweiz als Ferien-, Reise- und Kongressland sind ungebrochen, das Land bietet nach wie vor Erlebnisse auf höchstem Niveau und zählt weltweit zu den bevorzugten Destinationen.