IATA-CEO: Harsche Worte gegen Agenten und GDS

Auf dem World Passenger Symposium in Abu Dhabi stellte der Weltluftfahrtverband seine Vision der künftigen Distribution dar.

Gestern ging das World Passenger Symposium der IATA über die Bühne. Die drei Kernpunkte der Diskussionen: Vereinfachen der Flughafenprozesse, Entwicklung des «Checkpoint of the future» und vor allem die Entwicklung einer «New Distribution Capability» (NDC). Das ist eine neue, XML-basierte Buchungsplattform, hinter der eine Reihe von Airlines (nicht alle!) stehen und welche gemeinsame Standards für die Darstellung des Airline-Contents definieren wollen.

Aufhorchen liessen vor allem die Worte von Tyler an die Adresse der Vertriebspartner, die wir hier im Original wiedergeben: «About 40% of ticket sales by value comes through airline websites. The rest is sold indirectly via travel agents using GDSs. As a result, it is impossible for the airline to tailor its offer to these customers. Furthermore, this model is focused only on finding the lowest ticket price, which is commoditising air travel even as airlines innovate their products. Airlines are trying to escape the commoditization trap through differentiation and merchandizing […] But the travel agent sees only fare codes — F, J, Y and their various derivatives — which cannot fully describe options available. Customers expect more.»

Zu Deutsch: «Rund 40% des Umsatzes im Flugticketverkauf werden über die Webseiten der Airlines generiert. Der Rest wird indirekt über Reisebüros umgesetzt, welche GDS benutzen. Das hat zur Folge, dass die Airlines ihr Angebot den Kunden nicht massgeschneidert anbieten können. Dieses Verkaufsmodell ist zudem auf den tiefsten Ticketpreis fokussiert, was dazu beiträgt, dass das Flugprodukt zur Massenware wird, obwohl die Airlines ihr Produkt ständig verbessern. Airlines versuchen dieser Falle zu entgehen, indem sie ihr Produkt und ihr Merchandising differenzieren. Die Reisebüro-Agenten hingegen sehen nur die Tarifcodes – F, J, Y und deren Ableitungen – welche die Angebots-Optionen nicht richtig abbilden können. Kunden erwarten da mehr.»

Damit wird den Agenten und GDS quasi unterstellt, für die massive Verbilligung des Flugprodukts in den letzten Jahren (eben die «Commoditization») verantwortlich zu sein und jetzt eine neue, mehr kundenorientierte Darstellung des effektiven Airline-Angebots zu verhindern. Das dürfte noch einige Reaktionen aus dem Retailerkanal und von den GDS nach sich ziehen.