Tunesien: Die Bier- und Bikini-Frage

Aussprache zwischen Tourismus-Vertretern und dem islamischen Wahlsieger.

Tunesien hat einen Übergangs-Präsidenten erhalten. Der frühere Menschenrechtsaktivist und heutige Mediziner Moncef Marzouki wird das Land ein Jahr lang als Staatschef führen, bis die neue Verfassung steht. Derweil sorgt sich Tunesiens Tourismussektor um die Zukunft ihrer Branche. Nach dem Wahlsieg der islamischen Partei Ennadha bestehen Befürchtungen, dass das Land künftig konservativ-islamisch ausgerichtet sein wird. Diesen Befürchtungen trat die Partei in einem Treffen mit Vertretern der Tourismusbranche nun entgegen. «Der Konsum alkoholischer Getränke und das Tragen von Badeanzügen sind individuelle Freiheiten, die sowohl Ausländern als auch Tunesiern garantiert sind», wird der Ennadha-Generalsekretär Hamadi Dschebali in der deutschen «Tageszeitung» zitiert. Die Tourismusvertreter ihrerseits brachten Ideen ein, wie der Tourismus wieder in Schwung gebracht werden könnte. Verschiedene Vorschläge zielten auf eine Förderung des Kulturtourismus, beispielsweise die Restaurierung christlicher und jüdischer Bauwerke.

Vor zwei Monaten kam in Ägypten eine ähnliche Diskussion auf; dort bestehen zum Teil Befürchtungen, dass bei einem sich abzeichnenden Wahlsieg der Muslimbrüder Bikinis und alkoholische Getränke von den Stränden verbannt werden könnten.