US Airways hat Delta im Visier

Der Konzentrationsprozess am US-Lufthimmel geht – möglicherweise – bereits in die nächste Runde. Und wieder prescht US Airways (US) vor, welche erst vor einem Jahr die Integration von America West Airlines vollendete.

Vorletzte Woche hatte US angekündigt, die angeschlagene Konkurrentin Delta Air Lines (DL) übernehmen zu wollen. Der rund acht Milliarden Dollar (4 Mrd. Bar, 4 Mrd. in Aktien) schwere Übernahmevorschlag ist ein «unfriendly takeover», denn der gebotene Preis liegt deutlich über dem Handelswert von Delta, und die Offerte kam erst, nachdem Delta-CEO Gerald Grinstein ein Treffen zwischen den beiden Parteien ausschlug, woraufhin US Airways den Brief ihres CEO Doug Parker an Grinstein mit den geplanten Details zur Fusion aller Öffentlichkeit zugänglich machte. Grinstein will nun die Sache zwar überprüfen, stellt aber den Wunsch nach Unabhängigkeit von Delta in den Vordergrund. Die Börse reagierte allerdings bereits wohlwollend (= mit Kursaufschlägen) auf die Ankündigung von US Airways.

Laut Vorstellungen von Parker würde die neue Airline unter dem Namen Delta und unter seiner Leitung fliegen. Parker sieht auch die Möglichkeit von 1,65 Mrd. Dollar an Synergien. Delta, zurzeit noch unter Chapter 11, muss bis zum 15. Februar 2007 einen Restrukturierungsplan vorlegen. Sollte US Airways bis zu jenem Zeitpunkt die wichtigsten Delta-Kreditoren von ihren Plänen überzeugen können, würde Delta wohl die Kontrolle über ihre Reorganisation verlieren. Sollte Delta aus Chapter 11 austreten, käme der Deal laut Parker allerdings nicht mehr in Frage, da Nachverhandlungen bei Delta, also Kostenreduktionen, viel schwieriger würden.

Fragen gibt es aber noch viele: Wo würde der Firmensitz sein, Atlanta (DL) oder Tempe (US)? Wieviele Mitarbeitende – zurzeit 51000 bei DL und 35000 bei US – müssten «wegrationalisiert» werden? Welcher Shuttle Carrier – beide Airlines haben im Nordosten der USA einen – müsste abgeschafft werden? In welcher Allianz würde die fusionierte Airline mitwirken, Skyteam (DL) oder Star Alliance (US)? In letzterem Punkt spricht eigentlich alles für Skyteam, da United in der Star Alliance bereits eine starke Position hat und das Konglomerat UA/DL/US in einer Allianz aus Wettbewerbsgründen wohl kaum behördlich abgesegnet würde.

Falls Delta auf den Vorschlag eintritt, will US Airways eine Due Diligence bis Mitte 2007 abschliessen. Damit würden die Expansionspläne, darunter auch in die Schweiz (TI berichtete), wohl vorerst auf Eis gelegt sein.