Der Knopfdruck von Aida-CEO Felix Eichhorn zum Start der computergesteuerten Stahl-Brennmaschine war gestern Mittag auf der Meyer Werft in Papenburg (D) wenig spektakulär, die Symbolkraft dieses Aktes dafür umso grösser: Mit dem ersten Stahlschnitt wurden die Bauarbeiten für das weltweit erste mit LNG (Flüssiggas) angetriebene Kreuzfahrtschiff aufgenommen. Aida hat bei Meyer zwei dieser neuen 180000-BRZ-Einheiten mit je rund 2500 Kabinen bestellt (Helios-Klasse), die im Herbst 2018 und im Frühjahr 2021 die Aida-Flotte verstärken werden.
Es zählen die «inneren Werte»
Gleichzeitig präsentierte erste Renderings dieser neuen Schiffsklasse zeigen das Bild eines modernen Megaliners, bei dem (ähnlich wie bei der Aida Prima und Perla) vor allem die tief gelegene Aussen-Promenade ins Auge sticht, hingegen ohne die beiden Glastürme hinten. Auch sonst werden Features der Prima und Perla (wird Ende Juni in Mallorca getauft) wie z.B. der Beach Club oder der Fundom Four Elements auf der Helios-Klasse anzutreffen sein – «dazu gibt es weitere neue Innovationen», versprach Eichhorn. So wird die Zahl der Restaurants auf 14 und diejenige der Bars auf 23 ansteigen. Erstmals wird es zudem Einzelkabinen geben.
Es sind aber vor allem die «inneren Werte», welche den Neubau als Zeitenwende charakterisieren: Erstmals werden LNG-Motoren von Catapillar/MaK eingesetzt, welche einen 100%-Betrieb des Schiffes mit Flüssiggas erlauben. Das Schiff wird dazu mit LNG-Tanks ausgestattet, dies im Gegensatz zur Prima und Perla, deren Dual-Fuel-Motoren zwar auch LNG verbrennen, aber nur in den Häfen. Die Bedeutung von LNG für den Betrieb von Kreuzfahrtschiffen kann hinsichtlich der permanenten Umweltdiskussionen nicht hoch genug eingeschätzt werden: LNG verbrennt praktisch schwefel- und russrei, die Stickoxide verringern sich gegenüber dem herkömmlichen Schweröl um 90%, CO2 um 25%.
LNG-Technologie auf dem Vormarsch
Erste Nordlandfähren haben die LNG-Technologie bereits übernommen, jetzt nimmt sich auch die Cruise-Industrie ernsthaft diesem Thema an: Nebst Aida haben bereits auch Costa, Royal Caribbean, MSC, Carnival und P&O neue LNG-Liner bestellt oder angekündigt, insgesamt 13 Einheiten. Eine Herausforderung ist aber noch nicht gelöst: Die globale Verfügbarkeit von LNG (Bunkerstationen in den Häfen) muss in den nächsten Jahren rasant vorangetrieben werden.
Beat Eichenberger, Papenburg
