Deutsche Reisewirtschaft um 80 Prozent eingebrochen

Am Mittwoch demonstriert die Branche in Berlin für mehr Unterstützung vom Staat.
DRV-Präsident Norbert Fiebig © DRV/Wyrwa

Die wirtschaftliche Situation der deutschen Reisewirtschaft verschlechtert sich aufgrund der Coronakrise dramatisch. Nach einem leichten Anstieg der Buchungen in den Sommerferien bricht das Urlaubs- und Geschäftsreiseaufkommen nun wieder wie im Frühjahr dieses Jahres zusammen. Die Verluste häufen sich von Monat zu Monat und damit stehen hunderttausende Arbeitsplätze bei den rund 2300 Reiseveranstaltern und 11’000 Reisebüros in Deutschland auf dem Spiel. Der Deutsche Reiseverband (DRV) rechnet für die Zeit von März bis zum Jahresende mit einem Umsatzeinbruch von über EUR 28 Mia. bei Reiseveranstaltern und Reisebüros. Das entspricht einem Umsatzrückgang von rund 80 Prozent.

Durch Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften erlebe die Reisewirtschaft bereits jetzt einen zweiten Lockdown, so der DRV. Aus diesem Grund demonstriert die Reisewirtschaft gemeinsam mit der Veranstaltungsbranche am Mittwoch, den 28. Oktober in Berlin, um unter dem Motto «Fünf nach zwölf» die dramatische Lage von Reiseanbietern, Vermittlern und den touristischen Dienstleistern wie Mietwagenfirmen, Reservierungssystemanbietern oder Flughäfen zu verdeutlichen.

«Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung bezüglich Gesundheitsschutz und Risikominimierung sehr ernst und wenden umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen für Urlaubs- und Geschäftsreisen an. Das ist auch der Grund dafür, dass etwa Pauschalreisen vergleichsweise sicher sind und zu keiner Zeit nennenswert zu den steigenden Virusinfektionen in Deutschland beitrugen. Wenn die Bundesregierung die Branche aber durch einen Zick-Zack-Kurs bei Test- und Quarantäneregeln oder durch das Chaos im Zusammenhang mit dem Beherbergungsverbot in den Lockdown zwingt, muss sie auch für die entsprechende wirtschaftliche Unterstützung der Branche sorgen», mahnt DRV-Präsident Norbert Fiebig weitere Hilfe für die deutsche Reisewirtschaft mit ihren insgesamt fast 3 Millionen Arbeitsplätzen an.

Die deutsche Bundesregierung hat Unterstützung in Form von Überbrückungshilfen insbesondere für KMU, die bis Jahresende gewährt werden, auf den Weg gebracht. Damit die Branche und damit auch die Arbeitsplätze auch künftig erhalten bleiben, bedürfe es weiterer Unterstützung der Politik. So sei es unter anderem erforderlich, zur Existenzsicherung eine Erstattung des Unternehmerlohns einzuführen.

Damit könnten soloselbständige Einzelunternehmer mit und ohne Angestellte einen pauschalen Unternehmerlohn als Betriebskostenzuschuss erhalten, der nicht von der Grundsicherung abgezogen wird. Darüber hinaus sei die Deckelung der Überbrückungshilfen auf EUR 50’000 pro Monat zu kritisieren. Dieser Betrag sei für die grösseren der mittelständischen Unternehmen schlicht nicht ausreichend. «Dies sind wichtige Stellschrauben und notwendige Hilfen, um das Überleben der Unternehmen im Coronawinter zu ermöglichen», so DRV-Präsident Fiebig. (TI)