Die Reisebranche ist in den Medien so präsent wie noch nie

Die Ängste und Nöte der Reiseindustrie werden – zumindest in den Medien – erhört. Nach wie vor wird aber in der Politik um mehr Geld für die Härtefall-Hilfen gerungen.

Die Reisebranche ist – nicht zuletzt dank der aktiven Mitarbeit aller Beteiligten und Betroffenen – in der Öffentlichkeit präsenter denn je. Nach der Task Force der Verbände und Gruppierungen sind jetzt auch immer mehr Reiseprofis auf individueller Basis voll aktiv und melden sich bei Medienschaffenden und auch Politikern.

Jüngste Intervention seitens der gesamten Reisebranche war am vergangenen Freitag, (6.11.), die Forderung nach Schadenersatz. Dies stellt eine in dieser Dimension einmalige Aktion durch einen offenen Brief an die Bundespräsidentin, sowie an die Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat dar. Ob die entsprechend angeschriebenen Institutionen sich damit befassen werden und welche Chance die Forderung nach Schadenersatz hat, ist noch nicht beantwortet und zumindest offen. Der offene Brief alleine reicht jedenfalls nicht aus, die Forderung zu konkretisieren.

Das Herbstgeschäft der Reisebranche ist aufgrund der zweiten Covid-19-Welle praktisch komplett weggefallen, nachdem es im Sommer nach einer realistischen Rückkehr von Buchungen für Herbst und Winter ausgesehen hatte. Viele Reiseprofis sprechen inzwischen von Umsatzeinbussen im Umfang von bis zu 95%. «Das Wasser steht der ganzen Reisebranche bis zum Hals», so der Tenor der meisten betroffenen Reiseunternehmen.

Aufgrund der Rückerstattungen von annullierten Reisen haben die Reisebüros ihre Erträge grösstenteils verloren, die Fixkosten laufen indes weiterhin. Allein damit sind die Voraussetzungen für die Härtefall-Hilfe gegeben. Bis diese kommen, kann es für viele schon zu spät sein. Und ob das Geld für die notleidenden Branchen reicht, ist mehr als fraglich.

Dank der Kurzarbeitsentschädigung KAE können die Reisebüro-Inhaber zwar ihre Mitarbeitenden mehrheitlich noch halten, und dank des bezogenen Covid-Kredits können viele Unternehmen bis Ende Jahr überleben. Doch ab Januar wird es wohl für die meisten Firmen eng, sehr eng, wie aus den Medienberichten zu entnehmen ist.

Jetzt geht es für die Reisebranche darum, am Ball zu bleiben, weiterhin Medienpräsenz zu haben, lokal wie national. Jeder Einzelne kann Politikern auf Bundes- und Kantonsebene wie auch der Bevölkerung weiterhin seine dramatische Notlage vor Augen zu führen.

Die ursprünglich von Bundesrat Ueli Maurer für die Härtefall-Hilfe budgetierten total CHF 400 Mio. – je zu 50% von Bund und Kantonen – werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht genügen. Ob und welche Kantone in welcher Höhe und vor allem wann mitmachen werden oder können, ist derzeit Gegenstand von Diskussionen und Abklärungen. Teilweise müssen in gewissen Kantonen noch gesetzliche Voraussetzungen geschaffen werden. (TI)