WTTC: «Internationale Reisen ohne auf die Impfstoffe zu warten»

Impfstoffe werden langfristig helfen, aber sie dürfen keine Voraussetzung für Reisen sein, sagt der WTTC (World Travel & Tourism Council).
© Pixabay / Angelo Esslinger

Internationale Reisen können sicher wieder aufgenommen werden, ohne auf Impfstoffe zu warten, sagen WTTC und Industrieverbände. Mit einer Kombination aus effektiven Testsystemen und robusten Hygieneprotokollen könne der internationale Reiseverkehr bereits wieder mit minimalem Risiko aufgenommen werden.

WTTC, ACI, WEF und ICC fordern daher sofortige Massnahmen zur Rettung des Sektors und zur Wiederherstellung der allgegenwärtigen und gleichen Reisefreiheit für die Bürger der Welt. Der World Travel & Tourism Council (WTTC) und wichtige internationale Branchenverbände haben sich zusammengeschlossen, um die sofortige Wiederherstellung des internationalen Reiseverkehrs mit bewährten Verfahren und ohne Wartezeiten oder Impfungen zu fordern.

Öffentliche Gesundheit steht an erster Stelle

Der WTTC, der den weltweiten privaten Reise- und Tourismussektor repräsentiert, sagt zusammen mit dem Airports Council International (ACI), dem Weltwirtschaftsforum (WEF) und der Internationalen Handelskammer (ICC), dass die Welt nicht auf die Einführung der Covid-19-Impfstoffe warten kann.

Der WTTC anerkennt, dass die öffentliche Gesundheit an erster Stelle steht, und begrüsst die kürzliche Einführung der revolutionären Impfstoffe, die langfristig eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Coronavirus und der Wiederherstellung des internationalen Reiseverkehrs spielen werden.

Sie dürfen jedoch keine Voraussetzung für Reisen sein, da dies die Wiederbelebung des bereits kränkelnden Reise- und Tourismussektors weiter verzögern wird, der jetzt neu starten muss, um sich selbst, Millionen von Arbeitsplätzen in der Branche und darüber hinaus sowie die Weltwirtschaft zu retten. Die Menschen wieder in Arbeit zu bringen, wird auch enorme gesundheitliche Vorteile für die Menschen auf der ganzen Welt mit sich bringen, deren Lebensgrundlage von der verheerenden Covid-19-Pandemie betroffen ist.

Gloria Guevara. ©wttc

Gloria Guevara, WTTC-Präsidentin und CEO, sagte: «Der WTTC begrüsst die Entwicklungen und die ermutigenden medizinischen Fortschritte bei den Covid-19-Impfstoffen, die den Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus markiert haben. Die Impfstoffe, die derzeit auf den Markt gebracht werden, sind ein echter Wendepunkt und hoffentlich nur der erste von vielen, die die Welt verändern, den Beginn unserer Rückkehr zu einer normaleren Lebensweise markieren und die Rückkehr zu sicheren und vertrauensvollen internationalen Reisen ermöglichen könnten.»

Warnung vor den sogenannten ‘Gesundheitspässen’

Es werde jedoch beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen, bis die Welt geimpft ist und die Impfstoffe eine signifikante Wirkung auf die Weltbevölkerung haben, und die globale Reise- und Tourismusbranche könne einfach nicht warten. «Die Impfung darf keine Voraussetzung für eine Reise sein, sondern sollte neben den Testsystemen bestehen und als fortschrittliche Erweiterung des ohnehin schon sicheren Reisens betrachtet werden.»

WTTC, ACI, WEF und ICC warnen vor der Einführung so genannter ‘Gesundheitspässe’ – im Gegensatz zu international anerkannten Reisepässen, die derzeit erwogen werden -, die die Erholung nur weiter verzögern würden. Die Branche steht seit Beginn des Ausbruchs unter enormem Druck, und eine aktuelle Studie des WTTC zeigt, dass weltweit 174 Millionen Arbeitsplätze in der Reise- und Tourismusbranche gefährdet sind.

Gemeinsam mit ACI, WEF und ICC hat der WTTC vier Schlüsselmassnahmen identifiziert, die umgesetzt werden müssen, um den internationalen Reiseverkehr wieder sicher zu machen. Dazu gehören weltweit anerkannte Testverfahren vor dem Abflug, gemeinsame Gesundheits- und Hygieneprotokolle, die sich an den weltweit etablierten Standards der ICAO (und den WTTC-Protokollen für sicheres Reisen und der Gesundheitsakkreditierung für Flughäfen) orientieren, ein Risikomanagement-System sowie international einheitliche und anerkannte Reiseausweise.

Das sind die vier Massnahmen:

1. Weltweit anerkanntes Testsystem beim Abflug – Es ist wichtig, dass schnelle und kostengünstige Tests nach internationalen Standards beim Abflug für alle Passagiere eingeführt werden, um das Übertragungsrisiko zu minimieren.

2. Gemeinsame Gesundheits- und Hygieneprotokolle – Verschärfte Gesundheits- und Hygieneprotokolle, wie z. B. die WTTC-Protokolle für sicheres Reisen, können sicherstellen, dass das Risiko einer Übertragung während der Reise tatsächlich geringer ist als in der Allgemeinheit.

3. Risikomanagement – Alle Regierungen sollten eine klare Politik des Risikomanagements in Übereinstimmung mit den jüngsten Empfehlungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), der Council Aviation Recovery Taskforce (CART) und den Richtlinien der Europäischen Agentur für Flugsicherheit und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (EASA/ECDC) verfolgen. Dies steht in krassem Gegensatz zum derzeitigen Ansatz der Risikovermeidung, der sich in 14-tägigen Quarantänen widerspiegelt und sowohl den Geschäfts- als auch den Urlaubsreiseverkehr erdrückt.

4. Reisepässe – Impfstoffe können mit digitalen Reisepässen wie CommonPass, AOK Pass und IATA Travel Pass zusammenarbeiten, um die gemeinsame Zertifizierung von Testergebnissen zu gewährleisten und so Reisen wiederzubeleben, ohne dass restriktive und unnötige Reisebeschränkungen und kontraproduktive Quarantänen erforderlich sind. Der Versuch, so genannte “Gesundheitspässe” einzuführen, würde dagegen die dringend notwendige Erholung nur weiter verzögern.

Laut des WTTC 2020 Economic Impact Report war die Reise- und Tourismusbranche im Jahr 2019 für einen von zehn Arbeitsplätzen (insgesamt 330 Millionen) verantwortlich, leistete einen Beitrag von 10,3 % zum globalen BIP und generierte einen von vier aller neuen Arbeitsplätze. (TI)