Béatrice Biner: «Digitalisierung ist wichtig, aber der persönliche Kontakt ist mein USP»

Béatrice Biner, Geschäftsführerin Contemporary Travel, über ihre geplanten Reisen für 2021, das Homeoffice und den Lockdown-Koller.
Beatrice Biner ©zVg

Béatrice Biner hat mit ihrer Familie als Kind in Afrika und im Iran gelebt. Zurück in der Schweiz absolvierte sie die KV-Lehre bei Interhome Zürich und arbeitete danach für das Unternehmen in Spanien. Gefolgt von einem kurzen Stopp zu Hause, ging es für ein Jahr nach Vevey, um Geld zu verdienen für eine Weltreise per Rucksack. 

Von sich selbst sagt Biner, dass sie immer sehr gut organisiert sei und die Freiheit liebe. Diese Eigenschaften waren ideal für den Job als Flight Attendant bei Swissair. «Eine gute Mise-en-place ist die halbe Miete, das habe ich als F/A gelernt und hilft mir heute noch meine Familie, mein Unternehmen und meine Hobbies, zu denen Tauchen, Skifahren, Wandern und Bergsteigen (das Matterhorn hat sie drei Mal bestiegen) zählt, auf einen Nenner zu bringen», so Biner.

18 Jahre verbrachte die Globetrotterin in Zermatt, wo sie mit ihrem ersten Mann das Familien-Hotel führte. Mit ihm, einem Schweizer Nationalmannschafts Buckelpistenfahrer, reiste sie als Coach mit an die Wettkämpfe und bekam so weltweit viele Skigebiete zu sehen. Nach der Trennung arbeitete Biner erneut als Flight Attendant, dieses Mal aber für Helvetic Airways. Zudem war sie zuständig für das Cabin Crew Planning. «Eine tolle Job-Kombination – Fliegen und Büro», schwärmt sie. 

Heute ist Beatrice Biner wieder verheiratet, hat drei Kinder (12, 20 und 24), lebt und arbeitet 60% in Dällikon ZH und 40% in Zermatt. «Mein Lebensmodell ist ein Einsatzplan à la Swissair, nur dass ich den Plan selber schreibe», so bringe sie alles unter einen Hut und kann ihre Träume leben. 

Ihr Reisebüro Contemporary Travel, kurz cTravel genannt, gründete sie vor acht Jahren als Quereinsteigerin. «Mir gefiel das Wort contemporary (deutsch: zeitgenössisch), da es zu mir und meiner Lebenshaltung passt. Ich bin eine Denkerin mit wachem Geist und liebe die Beweglichkeit und Abwechslung», erklärt Biner. Sie verkaufe die ganze Welt, hat aber den Schwerpunkt auf Natur, Tiere und Sport gelegt. Mit ihrem Unternehmen startete sie bei bei null und freut sich heute über ein grosses Netzwerk im Einkauf und Verkauf. «Ich kenne praktisch alle meine Kunden und Lieferanten persönlich, das macht das Arbeiten schön und bringt viel Qualität mit sich».

Pro Jahr begleitet Béatrice Biner ein bis zwei Kleingruppen persönlich, das kann ein Segeltörn, eine Expeditionskreuzfahrt, eine Afrika-Reise oder eine Skiwoche in Zermatt sein. Im kommenden Mai bezieht sie ihre neuen Reisebüro-Räumlichkeiten mit vier Arbeitsplätzen in Dällikon. «Diesen Bau haben wir noch vor Corona aufgegleist und war natürlich nicht mehr zu stoppen. Aber es hilft mir auch beim Durchhalten, da ich ein Ziel vor Augen habe», sagt sie. Mit am Strick ziehe seit zwei Jahren Beatrice Würgler ihre Freelance Mitarbeiterin. «Sie ist stark in Golfreisen und Luxuskreuzfahrten. Wir zwei Beatrice’s haben eine richtige Frauenpower beieinander und ergänzen uns bestens», schwärmt Biner.


Béatrice Bin er, waren Sie 2020 privat oder geschäftlich auf Reisen, falls ja, was waren Ihre Erkenntnisse?

Ja, geschäftlich habe ich einige Partner-Hotels in der Schweiz besucht. Dann war ich in Venedig und im vergangenen Dezember noch in Südafrika auf Rekoreise. Privat haben wir in der Schweiz und Spanien Ferien gemacht.

Sind für dieses Jahr weitere Reisen geplant, wenn ja wohin?

Ja, eine Geschäftsreise mit Beatrice Würgler nach Ras al Khaimah & Dubai, eine Gruppe Segeltörn Kroatien, Spanien Familien Ferien, eine Geschäftsreise Kanada sowie nach Zimbabwe & Botswana.

Gibt es Ihrer Meinung nach dieses Jahr bereits einen Reise-Boom?

Wenn ich die aktuellen Medien lese, resp. höre was die Politiker, Wissenschaftler und Ämter von sich geben, dann rechne ich im 2021 mit keinem Reise-Boom mehr. Verständlicherweise ist den Leuten bei so viel Negativ-News das Reisen vergangen und das Angebot wird auch immer kleiner. Uns Reisebüros wird praktisch ein Berufsverbot auferlegt mit all den Reiserestriktionen, der BAG Quarantäne-Liste und dem «bleiben Sie Zuhause».

Klar, das kann schnell ändern, wenn «Good News» kommuniziert werden und die vielen beschwerlichen Einreisevorschriften wieder lockern. Ich lasse mich sehr gerne positiv überraschen. Auch vom Versprechen des Bundesrats: «Hilfe kommt»!

Sie sind äusserst aktiv auf den Sozialen Medien – was ziehen Sie daraus? 

Die Sozialen Medien waren zu Beginn mein einziges Werbeportal, da es nichts kostet. Mittlerweile habe ich ein grosses Netzwerk und viele Follower, welche regelmässig meine Posts zum Thema Reisen, Humor und zu meinen Philosophien lesen. Zudem bin ich so zu spannenden Gruppen wie Botanik, Kunst & Fotografie gekommen und so sind daraus wiederum neue Kunden entstanden. Twitter nutze ich nur zum Politisieren, wenn es denn sein muss. Und aktuell muss es sein, da ich nicht bereit bin wortlos die Situation mit den Corona-Vorschriften / Einschränkungen hinzunehmen.

Was tun Sie gegen den Lockdown-Koller?

In erster Linie bin ich natürlich glücklich mit meiner Familie. Dann mache ich für cTravel das Marketing und die Werbung selber. Das ist eine sehr kreative und schöne Arbeit, die mich gedanklich weg von Corona bringt.

Zusammen mit meinem Bruder kümmere ich mich zudem um meine IT, da gibt es einige Projekte, die anstehen z.B. die neue Website steht zuoberst auf meiner Bucketlist. Des Weiteren sorgt der nicht immer ganz einfach zu handelnde Neubau unseres MFH mit Reisebüro, Mietwohnungen und unserer eigenen Wohnung für sehr viel Abwechslung.

Wie machen Sie Home-Office?

In den letzten acht Jahren habe ich immer von Zuhause aus gearbeitet, so gesehen ist Homeoffice für mich nichts Neues. Neu wird es sein in einem eigenen Reisebüroladen mit Bar zu arbeiten. Eigentlich mache ich gerade das Umgekehrte von dem, was aktuell passiert. Trotz den Widrigkeiten möchte ich bewusst den persönlichen Kontakt zu meinem Kunden pflegen und hoffe, dass es immer wieder Menschen gibt, die darauf auch Wert legen. Digitalisierung ist wichtig und gut, aber der persönliche Kontakt ist mein USP. 

(Yannick Suter)