Ägypten wird Risikoland: Unverständnis und Kopfschütteln

Aktualisiert am 23.04.2021
Die neue BAG-Liste trifft die Reisebranche hart. 
©iStock.com/ilfede

Mitten in den Frühlingsferien kommt die neue Quarantäneliste. Neben Argentinien und Katar, schmerzen sicher Kapverden und vor allem Mexiko. Die wichtigste Reise-Destination, die ab dem 3. Mai neu als Risikoland gilt, heisst aber Ägypten.

Ab dem 3. Mai müssen alle Rückkehrer aus Ägypten in der Schweiz in Quarantäne. Dies bedeutet das frühzeitige Ende der Ferien für viele Reisende. Mehr als tausend Gäste hatten Ferien gebucht. Edelweiss reagiert darauf und plant einen Rückholflug für Ägypten-Gäste, die das Land vor dem 3. Mai verlassen möchten.

«Edelweiss plant für Sonntag, 2. Mai 2021 einen Rückholerflug für Gäste, die ihren Aufenthalt in Ägypten aufgrund der neuen BAG-Liste der Risikoländer verkürzen möchten. Der Flug verlässt Hurghada um 17:00 Uhr (Ortszeit) und kommt um 21:45 Uhr in Zürich an. Ob und gegebenenfalls wie wir unseren Flugplan anpassen werden, können wir heute noch nicht sagen», sagt Andreas Marti, Mediensprecher Edelweiss, auf Anfrage von TRAVEL INSIDE.

Der Entscheid des BAG trifft die Spezialisten und Reiseveranstalter hart und sorgt für Unverständnis und Kopfschütteln:

Wie wirkt sich das nun auf Ihr Geschäft aus? 

Michael Grütter, Geschäftsführer, ETI

Michael Grütter, Geschäftsführer, ETISchlecht! Wir hatten auf die Frühlingsferien hin doch einige Gäste, die sich für Ferien in Ägypten entschieden haben, da seit Öffnung der Grenzen anfangs Juli diese Destination ohne Probleme bereist werden konnte. Nun löschen wir wieder ein Feuer, das gar nicht brennt.  

 

Reto Amin, Geschäftsführer, Amin Travel

Reto Amin, Geschäftsführer, Amin TravelWir gehen natürlich davon aus, dass die zuletzt starke Nachfrage komplett einbricht, bis Ägypten wieder von der Quarantäneliste gestrichen wird. 

 

Was sehen Ihre nächsten Schritte aus?  

Grütter: Wir gehen schrittweise vor und suchen mit unseren Kunden Lösungen, vorläufig bis und mit Abreisen 15. Mai 2021. Da ja keine Inzidenzzahlen Ägypten auf die Risikoliste kolportieren, sondern andere Interpretationen Anwendung finden, warten wir die nächste Entscheidungsrunde ab.

Amin: Aktuell kontaktieren wir alle Kunden und suchen für alle eine geeignete Lösung. Ab Juni ist sowieso Tiefsaison in Ägypten und wir werden die Zeit nutzen, das Produkt weiter zu verbessern und zu erweitern um auf die hoffentlich stattfindende Wintersaison optimal vorbereitet zu sein. 

Wie viele Dossiers müssen nun umgebucht oder storniert werden? 

Grütter: Der Situation entsprechend viele…. 

Amin: Wir sprechen von rund 40-50 Dossiers.

Was denken Sie, wird Ägypten bei der nächsten Aktualisierung wieder von der Liste gestrichen – wie sehen Sie die Zukunft für Ägypten-Ferien? 

Grütter: Die Zukunft sehe ich schon positiv. Die Frage ist nur ab wann Ruhe und Normalität einkehrt. Ob Ägypten bei der nächsten Aktualisierung durch das BAG wieder von der Liste genommen wird, kann ich nicht kommentieren. Genauso wenig, dass Ägypten nun plötzlich auf die Liste gesetzt wurde. Der Entscheidung liegen ja keine Inzidenzwerte zu Grunde sondern äähhmm….. andere Dinge? 

Amin: Schwierig zu sagen, zumal man das Gefühl nicht loswird, dass beim BAG völlige Willkür herrscht. Man weiss schlicht nicht, nach welchen Parametern das BAG vorgeht. Nach offiziellen Fallzahlen offensichtlich nicht, sonst wäre Ägypten nie auf diese Liste gekommen. So ist auch nicht abzuschätzen, wann Ägypten wieder ab der Liste kommen könnte bzw. welches das nächste Land auf der Liste sein wird. Ägypten hatte wohl einfach zu viele Reisende nach Geschmack des BAG.

Markus Flick, Mediensprecher, Kuoni/DER Touristik Suisse 

Markus Flick

«Der Entscheid verursacht einmal mehr hohen administrativen Aufwand und führt zu einer Abnahme der Nachfrage nach einer beliebten Frühlingsdestination. Eine schlüssige Erklärung für diesen Entscheid bleibt das BAG unserer Ansicht nach schuldig.

Daneben gilt aber auch einmal mehr, dass sich alle Kundinnen und Kunden glücklich schätzen dürfen, die ihre Reise bei einem Veranstalter gebucht haben, der kulant auf die unvorhersehbaren Entscheide des BAG reagiert. Den mehreren hundert betroffenen Pauschalreisekunden bieten wir eine kostenlose Stornierung oder Annullation an.»  

Bianca Gähweiler, Mediensprecherin, Hotelplan Suisse

Bianca Gähweiler

«Dass Ägypten und Mexiko nun auf der Risikoländerliste des BAG stehen, trifft Hotelplan Suisse hart. Im Mai hätten wir über 600 Kundinnen und Kunden gehabt, die nach Ägypten reisen wollten. Nach Mexico wären es rund 200 Kundinnen und Kunden gewesen.

Die betroffenen Kundinnen und Kunden werden von uns nun proaktiv über die neue Situation informiert und wie bieten ihnen Alternativen an. Die geplante Pauschalreise nach Ägypten oder Mexiko können unsere Kunden entweder kostenlos umbuchen oder annullieren.

Als Alternative zu Ferien in Ägypten bietet sich zum Beispiel Spanien mit den kanarischen Inseln an. Eine Alternative für Ferien in Mexico könnten Ferien in Costa Rica oder der Dominikanischen Republik sein.»

Constanze AndrianelloExecutive Assistant, TUI Suisse 

«Seit Beginn der Pandemie buchen unsere Kunden ihre Ferien relativ kurzfristig. Da die neuen Massnahmen erst ab Montag in Kraft treten, können wir noch keine wirkliche Auswirkung in den Buchungszahlen sehen. 

Aktuell prüfen wir täglich mit unserem TUI Krisenteam die Möglichkeiten. Dabei ändern sich die Einreisebestimmungen der Ferienziele laufend. Wir spüren stark, dass unsere Kunden gerne verreisen möchten, der Reisewunsch ist ungebrochen. Wir spüren auch, dass die Kunden ein grosses Informationsbedürfnis haben und als kompetente Reise-Experten sind unsere TUI Filialmitarbeiter gefordert.   

Viele TUI Kunden haben Fragen zu ihren Buchungen und kontaktieren unsere TUI Reise-Experten, diese klären sie über die Massnahmen und Möglichkeiten auf. Vereinzelte Buchungen wurden bereits wegen den neuen Massnahmen umgebucht. Kunden, welche ihre Reise bei TUI gebucht haben, profitieren von voller Flexibilität. Sie können ihre Reise bis 14 Tage vor Abreise gebührenfrei umbuchen oder annullieren.  

Der Tourismus spielt für Ägypten eine sehr wichtige Rolle, daher wäre es wünschenswert, wenn unsere Kunden möglichst bald wieder ohne Einschränkungen dieses schöne Land bereisen könnten.» 

(Yannick Suter)