Tourismus rettet Griechenlands Wirtschaft

2022 kamen schon mehr Reisende an als im Rekordjahr 2019.
Matala Beach, Kreta. ©AxPitel

In den griechischen Tourismus-Hotspots muss man derzeit lange suchen, bis man ein freies Bett findet. «Wir sind bis in den September hinein voll ausgebucht», berichtet Andreas Papadopoulos, der auf Paros ein kleines Drei-Sterne-Hotel betreibt, in der deutschen Wirtschaftszeitung «Handelsblatt».

Griechenland hat die Corona-bedingte Tourismusflaute 2020 und 2021 definitiv hinter sich. Für das laufende Jahr 2022 rechnet das Land mit einem neuen Reiserekord. Damit hält sich das einst wirtschaftlich gebeutelte Land besser als andere EU-Länder. Denn der boomende Tourismus bringt über 20% des griechischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Eine Rezession, wie sie anderen EU-Ländern wegen des Ukrainekrieges und der Energiekrise drohen könnte, dürfte den Griechen dank des Urlauberandrangs erspart bleiben. Ratingagenturen und internationale Banken setzen deshalb jetzt ihre Wachstumsprognosen für Griechenland herauf.

Mehr Ankünfte als 2019

Die Zahlen sprechen für sich: Auf den 14 wichtigsten griechischen Regionalflughäfen wurden im Juli 5,13 Mio. Passagiere gezählt. Das waren 14% mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. In den ersten sieben Monaten des Jahres lagen die Verkehrszahlen 4,2% über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.

Damals kamen 31,3 Mio. ausländische Gäste nach Griechenland. Weitere 2,6 Mio. besuchten das Land als Kreuzfahrtschiffpassagiere. Marktbeobachter erwarten im Vergleich zu 2019 für dieses Jahr einen Anstieg bei den Besucherzahlen um 5%. Grösster Markt für die griechische Tourismuswirtschaft bleibt Deutschland. Aber Amerika wird immer wichtiger.

Amerikaner werden zahlreicher – und sind beliebt

Daten für Juni und Juli zeigen einen Anstieg der Besucher aus den USA um 50% gegenüber 2019 – eine Folge verbesserter Flugpläne: Die drei grossen amerikanischen Fluggesellschaften Delta, American und United bieten in diesem Sommer täglich neun Nonstop-Flüge von US-Städten nach Athen an, mehr als je zuvor.

Die Gäste aus den USA sind in Griechenland gern gesehen, weil sie besonders spendabel sind. Sie geben – Flug- und Hotelkosten nicht gerechnet – pro Kopf EUR 1010 aus, gegenüber EUR 627 im Durchschnitt vonseiten der anderen ausländischen Besucher.

Wirtschaftswachstum dank Tourismus

2019 beliefen sich die Einnahmen aus dem Tourismus nach Berechnungen der griechischen Zentralbank auf EUR 18,2 Mrd. Andreas Andreadis, CEO der Hotelgruppe Sani/Ikos und früherer Präsident des griechischen Tourismusverbandes SETE, erwartet für dieses Jahr einen Anstieg auf EUR 20 Mrd.

Der Tourismusboom wird der griechischen Wirtschaft in diesem Jahr einen starken Wachstumsschub bescheren. Bereits 2021 verzeichnete Griechenland mit einem Plus des BIP von 8,3% eine der höchsten Wachstumsraten in der EU. Nur in Malta, Irland und Kroatien legte die Wirtschaftsleistung noch stärker zu.

Für 2022 prognostiziert die EU-Kommission Griechenland in ihrer jüngsten Vorhersage ein Plus von 4%. Andere Analysten sind weitaus optimistischer. Die UBS hob ihre Wachstumsprognose für Griechenland von 4 auf 5,7% an. Auch die Ratingagentur Moody’s setzt in ihrem Basisszenario für Griechenland ein Plus von 5,7% an. (TI)