Walter Fink: «Die grösste Herausforderung war die Kurzfristigkeit»

TRAVEL INSIDE hat mit Walter Fink, Co-Geschäftsführer/Leiter Touroperating Rolf Meier Reisen, über das bald zu Ende gehende Jahr gesprochen.
Walter Fink, Mitinhaber / Manager Touroperating Rolf Meier Reisen zVg

Rolf Meier Reisen in Neuhausen wurde 1973 von Rolf Meier als Filiale seines Schaffhauser Unternehmens eröffnet. Als Spezialist für die Inseln Irland, Jersey, Guernsey, Malta und Zypern baute sich das Unternehmen in Neuhausen am Rheinfall einen guten Ruf über die Region hinaus auf, und auch die Akzeptanz der Reisebüros in der ganzen Schweiz ist mit einem Umsatzanteil von rund 65% hoch.

Das Neuhauser Unternehmen setzt rund die Hälfte des Umsatzes im Direktverkauf (Retail) um, die andere Hälfte wird mit dem Veranstaltergeschäft erwirtschaftet. 

Im November 2007 beteiligten sich Walter Fink, Daniel Rieser und Christian Sigg als Partner am Unternehmen. Im November 2018 erhöhten Walter Fink und Christian Sigg ihre Beteiligungen und übernahmen die operative Leitung des Unternehmens.  

TRAVEL INSIDE hat mit Walter Fink, Co-Geschäftsführer/Leiter Touroperating Rolf Meier Reisen, über das bald zu Ende gehende Jahr, die aktuellen Buchungszahlen und die Erwartungen für 2023 gesprochen.


Walter Fink, womit möchte Rolf Meier Reisen besonders punkten? Wo liegen Ihre Stärken? 

Rolf Meier Reisen in Neuhausen am Rheinfall kann 2023 auf eine 50-jährige Firmengeschichte zurückblicken. In all den Jahren konnten wir uns im Markt – bei Retailern, Direktkunden, aber auch bei unseren langjährigen Partnern an unseren Destinationen – einen Namen als zuverlässigen, loyalen und erfahrenen Destinationsspezialisten erarbeiten.  

Schon lange haben wir uns auch auf Nischen konzentriert und bieten Angebote an, welche man bei grossen Veranstaltern nicht findet. Sicherlich auch zu erwähnen ist unser exklusiver Charterflug auf die Kanalinseln direkt ab Zürich, welcher 2022 wieder gut angelaufen ist und 2023 wiederum vom 13.5. bis 19.8. durchgeführt wird. 

Ein wichtiges Gut sind die Mitarbeiter*innen, hier achten wir darauf, dass sie unsere Destinationen kennen und deshalb unsere Destinationen regelmässig bereisen.  

Was unterscheidet Rolf Meier Reisen von anderen Anbietern/Spezialisten? 

Wir leben das Motto «Schuster bleib bei deinen Leisten». Das heisst wir bieten das an was wir kennen und dahinterstehen können. Wir streben nicht nach Expansion, sondern setzen auf Kontinuität und Qualitätsentwicklung an unseren Zieldestinationen. Selbstverständlich stellen wir uns auch dem sich stetig ändernden Kundenbedürfnis, halten aber auch an «Altbewährtem», wie zum Beispiel einem gut gestalteten und informativen Reisekatalog fest. 

Zudem sind wir sehr flexibel und versuchen auch die ausgefalleneren Reisewünsche umzusetzen. 

Wie war das Reisejahr 2022 rückblickend bezüglich Umsatz, Destinatio­nen und Saisonalität im Vergleich zu 2019? 

2022 konnten wir im Touroperating 82% des Umsatzes von 2019 erreichen. Generell hat die Saison spät angefangen, natürlich beeinflusst durch die teilweise späten Öffnungen der Länder im 2022 und das kurzfristige Buchungsverhalten. 

Was war die Top-Destination 2022 – wo sehen Sie die Trends fürs nächste Jahr? 

Bei uns war es der Rangierung nach Pax und Umsatz unverändert wie zu Pre-Covid Zeiten. Nr. 1 Irland, Nr. 2 Kanalinseln gefolgt von UK. 

Welches Thema hat Sie respektive Ihre Firma in 2022 am meisten beschäftigt? 

Die grösste Herausforderung für unser Team war die Kurzfristigkeit der Anfragen/Buchungen. Der Umsatz wurde mehr oder weniger von April bis Juni generiert.  

Zusätzlich waren einige unserer Partner noch nicht bereit, sprich man hat gespürt, dass vor allem Mitarbeitende bei unseren Partnern und Mietwagen fehlten. Selbstverständlich haben die Flugplanänderungen und Flugannullationen auch bei uns zu Mehrarbeit geführt. 

Welche Einflüsse (Klima, Krieg, Konflikte, Krisen – Energie, Inflation etc.) werden sich im Kundenver­halten aus Ihrer Sicht im 2023 niederschlagen? 

All diese Komponenten haben sicherlich Einfluss im 2023. Konflikte verunsichern logischerweise den Endkonsumenten, was sich vor allem auf den Buchungszeitpunkt niederschlagen wird; sprich wir gehen davon aus, dass es wiederum ein Spätbucher-Jahr geben wird, und versuchen mit sehr attraktiven Frühbucherangeboten dem etwas entgegenzuwirken.  

Die Inflation an unseren Zieldestinationen ist im Vergleich zur Schweiz hoch und schlägt sich auf den Reisepreis nieder.  

Wie sind die Erwartungen für 2023 im Vergleich zum 2022? 

Wir stellen fest, dass die Kunden wieder vermehrt teurere Ferien buchen und eher etwas länger an der Destination verweilen. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir uns 2023 in Richtung 2019 in Punkto Umsatz bewegen, aber wahrscheinlich mit etwas weniger Passagieraufkommen. 

Glauben Sie, dass es weiter aufwärts geht? 

Ja, wir sind verhalten optimistisch und sind uns auch bewusst, dass der Aufschwung nach wie vor nur mit gewisser Mehrarbeit zu bewältigen ist. 

Werden Ihre Reisepreise im kommenden Jahr ansteigen? 

Ja, je nach Destination ca. 5 – 15 %. 

Was hat sich oder wird sich in Zukunft an ihrem Portfolio ändern? 

Unsere neuen Kataloge werden nächste Woche (KW51) an unsere Partner im Handel ausgeliefert. Darin sind wir dem Trend nach mehr Individualismus an all unseren Destinationen gerecht geworden. Grundsätzlich halten wir an unserem bewährten Programm fest. 

Wie begegnet Ihr Unternehmen dem Fachkräfte­mangel, was muss die Branche diesbezüglich besser machen? 

Wir haben während der Pandemie keine Kündigungen ausgesprochen und haben nach wie vor jährlich eine Lehrstelle angeboten. Dieses Vorgehen kommt uns nun zugute und wir sind mit einem erfahrenen Team gut aufgestellt. 

Interview: Yannick Suter