Ein Massai-Festival für Touristen und Einheimische

Afrika setzt seine Geschichte und Kultur ins touristische Angebot.
Massai. ©Voice4Africa

22Kenia plant in diesem Jahr das erste internationale Massai-Festival im Land. Es soll im August zum Zeitpunkt der Grossen Migration der Wildtiere in der Masai Mara stattfinden. Das genaue Datum der Veranstaltung wird noch bekannt gegeben.

Laut kenianischem Ministerium für Tourismus, Wildtiere und Kulturerbe soll die einwöchige Veranstaltung neben kulturellen Aktivitäten der Massai auch touristischen Partnern Raum bieten, ihre Dienstleistungen und Produkte direkt vor Ort an einer der wichtigsten Touristenattraktionen des Landes zu präsentieren. Darüber hinaus erhalten Naturschützer und Wissenschaftler aus aller Welt die Möglichkeit, sich über den Artenschutz im Nationalpark Masai Mara auszutauschen.

Kenia verfügt mit knapp 50 unterschiedlichen Ethnien über eine grosse kulturelle Vielfalt. Die Massai-Kultur ist dabei die weltweit bekannteste und spielt wie im benachbarten Tansania die grösste Rolle im Ethnotourismus des Landes.

Tourismus als Chance für indigene Minderheiten

Auch in anderen Regionen Afrikas finden kulturelle Traditionen immer mehr Platz im touristischen Portfolio. Lokale Ethnien erzählen ihre Geschichte neu und bereichern damit das klassische Angebot rund um den Safari-Tourismus.

Hirte in der Region Karamoja im Nordosten Ugandas. © Theo Vos

Um die Bewahrung des kulturellen Erbes von Minderheiten und den Naturschutz geht es der gemeinnützigen Kara-Tunga Foundation in Karamoja im Nordosten Ugandas. Die Region wird von einer grossen Vielfalt an Menschen bewohnt, darunter die halbnomadischen Karamojong-Hirten sowie ehemalige Jäger und Sammler namens Ik. Nach jahrzehntelangen bewaffneten Konflikten galt die Region als touristisch abgeschrieben, bis Kara-Tunga Tours hier 2016 Ökotourismus als Instrument für nachhaltige Entwicklung etablierte.

«Durch Ökotourismus erhalten die Menschen neue Perspektiven. Es werden sozioökonomische Möglichkeiten geschaffen, um das schnell verschwindende kulturelle Erbe und die natürliche Artenvielfalt der Region zu bewahren», erklärt der ugandisch-niederländische Sozialunternehmer Theo Vos, CEO von Kara-Tunga Tours and Foundation.

Die touristischen Aktivitäten wie geführte Naturwanderungen und Mountainbike-Touren ermöglichen einen bereichernden kulturellen Austausch, auch über Ländergrenzen hinweg bis nach Äthiopien, Südsudan und Kenia hinein, umrahmt von malerischen Landschaften. Durch die Einnahmen kann die Kara-Tunga Foundation Touristenführer ausbilden, Schutzgebiete wiederherstellen und wertvolle mündliche Überlieferungen der unterschiedlichen Kulturgruppen dokumentieren.

Indigenes Wissen bewahren
!Khwa tuu San-Guide teilt indigenes Wissen mit Besuchern. © Karin Schermbrucker

Schätzungsweise 130’000 San leben heute über mehrere Länder verteilt im Südlichen Afrika. Die San gehören zu den letzten Jäger-Sammler-Gesellschaften der Welt. Ihre Kultur war in der Geschichte erheblicher Unterdrückung ausgesetzt, doch mittlerweile gibt es Community-Based Initiativen, die die Geschichte der San neu erzählen und das kulturelle Erbe aufleben lassen.

So setzt sich das !Khwa ttu Heritage Centre in Yzerfontein an der Westküste Südafrikas für die dynamische Bewahrung des indigenen Wissens ein. Es unterstützt junge San durch Bildungsmassnahmen dabei, die Traditionen ihrer Vorfahren mit dem alltäglichen Leben zu verbinden.

Durch verantwortungsvollen Tourismus, darunter geführte Touren, kulturelle Aktivitäten und Übernachtungsmöglichkeiten in Gästehäusern, teilen die San ihr traditionelles Wissen mit Besuchern und erzählen ihre Geschichte selbst. Dies trägt zur Wertschätzung ihrer Kultur bei und schafft finanzielle Eigenständigkeit.

«Community-Based Tourismus kann einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes in afrikanischen Destinationen leisten», erklärt Hanna Kleber, Initiatorin der Reiseveranstalter-Initiative Voice4Africa. «Authentische Begegnungen tragen zur Völkerverständigung bei und die Einnahmen aus den touristischen Aktivitäten fliessen zum Grossteil direkt in die lokalen Gemeinden.» (TI)