André Lüthi zeigt sich besorgt wegen Overtourism

Der Globetrotter-CEO fordert Massnahmen zur Regulierung der Touristenströme in der Schweiz.
André Lüthi sorgt sich um den Massentourismus und die Folgen davon – speziell im Hotspot Berner Oberland. (©shutterstock.com/Sanga Park, Montage: TRAVEL INSIDE.)

Corona ist vorbei und die Touristenströme fliessen weltweit wieder nahezu gleich oder sogar noch stärker als zuvor – und drohen auch in der Schweiz für eine Besucherüberflutung zu sorgen.

Overtourism, also die Überbeanspruchung von Natur und Infrastruktur in einem gewissen Gebiet, ist das Stichwort. Auf seinem «LinkedIn»-Account und heute auch im Interview mit dem «Blick» zeigt sich André Lüthi, CEO der Globetrotter Group, äusserst besorgt um die Besuchermassen, die – speziell im Berner Oberland – teils kaum mehr handelbar sind.

In Lauterbrunnen wird über Massnahmen angesichts der vielen Touristen diskutiert. Das ruft auch André Lüthi auf den Plan, der dieses Phänomen mit grosser Sorge beobachtet und deutliche Massnahmen fordert.

Er sieht, dass sich die Tourismusindustrie ihrer Verantwortung bewusst sei und viele Anstrengungen unternehme, damit sie weder für Einheimische noch für die Umwelt zur Belastung werde, denn es hängen ja weltweit Millionen Arbeitsplätze daran.

Es gebe zahlreiche Beispiele dass die Touristenmassen in gewissen Orten längst mehr Fluch als Segen seien, wie etwa in Venedig, Dubrovnik, Barcelona oder auch Angkor Wat in Kambodscha oder der Taj Mahal in Indien. Doch auch in der Schweiz werde es an gewissen Orten prekär, wie eben in Lauterbrunnen.

Die Folgen seien für die Touristen selbst, wie auch für Einheimische frustrierend: Warteschlangen bei Sehenswürdigkeiten, bei der Gastronomie und auf Toiletten wie auch Abfallprobleme.

Lüthi fordert Massnahmen

Konkret sieht der Globetrotter-CEO als Ansatzpunkt, dass beispielsweise eine Tages-Kontingentierung, resp. Beschränkung zur Lenkung der Massen Sinn machen würde, wie dies bereits in Venedig praktiziert wird. Darüber diskutiert aber auch Lauterbrunnen.

Sehenswürdigkeiten müssten wie Grossanlässe gehandelt werden: Mit einer über Reservierungen gesteuerten, maximal möglichen Anzahl Besucher pro Anlass oder Tag, was laut Lüthi im digitalen Zeitalter gut umsetzbar sein sollte.

Für Städte, wo dieses Modell wohl eher schwieriger umsetzbar wäre, sähe Lüthi als Ansatzpunkt zur Regulierung beispielsweise eine Limitierung von Park- oder Liegeplätzen, Bergbahnen könnten Obergrenzen festlegen. Da müsse laut dem Touristiker für jede Art von Reisezielen eine passende Lösung gefunden werden.

André Lüthi fordert dabei  Mut von politischer Seite. Ihm ginge es primär darum, dass der Tourismus gemeinsam mit Politik und Behörden Wege für eine gesunde Balance finde, er meine dabei nicht Verbote, sondern eher Obergrenzen, die es zu setzen gelte. (TI)