Ist die TPS eine Erfolgsgeschichte?

Die TPS Genossenschaft hat ihre erste ordentliche Generalversammlung vergangenen Samstag (30.9.23) in Zürich durchgeführt.
Der aktuelle TPS-Vorstand (von rechts): Marcel Gehring (Let's go Tours), David Léchot (Indalo Space), Co-Präsidentin Sonja Laborde (TPS Cully), Florence Inäbnit (Esprit du voyage), Roger Geissberger (Knecht), Koni Koelbl (Travel Solutions), Co-Präsident Kurt Eberhard (TPS Kloten) und TPS-Geschäftsführer Thomas Althaus. Wegen Abwesenheit fehlt Vorstandsmitglied Michael Mettler (Helbling Reisen). ©TRAVEL INSIDE

Die Genossenschaft TPS hat am vergangenen Samstag (30.9.23) ihre erste ordentliche Generalversammlung mit rund 80 Personen im Hotel Five in Zürich durchgeführt. Rund 80 Personen, darunter über 30 Touristiker aus der Romandie, nahmen sowohl am Dinner des Vorabends wie an der GV teil.

Die TPS-Co-Präsidenten bedanken sich bei den zurücktretenden Vorstandsmitgliedern Stephan Roemer (rechts, Tourasia – er war inklusive der TTS 20 Jahre aktiv im Vorstand) und Alexandre Python (2.v.l., Ad Gentes) für ihren Einsatz. ©TRAVEL INSIDE

Die Co-Präsidenten Sonja Laborde und Kurt Eberhard sowie Geschäftsführer Thomas Althaus führten souverän durch den gesamten Anlass. Von den aktuell insgesamt 195 Mitgliedern, davon 151 Genossenschafter und 44 Filialbetriebe, waren an der GV 91 Stimmen vertreten.

Eine Organisation dieser Grösse – die TPS war am 11. Juni 2022 nach fast zweijähriger Vorarbeit im Rahmen der Gründungsversammlung in Cully am Genfersee aus der Taufe gehoben worden – aus dem fast Nichts aufzubauen, sei sehr arbeitsintensiv gewesen, blicken die beiden Co-Präsidenten zurück.

Es habe gegolten, eine minimal funktionierende Infrastruktur zu schaffen, die Mitglieder der Vorgängerorganisationen TPA, TTS und später auch TwD zu überzeugen, in die TPS einzutreten, weitere Mitglieder zu gewinnen und die Lieferanten von unserer Idee zu überzeugen. «Die Mühen haben sich gelohnt und die TPS ist auf bestem Wege zu einer Erfolgsgeschichte.»

Nach Abschluss des ersten Geschäftsjahres schliesst die TPS bei einem Umsatz von knapp CHF 500’000 mit einem Verlust von CHF 24’000 ab. Dieser wird auf die Jahresrechnung des nächsten Geschäftsjahres übertragen. Für 2024 budgetiert die TPS CHF 686’800. Ein wesentlicher Anteil stammt aus den Jahresbeiträgen der TPS-Mitglieder. Unverändert betragen diese:

  • CHF 1000.- für Genossenschaftsmitglieder mit Stimm- und Wahlrecht
  • CHF 200.- für Filialbetriebe von Genossenschaftsmitgliedern ohne Stimm- und
    Wahlrecht

Die Mitglieder des Vorstandes werden pauschal mit CHF 3000 jährlich entschädigt. Dazu erhalten sie für die Arbeit in den Kommissionen CHF 70 Sitzungsgeld pro Stunde – nur die effektive Sitzungszeit wird gezählt, also ohne Vorbereitungszeit – und eine Transportentschädigung im Gegenwert eines 1. Klasse Tickets auf Basis Halbtax.

Die Retailer repräsentieren den Hauptanteil der TPS-Mitglieder, darunter finden sich Kleinstbetriebe mit ein bis zwei Angestellten ebenso, wie mittlere bis grosse Unternehmen mit eigenen Filialen. Auch spezialisierte Reiseveranstalter gehören zur Genossenschaft. Die TPS ist in Städten, wie auf dem Land und in allen Sprachregionen vertreten. Dies bilde repräsentativ die Landschaft der mittelständischen Schweizer Reiseunternehmen ab, sagen die Co-Präsidenten.

Nebst den Mitgliedern spielen die Lieferanten und Prioritätspartner eine entscheidende Rolle im TPS-Geschäftsmodell, denn die Mitglieder erwarten als Gegenwert Vorzugskonditionen, welche sie ohne Mitgliedschaft nicht hätten.

Thomas Althaus.

«Diese Vorzugskonditionen müssen nicht zwingend nur in Form von höheren Kommissionen oder Frankenbeträgen daherkommen. Es kann sich auch um nicht monetäre Vorteile, wie Zugang zu exklusiven Informationen oder Veranstaltungen, etc. handeln», sagt der Geschäftsführer. So seien zusätzliche Einnahmen oder Einsparungen im Umfang zwischen 10’000 bis 54’000 Franken dank einer TPS-Mitgliedschaft garantiert.

Aktuell verfügt die TPS über Rahmenverträge mit insgesamt 58 sogenannten Premium-Partnern. 42 dieser Lieferanten und Prioritätspartner sind im Touristik-Bereich angesiedelt.  Sieben stammen aus dem Traveltech-Segment, sechs sind Service-Firmen und nur 3 Airlines gehören dazu. Die Premium-Partner unterscheiden sich in:

  • Platin Partner (die 11 Marken der TPS-Specialists Tour Operator)
  • Gold Partner (Jahresgebühr CHF 2500)
  • Silber Partner (Jahresgebühr CHF 1500)
  • Bronze Partner (Jahresgebühr CHF 1000)

Was in Sachen GDS/Flug bei der TPS läuft

Roger Geissberger

Mit grosser Spannung erwarteten die anwesenden TPS-Mitglieder den Vortrag von TPS-Vorstandsmitglied und neu dessen Vize-Präsident, Roger Geissberger (Knecht). Er leitet die äusserst wichtige TPS-Kommission GDS/Flug. Eine Funktion, die der versierte Materien-Kenner auch innerhalb des Schweizer Reiseverbands SRV ausübt.

Nur so viel, für die weniger affinen Buchungs- und Ticketexperten: Es geht hierbei um Rückvergütungen seitens der GDS und gewisser Airlines. Dies nennt man in der Branche allgemein `Kick-back’. TRAVEL INSIDE musste sich gegenüber der TPS verpflichten, die präsentierten Franken-Beträge aus rechtlichen Gründen nicht im Bericht darzustellen.

Es geht um die in mehrjährigen Rahmenverträgen vereinbarten Rückvergütungen – in diesem Fall seitens der GDS – je nach Anzahl der getätigten Buchungssegmenten. Namentlich geht es traditionell um die meist genutzten GDS Galileo/Travelport (80 TPS-Verträge) und Amadeus (30 TPS-Verträge).  Die Vergütungen – sie sind sehr substanziell – fliessen direkt an die Buchungsfirmen zurück, während die TPS Genossenschaft einen kleinen Teil davon für Abrechnung und Software zurück behält. Im Jahresbudget der TPS schlägt dies mit CHF 23’500 zu Buche.

Zum Thema Ticketausstellung konnte Geissberger erklärend ausführen, es sei irrelevant wo, wie oder bei wem die TPS-Mitglieder ihre Flugtickets ausstellen liessen. Die Buchungsfiles könne jedes Büro ‘queppen’, ob bei einer Ticketsoftware, beim Tour Operator oder bei einem Ticketshop oder Broker. Innerhalb der TPS gibt es insgesamt 71 Büros mit einer IATA-Lizenz.

Geissberger informierte zudem zum Thema NDC, das zunehmend voranschreitet und sich trotz grosser Unstimmigkeiten auch bei den GDS im Vormarsch befinde. Die LH-Group mit der für die Schweiz wichtigen Swiss sei auf Amadeus und Travelport in Deutschland und Österreich bereits seit September «scharf», in der Schweiz erwarte er diesen Schritt für Dezember oder Januar 2024. Jedes Unternehmen der TPS müsse sich indes für den NDC-Vertrag bei der jeweiligen Airline direkt anmelden.

Keynote Vortrag von Roland Zeller

Im Anschluss an die ordentliche GV der TPS und noch vor dem gemeinsamen Ausflug auf den Zürcher Hausberg (Uetliberg) mit Lunch im UTO Kulm erhielt der Gastredner eine halbe Stunde Zeit für einen Vortrag. Dabei drehte es sich um das Thema Nachhaltigkeit in der Reisebranche.

Roland Zeller ©TRAVEL INSIDE

Roland Zeller, Travelfuture, präsentierte einen interessanten Vorschlag. Der bekannte Touristik-Unternehmer – Gründer der ersten Internet-basierten Reisefirma (travel.ch) und Business Angel – sieht, wie ja auch die meisten Touristiker, die Notwendigkeit einer intakten Umwelt. Gerade aber auch der Tourismus verursache weltweit einen erheblichen Teil der Emissionen und Schäden.

Eine Verbots-Kultur sei nicht das Ziel zur Verbesserung und auch die sogenannten Klima-Kompensationen sieht er nicht als Lösung an. Dies zielt zum Beispiel auf die bekannte Myclimate. Viel besser wäre es, gemäss Zeller, Geld in gezielte neue Technologien und Start-ups zu investieren, welche der Umwelt mehr nützen würden. Schon gar nicht, so Zeller, vertraue er auf von Politikern geführten, gestützten oder kontrollierten Institutionen.

Zeller lanciert an der TPS-GV seine Idee einer «Travelfuture Foundation»: Ein Fonds von vorerst CHF 100 Mio. – gefüttert durch freiwillige Beiträge der Reisenden – und mit gezielten Investitionen in Projekte. 25% dieser Summe würde man à fonds perdu zur Verfügung stellen, also zur Lancierung von interessanten Projekten ohne Garantie. Weitere 25% sollen als Finanzierungshilfen und 50% des Stiftungsvermögens sollen in Start-ups aus der Branche investiert werden.

Für die Äufnung des Stiftungskapitals sollen die Buchungsstellen pro Passagier fünf Franken für Kurzreisen Europa und zehn Franken für Longhaul ausserhalb Europa einkassiert werden. Hier sieht Zeller ein Potenzial von jährlich rund CHF zehn Mio., allerdings müssten alle Leistungsträger wie Hotels, Cruises und andere mit eingebunden werden beim Einkassieren. Die Beiträge müssten auf der jeweiligen Rechnung vermerkt werden, wenn der Kunde dies refüsiert müsse die Rechnung entsprechend revidiert werden, sagt Zeller.

Er sieht die Stiftung mit einer kostengünstigen Verwaltung und mit einem Stiftungsrat von 7-9 Mitgliedern aus allen Segmenten der Touristik. Vorderhand sei dies in der Schweiz geplant, aber auch eine Ausweitung DACH-mässig sei vorstellbar.

Zeller ist sich bewusst, dass mit dem anvisierten Kapital und dessen Erreichung weltweit relativ wenig bewirkt werden kann, deshalb lancierte er die Idee an der TPS-GV und liess auch abstimmen, wie seine Idee ankommt. Zwei Drittel der abstimmenden Teilnehmer*innen im Saal finden die Idee positiv.

Angelo Heuberger