Bündner Bergbahnen steigern Wertschöpfung um 60 Prozent

Immer wichtiger für den Tourismus – die Bündner Bergbahnen mit einer Wertschöpfung von CHF 500 Mio. im Jahr.
Der Schnee schafft Wertschöpfung der Bergbahnen für Graubünden. (vlnr): Berno Stoffel (Direktor Seilbahnen Schweiz), Martin Hug (Präsident BBGR), Marcus Gschwend Geschäftsführer Bergbahnen Graubünden, Markus Moser (CEO Corvatsch), Regierungsrat Marcus Caduff, Oliver Hoff (EBP Schweiz, Autor Wertschöpfungsstudie) ©BBGR

Die Bündner Bergbahnen werden für den Tourismus immer wichtiger: in den letzten 25 Jahren haben sie, gemäss einer neuen Studie, die an der Generalversammlung der Bergbahnen Graubünden (BBGR) auf dem 3303 m hohen Corvatsch präsentiert wurde, ihre Wertschöpfung um 60% erhöht. Das Äquivalent von 3700 Vollzeitstellen hat eine grosse gesellschaftliche Bedeutung im Bergkanton.

Public Private Partnership gerechtfertigt.

Im Beisein von Standespräsident Franz-Sepp Caluori und Regierungsrat Marcus Caduff betonte BBGR-Präsident Martin Hug die wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachhaltigkeit der Bergbahnen. Sie ermöglichen Einheimischen und Gästen vielfältige
und gesunde Freizeitaktivitäten. Diese finden immer mehr das ganze Jahr hindurch statt.

Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Hinblick auf den Klimawandel braucht Zeit, die Beschneiung sichert den Transformationsprozess. Die Versicherungsprämien dafür zahlen die Bergbahnen mit den Schneeanlagen allerdings selbst – auch wenn die ganze Destination oder die regionale Volkswirtschaft hiervon profitiert. Deshalb sei die Frage nach einer Public Private Partnership gerechtfertigt. Alternativen zum Wintertourismus müssen nicht nur gefordert, sondern auch zugelassen werden, erklärte Präsident Martin Hug.

500 Millionen Wertschöpfung pro Jahr

In den Tälern Graubündens bieten die Bergbahnen als Arbeitgeber und systemrelevante Infrastrukturen wichtige Perspektiven für die Einheimischen. Martin Hug unterstrich, dass die Bergbahnen im langjährigen Durchschnitt pro Jahr rund CHF 110 Mio. in die Erneuerung und Weiterentwicklung investieren. Und zwar nicht nur in Bahn- und Pisteninfrastrukturen, sondern auch in die Beherbergung und Restauration sowie in Technologien zur Ressourcenoptimierung.

Seit der Jahrtausendwende konnte denn auch die Wertschöpfung der Bündner Bergbahnen um fast 60%t gesteigert werden. Sie liegt gemäss Dr. Oliver Hoff, EBP Schweiz AG und Autor der Wertschöpfungsstudie zu den Bündner Bergbahnen, bei rund einer halben Milliarde Franken in Graubünden und zusätzlich über 200 Millionen in der Schweiz. Die direkte Wertschöpfung der Bergbahnbranche, Gastronomie und chemischen Industrie ist in Graubünden etwa gleich gross.

Bergbahnen bei Destinationswahl relevant

Für 86% der Gäste ist das Bergbahnangebot bei der Wahl der Destination relevant. Damit wird bestätigt, dass die Bergbahnen der touristische Wertschöpfungsmotor des Wintertourismus sind. Durch die Tätigkeit der Bergbahnen werden 3700 Vollzeitstellen im Kanton Graubünden und insgesamt über 5000 in der Schweiz ausgelöst. 69% der Bergbahngäste übernachten, 17% sind Tagesgäste und 14% Einheimische. Die  Übernachtungsgäste beinhalten sowohl Hotel- wie auch Ferienwohnungsgäste und Zweitwohnende.

Die Wertschöpfungsstudie zu den Bündner Bergbahnen ist Teil der kantonalen Tourismus-Wertschöpfungsstudie, für welche über 20000 Gäste sowie zusätzlich über 8000 Zweitwohnende in allen Bündner Regionen befragt wurden. Diese Resultate liegen Ende Januar 2024 vor.

Sorgenkinder Umweltauflagen und Raumplanung

Die Bergbahn-Wertschöpfungsstudie von EBP Schweiz beschäftigt sich auch mit den künftigen Herausforderungen der Bergbahnen. Die grössten betrieblichen Sorgen der Bündner Bergbahnunternehmen sind demnach die behördlichen Auflagen bezüglich Umwelt, Raumplanung und Technik. Beim Markt stehen bewirtschaftete Betten zur Steigerung der Auslastung, die Entwicklung des Ganzjahresangebotes sowie das Schneesportimage im Vordergrund.

Bei den Rahmenbedingungen sind es die fehlende Schneesicherheit, die staatliche Regulierung sowie die Suche nach neuen Geschäftsmodellen infolge des Klimawandels. Gemäss BBGR-Geschäftsführer Marcus Gschwend sind diese Ergebnisse ein klarer Auftrag der Branche an den Verband. Der Klimawandel bedinge die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Das sei nur möglich, wenn das Wintergeschäft durch die Beschneiung gesichert wird. Denn der Winter finanziere den Sommer und die Weiterentwicklung neuer Modelle.

Marcus Gschwend kritisierte ausserdem die politischen Zentralisierungstendenzen in Bundesbern. Das Berggebiet werde zur Beruhigung des Gewissens immer mehr unter Schutz gestellt, während die wirtschaftliche Entwicklung im Mittelland weitergehe. Der Bergtourismus verliere damit an Wettbewerbsfähigkeit.

Aktive Bergbahnbranche

BBGR-Präsident Martin Hug zeigte den Zusammenhang zwischen der um 60% gestiegenen
Wertschöpfung und der Diversifizierungsstrategie der Branche auf. Die Bergbahnen in Graubünden sind immer mehr auch Anbieter von Übernachtungen, Gastronomie und weiteren Servicedienstleistungen. Das schlägt sich in der Wertschöpfung nieder. Die Bergbahnen mussten reagieren, weil die sinkenden Betriebsergebnisse die Handlungsfähigkeit und Erneuerungskraft einschränkten.

Kostentreiber der Branche sind die technische Beschneiung, die Pistenpräparation
und der Komfort der Transportanlagen. Mit der Diversifizierung können bisher externe Margen selbst realisiert werden. Mit dem zunehmenden Einfluss auf die Dienstleistungskette wird auch die Produkte- und Angebotsqualität gesteigert. Convenience ist ein bedeutender Wettbewerbsvorteil.

Im Weiteren hat die Branche über Kooperationen und Fusionen Synergien genutzt. Dies tat sie durch Unternehmenszusammenschlüsse, Tarifkooperationen, Einkaufsgemeinschaften und Skigebietszusammenschlüsse. Die Bergbahnbranche hat damit gezeigt, dass sie in der Lage ist, Herausforderungen aktiv zu begegnen, betonte Martin Hug.

Mutationen im Vorstand

Ein Jahr vor dem Abschied von Präsident Martin Hug als designierter CEO der Zermatt Bergbahnen sind Vizepräsident Philip Holenstein (CEO Arosa Bergbahnen AG) und Markus Moser (CEO Corvatsch AG & Diavolezza Lagalb AG) für ein weitere Amtsperiode gewählt worden. Markus Moser kündigte seine Kandidatur für die Nachfolge von Martin Hug an. Neu im Vorstand Einsitz nimmt Christoph Passecker, kaufmännischer Direktor der Savognin Bergbahnen. Er ersetzt den aus der Branche ausscheidenden Hacher Bernet.

Adrian Jordan, Leiter Schneesport & Bergerlebnisse (COO) der Engadin St. Moritz Mountains AG, wurde bereits als Vertreter von BBGR in den Vorstand von Seilbahnen Schweiz (SBS) gewählt. Er nimmt als Beisitzer ohne Stimmrecht im BBGR-Vorstand Einsitz. Komplettiert wird der Vorstand durch die bisherigen Curdin Caprez, Leiter Projekte der Weissen Arena Gruppe (Region Surselva), und Vidal Schertenleib, CEO Davos
Klosters Bergbahnen AG (Region Davos). Die Jahresrechnung von BBGR schliesst bei Ausgaben von ca. CHF 440’000 ausgeglichen.

Die Rückstellungen von CHF 160’000 wurden im Geschäftsjahr nicht eingesetzt. (MICE-tip)