Erstmals mehr Gäste aus den USA als aus Deutschland

Das SECO hat die neuesten Tourismuszahlen publiziert und macht Prognosen fürs 2025.
©Patrick Robert Doyle/Unsplash

Gemäss den heute publizierten Tourismusprognosen, welche BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erstellt, wird die Zahl der Übernachtungen in der Schweiz nach einer starken Wintersaison auch im Sommer 2024 weiter zunehmen auf 24.2 Mio. Logiernächte (+206’000, +0.9% gegenüber 2023).

Kräftiges Wachstum im Winter wegen Gästen aus dem Ausland 

Im vergangenen Winter verzeichnete die Schweiz mit 17.9 Mio. Logiernächten ein kräftiges
Wachstum von 2.6%. Dieses Wachstum wurde durch Gäste aus dem Ausland getragen, wobei besonders die europäischen Märkte trotz wirtschaftlicher Herausforderungen robuste Zuwächse erzielten.

Zudem erreichten die Fernmärkte erstmals wieder das Niveau von 2019. Während amerikanische Gäste weiterhin in grosser Zahl anreisen, wurden im letzten Winter nur halb so viele Logiernächte von chinesischen Gästen verzeichnet wie im Winter 2019. Die inländische Nachfrage zeigt sich indes leicht rückläufig, bleibt jedoch auf einem hohen Niveau.

Sommer 2024: Wachstum aber weniger Schweizer und Europäer

Die positive Dynamik im Schweizer Tourismussektor wird voraussichtlich im kommenden
Sommer weiter anhalten, jedoch weniger ausgeprägt.

BAK Economics erwartet ein Wachstum der Logiernächte von 0.9% (206’000). Die inländische Nachfrage bleibt zwar auf hohem Niveau, zeigt jedoch mit einem Rückgang von 2,1% (-244’000) gegenüber dem Vorjahr eine leichte Abnahme, was zum Teil auf die schwache Entwicklung der Kaufkraft zurückzuführen ist.

Die europäische Nachfrage wird voraussichtlich ihre positive Dynamik nicht fortsetzen können. Es ist mit einem Rückgang von 0.7% (-103’000) zu rechnen, dies gegenüber einem sehr guten vorherigen Sommer. Insgesamt fehlen in Europa – bedingt durch eine anhaltend schwache Konjunktur und die stagnierende Entwicklung der realen Einkommen – die Impulse für weiteres Wachstum.

Zudem hat der Schweizer Franken im Winter, als viele ihre Sommerferien planten, an Wert gewonnen. Obwohl diese Aufwertung durch die Zinssenkung der SNB rückgängig gemacht wurde, dürften einige bereits ihre Ferien anderweitig gebucht haben.

Besonders von den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist Deutschland betroffen, der nach der Schweiz wichtigste Herkunftsmarkt, der ebenfalls einen Rückgang verzeichnen dürfte.

USA neu wichtiger als Deutschland, doch für wie lange?

Seit dem Ende der Covid-19-Pandemie haben die Gästezahlen aus den USA stark zugenommen. Die beeindruckenden Wachstumsraten der letzten zwei Jahre werden sich nicht fortsetzen lassen.

Dennoch dürften die USA mit 2.1 Mio. Logiernächten (+17’000, +0.8%) Deutschland als grössten ausländischen Herkunftsmarkt während der Sommersaison ablösen.

Der asiatische Markt entwickelt sich weiter sehr dynamisch, damit sind die Fernmärkte der grösste Wachstumstreiber mit einem Anstieg von 9.2% (+553’000).

Prognose 2025: Europa im Aufwind, USA wird sich abschwächen

Die positive Dynamik im Tourismussektor setzt sich voraussichtlich über den nächsten
Sommer hinaus fort. Jedoch ändern sich die wirtschaftlichen Vorzeichen in Europa und den
USA.

In Europa dürften bevorstehende Zinssenkungen die Wirtschaft beleben, während die
Haushalte von substantiellen nominalen Lohnerhöhungen profitieren, die im Gegensatz zu
den letzten Jahren nicht mehr durch die Inflation aufgezehrt werden.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Inflationsbekämpfung weniger weit fortgeschritten. Die Bekämpfung der anhaltend hohen Inflation wird weitere wirtschaftliche Opfer erfordern. Daher wird sich die Nachfrage aus den USA voraussichtlich abschwächen, während sich die Lage in Europa verbessert.

Nachfrage aus Fernmärkten normalisiert sich, inländische weiterhin rückläufig

Zusätzlich verzeichnet die Nachfrage aus den übrigen Fernmärkten eine langsame Normalisierung, während die inländische Nachfrage weiterhin rückläufig ist.

Es wird erwartet, dass sich diese inländische Nachfrage allmählich auf einem Niveau stabilisiert, das rund 14% über dem Niveau von 2019 liegt.

Im Gegensatz dazu bleibt die chinesische Nachfrage auch bis ans Ende des Prognosezeitraums 2026 noch unter dem Niveau von 2019. Insgesamt wird für den nächsten Winter nur ein geringes Wachstum von 0.4% erwartet.

Verschiebung hin zur Nebensaison

Das Interesse am Herbst steigt. Und zwar aufgrund des guten Wetters in den letzten Jahren, sowie durch den grösseren Anteil der Fernmärkte am Gästemix, da Gäste aus diesen Märkten eher in der Nebensaison reisen.

Zudem führt das höhere Ausgabeverhalten der Gäste aus Fernmärkten zu einer gesteigerten Wertschöpfung pro Logiernacht, von dem Hotel und Mitarbeitende profitieren.

Kürzere Aufenthaltsdauer und regionale Konzentration der Logiernächte

Negativ ist jedoch, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer tendenziell abnimmt. Eine
längere Aufenthaltsdauer könnte die Ferien nachhaltiger gestalten, was auch im Interesse
der Hotels liegt, da bei jedem Gästewechsel zusätzliche Kosten entstehen. Zudem zeigt
sich, dass die regionale Konzentration der Logiernächte, besonders in den alpinen Regionen, zunimmt. (MICE-tip)