100 Flüge zur Vermeidung von Kondensstreifen

Deutsche Airlines testen in einem 100-Flüge-Programm die Vermeidung von klimaschädlichen Kondensstreifen.
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Was paradox scheint wird Tatsache. Die deutsche Luftverkehrsbranche führt ein ‘100-Flüge-Programm’ durch, mit dem die Vermeidung von klimaschädlichen Kondensstreifen getestet wird.

Kondensstreifen bilden sich vor allem in feuchten und kalten Gebieten. Einige davon können über mehrere Stunden bestehen bleiben. Dadurch können sich Zirruswolken entwickeln, die die Wärmeabstrahlung der Erde reflektieren und zum Treibhauseffekt beitragen.

Entsprechende Planung der Flugrouten

Initiiert wurde die Idee eines ‘100 Flüge Trials’ durch die Deutsche Flugsicherung (DFS) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Durchführung erfolgt in einer
Arbeitsgruppe des ‘Arbeitskreis Klimaneutrale Luftfahrt’ (AKKL) unter Leitung von DFS und DLR gemeinsam mit ausgewählten Fluggesellschaften.

Ziel ist es, die Entstehung von Nicht-CO²-Effekten im Luftverkehr besser zu verstehen. Mittels gesammelter Daten soll das Programm aufzeigen, ob und wie sich bereits bei der Planung von Flugrouten, Gebiete vermeiden lassen, die zur Bildung von langlebigen Kondensstreifen führen können.

Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen
Luftverkehrswirtschaft (BDL): «Mit diesem Programm wollen wir im Praxisbetrieb testen, wie mittels intelligenter Flugplanung, Treibhauseffekte verringert werden können. Damit leistet das Programm einen Beitrag hin zum klimaneutralen Fliegen. Wir haben im Arbeitskreis Klimaneutrale Luftfahrt mit den Vertretern der Bundesregierung und mit den NGOs das gemeinsame Verständnis, dass es wichtig ist, klare Erkenntnisse zu diesen komplexen Zusammenhängen zu bekommen, bevor der Gesetzgeber tätig wird.»

Partner des in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) entwickelten Projekts sind Lufthansa, Tui Fly, Condor, DHL, EAT, die Deutsche Flugsicherung (DFS) und Eurocontrol. Die Wirkung der 100 Flüge wird vom Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) und dem Deutschen Wetterdienst ausgewertet, um die Effektivität klimaoptimierter Flugrouten zu beurteilen.

Vermeidung von Kondensstreifen in Einzelfällen möglich

Erste ausgewertete Flüge zeigen: Durch eine Optimierung von Flugrouten können in Einzelfällen Kondensstreifen vermieden werden. Das zeigen Satellitenbeobachtungen. Zudem wird analysiert, wie gross die Wirkung des nicht vermiedenen Kondensstreifen im Vergleich zur Klimawirkung des durch die Umleitung bedingten zusätzlichen CO² gewesen wäre.

Finale Ergebnisse stehen noch aus und werden dann mit den wissenschaftlichen Institutionen ausgewertet. Klar ist schon jetzt, dass zu den weiteren Herausforderungen für ein solches klimafreundlichereres Fliegen auch gehört, den Prozess der Flugplanung zu automatisieren.

«Für uns ist wichtig ist, dass das 100-Flüge-Programm kein einsames Leuchtturmprojekt ist, sondern Bestandteil unserer umfangreichen Aktivitäten zur Fortentwicklung klimaneutraler Luftfahrt», so Matthias von Randow. (TI)