«Reisende träumen von Ferndestinationen, aber machen Ferien in Nachbarländern»

Die Reisestudie 2024 von Allianz Partners zeigt, dass Träume und Realität oft nicht übereinstimmen.
Pia Sophie Bodner, CEO Switzerland, Allianz Partners ©TRAVEL INSIDE

Anlässlich der Medienkonferenz zusammen mit dem Schweizer Reise-Verband (SRV) hat  die Allianz Partners ihre diesjährige Reisestudie vorgestellt.

Wie aus der Studie hervorgeht, reisen Schweizerinnen und Schweizer in diesem Jahr ein wenig öfter als noch im letzten Jahr. Vor allem die Anzahl an Kurztrips ist gestiegen. Trotzdem liegt die Reiseintensität immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau im Jahr 2019.

Pia Bodner, CEO der Allianz Partners Schweiz erklärte an der Medienkonferenz, dass Träume und Realität bei vielen Reisenden auseinanderklaffen würden. Gemäss der Allianz-Studie träumen viele Schweizerinnen und Schweizer von Fernreisezielen wie Norwegen, Kanada oder Australien. Wenn es dann aber um die konkrete Buchung geht, werden weiterhin lokale Ferienziele wie Deutschland, Italien, Frankreich oder Spanien bevorzugt.

Steigende Temperaturen beeinflussen Wunschdestination und Feriensaison

Dennoch lasse sich festhalten, dass steigende Temperaturen infolge des Klimawandels vor allem im Sommer die Wahl des Ferienziels und der Feriensaison beeinflussen und neue Trends ersichtlich sind.

Gemäss Studie können sich 54% der Befragten vorstellen, die klassischen Sommerziele in Zukunft eher im Frühling oder Herbst zu bereisen. 31% der Befragten gaben an, dass sie zukünftig gerne auch nördlichere Destinationen besuchen würden. Ein Drittel der Befragten hält sogar Naturkatastrophen während der Reise mittlerweile für wahrscheinlich, während im Jahr 2019 lediglich 14% daran dachten. Es bleibe nun abzuwarten, wie und ob sich diese Trends zukünftig im Buchungsverhalten zeigen werden.

Schweizer wollen Overtourism vermeiden

Da Schweizerinnen und Schweizer weiterhin vor allem klassische Ferienorte bereisen würden, werde auch Overtourism immer mehr zu einem Problem, meint die Allianz. Die Problematik sei der Schweizer Bevölkerung durchaus bewusst: Obwohl aufgrund des Kaufkraftschwundes viele die Kosten für Reisen minimieren wollen, wären dennoch 45% der Befragen bereit, mehr zu zahlen, um Overtourism zu vermeiden.

Über ein Drittel gab an, für mehr Exklusivität sogar auf eine Destination verzichtet zu haben. Es bleibe nun auch hier abzuwarten, inwiefern sich diese Entwicklung bei den konkreten Buchungen abzeichnen würde.

Reisebüros spielen weiterhin eine bedeutende Rolle 

Das eigene Auto bleibe weiterhin das Haupttransportmittel, auch wenn Flugreisen in diesem Jahr zugenommen hätten. Die Verwendung von Online-Buchungskanälen werde immer beliebter und gemäss den Studien-Ergebnissen bucht fast  jede*r Fünfte die Ferien selbstständig.

Dennoch spielen Reisebüros weiterhin eine bedeutende Rolle, meint die Allianz. Die persönliche Beratung und der umfassende Service eines Reisebüros werde weiterhin sehr geschätzt.

Erstaunlich sei, dass nur sehr wenige Reisende über das Pauschalreisegesetz oder den Garantiefonds Bescheid wissen, welche bei Buchung über ein Reisebüro zur Anwendung kommen. Dass dies ein entscheidender Vorteil sein kann, zeigte sich beim Konkurs des Reiseanbieters FTI. Reisende, die über ein Schweizer Reisebüro gebucht hatten, waren vollständig abgesichert.

Wenn es an die eigenständige Reiseplanung geht, so überrasche, dass Tools wie ChatGPT bisher noch eine untergeordnete Rolle spielen würden. Lediglich bei den unter 30-Jährigen werde Künstliche Intelligenz ab und zu für die Suche nach Attraktionen und Sehenswürdigkeiten genutzt.

Reiseversicherungen nach Pandemie weniger nachgefragt

Wie aus der Studie hervorgeht, schliessen mehr als die Hälfte der Reisenden eine Jahresreiseversicherung ab. Die Absicherung von Annullierungskosten werde nach wie vor als bedeutendste Leistung einer Reiseversicherung wahrgenommen.

Als Hauptgrund für den Abschluss einer Reiseversicherung wurde die kostenlose Annullierung im Krankheitsfall angegeben. Im Allgemeinen lasse sich aber beobachten, dass die generelle Sorglosigkeit nach der Corona Pandemie wieder steige und das Kosten/Nutzenverhältnis von Reisenden stärker in Frage gestellt werde.

Angela Lang