Kapazitätsengpass nach Palma?

TRAVEL INSIDE macht die Probe aufs Exempel: Wie sich das Aus von Air Berlin tatsächlich auswirkt.
Flughafen Palma de Mallorca © Wikimedia/Wusel007

Die Signale könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite spricht der Bürgermeister von Palma, Antoni Noguera, gegenüber der Tageszeitung «Ultima Hora» theatralisch davon, dass Palma nicht am eigenen Erfolg sterben dürfe. Nicht die Stadt habe sich an den Tourismus anzupassen, sondern umgekehrt. Massnahmen wie ein Hotelmoratorium oder der Zonenplan waren die logische Folge seitens der mallorquinischen Politik, die damit auch auf die Bürgerproteste des vergangenen Jahres wegen Overtourism reagierte.

ANDERERSEITS RELATIVIEREN die Veranstalter und Spezialisten, dass ausserhalb Palmas keine Rede von überfüllten Stränden und Städten sein könne. Mehr noch: In den Medien wurde moniert, die Flugkapazitäten seien aufgrund der Air-Berlin-Pleite nun viel zu gering und die Ticketpreise dementsprechend zu hoch. TI machte die Probe aufs Exempel. Fazit: Laudamotion stellt das Preisgefüge mit dem Tarifkonzept von Ryanair auf den Kopf. Die günstigsten Ticketpreise für Direktflüge in den Sommerferien sind bereits ab CHF 67 zu haben, bei allen anderen Airlines bewegen sich die Preise um die CHF 300 bis 350. Letzten Sommer sah es aber kaum anders aus. Wer darauf gehofft hat, dass sich die Preise nach dem Aus von Air Berlin wieder normalisieren würden (sprich teurer werden), sieht sich getäuscht.

Ein anderes Thema sind die effektiven Flugkapazitäten. Denn: Der ehemalige Platzhirsch Air Berlin hatte zwar eine gravierende Lücke hinterlassen, die andere Player jedoch mit aufgestockten Rotationen oder grösseren Flugzeugtypen zum Teil kompensieren. Nebst Laudamotion wird Belair zudem ab Herbst zusätzlich mitmischen.

INSGESAMT stehen 20506 Sitzplätze ab der Schweiz nach Mallorca zur Verfügung – pro Woche. Elf Airlines bieten Direktflüge für das Ferienziel an. Das sind insgesamt 115 Flugbewegungen pro Woche. So kann nicht wirklich von einem Kapazitätsengpass die Rede sein – aber es sind de facto 17,3% weniger Verbindungen und knapp 20% weniger Sitzplätze als in demselben Zeitraum 2017. Bezeichnenderweise war damals aber von massiven Überkapazitäten die Rede – der Flughafen Son Sant Joan sei darauf ausgerichtet, 66 Operationen pro Stunde durchzuführen, doch in der letzten Hochsaison wurden regelmässig mehr als 100 gezählt.

zVg

Elisha Schuetz