Die «heimliche Hauptstadt» Irlands

Es ist ein Trend bei den Schweizer Reisenden: Die grossen Klassiker sind und bleiben zwar London, Paris und Co., doch die kleinen und noch eher unbekannteren Städte werden immer beliebter. Cork ist so ein Beispiel.
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In unseren Breitengraden fristet sie ein Schattendasein neben Dublin, dabei gäbe es diverse Gründe, sich näher mit ihr zu befassen: Europas Kulturhauptstadt 2005, inoffizielle kulinarische Hauptstadt Irlands, von den Einheimischen gerne auch als die «heimliche Hauptstadt Irlands» bezeichnet, und einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Im historischen Knast

Aber der Reihe nach: Cork, irischer Name Corcaigh, ist eine kleine Hafenstadt im Süden Irlands und zählt etwas weniger Einwohner als Bern. Aus der Schweiz erreicht man sie neuerdings mit einem Direktflug der Swiss ab Zürich, was ihre Bekanntheit zweifelsohne steigern wird.

Wie sich das für eine touristische Stadt gehört, hat sie ein paar sehenswerte Kirchen, allen voran die Saint Fin Barre’s Cathedral und die St. Anne’s Church, wobei letztere die Besonderheit bietet, dass man die Glocken selber läuten darf. Mindestens so sehenswert ist aber das Cork City Gaol, ein ehemaliges Gefängnis, dessen Museum auf eindrückliche Weise das Leben der Häftlinge im 19. Jahrhundert wiedergibt.

Und dann gibt es noch das Cork Butter Museum. Ja, es handelt sich dabei wirklich um ein Buttermuseum, und es ist interessanter, als der Name vermuten lässt. Butter ist nämlich das wichtigste Export-Lebensmittel des Landes, und in Cork war das Milchprodukt im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler.

Küss den Stein

Damit genug der Geschichte. Das heutige Cork ist ein lebhaftes und munteres Städtchen mit schicken Restaurants, urchigen Pubs und jeder Menge Festivals. Als Beispiel sei das Cork Jazz Festival erwähnt, das mittlerweile «Guinness Cork Jazz Festival» heisst (natürlich) und das grösste seiner Art in Irland ist. Wenn gerade nicht gefestet wird, kann man wunderbar durch die Innenstadt entlang dem Fluss Lee oder durch das Hugenottenviertel flanieren. Oder man besucht den English Market, eine bis weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Markthalle aus dem 19. Jahrhundert, die unter anderem für ihren frischen Fisch berühmt ist.

Die Stadt ist übrigens ein idealer Ausgangspunkt für Reisen durch den Süden Irlands. Wer weniger Zeit hat, dem möchten wir wenigstens drei kleine Ausflüge ans Herz legen. Innert einer- Stunde gelangt man zum eindrücklichen Ballycotton Cliff, das zu einem schönen Spaziergang einlädt. 30 Minuten dauert die Fahrt nach Cobh, wo die Titanic zu ihrer ersten und einzigen Fahrt ablegte, was entsprechend touristisch verwertet wurde. Und in nur gerade 20 Minuten ist man beim Blarney Castle und kann den gleichnamigen Stein küssen, was einem das Geschenk der Sprachgewandtheit bringen soll. Anschliessend können Sie auch «Corcaigh» aussprechen.

SJ