Bye bye Business Trip?

Wie Schweizer Tourismus-Profis die Entwicklung im Geschäftsreisebereich sehen.
Markus Conzelmann (General Manager Radisson Blu Hotel Luzern), Barbara Albrecht (Leiterin Switzerland Convention & Convention Bureau SCIB sowie Gesch äftsleitungsmitglied von Schweiz Tourismus), Renya Heinrich (Geschäftsführerin Zug Tourismus), Karin Kofler (Geschäftsführerin Zuger Wirtschaftskammer) und Dieter Zümpel (CEO DER Touristik Suisse). ©Zug Tourismus

Die Covid-Pandemie hat den Business Travel total gestoppt. Und auch wenn die Reisebeschränkungen der Länder mittlerweilen ganz oder weitgehend aufgehoben sind, kommt die Geschäftsreise bisher noch nicht richtig in Fahrt.

Am Montag (23. Mai 2022) haben die Zuger Wirtschaftskammer und Zug Tourismus die Entwicklung im Bereich Geschäftsreisen unter die Lupe genommen. Unter dem Titel «Bye bye Business Trip? Wie sich der Geschäftsreisemarkt durch Klima und Covid neu erfinden muss» diskutierten Barbara Albrecht (Leiterin Switzerland Convention & Convention Bureau SCIB sowie Geschäftsleitungsmitglied von Schweiz Tourismus), Renya Heinrich (Geschäftsführerin Zug Tourismus), Dieter Zümpel (CEO DER Touristik Suisse) und Markus Conzelmann (General Manager Radisson Blu Hotel Luzern) unter Moderation von Karin Kofler (Geschäftsführerin Zuger Wirtschaftskammer) über die Entwicklungen im Geschäftsreisebereich und wagten eine Prognose zum Potenzial zum Business Travel und Business Events.

Neue Gründe für den Business Trip?

Gemäss aktuellen Studien sollen 80 Prozent der Geschäftsreisen aus der Vor-Corona-Zeit wieder zurückkommen, erklärt Barbara Albrecht im Rahmen ihres Impulsreferates. «Ich gehe sogar davon aus, dass es mehr sein werden. Die neuen Möglichkeiten der ortsunabhängigen Arbeit machen beispielsweise firmeninterne Business Events, etwa für Teambuilding, Informationsaustausch, Projektplanung etc., wichtiger denn je. Hinzu kommt ein grosser Nachholbedarf für face-to-face-Meetings», so Albrecht.

Generell seien Business Events ein wichtiges Instrument für eine Destination zur Positionierung als Wissens- und Wirtschaftsstandort. Solche Events generierten 2019 in der Schweiz rund 7,6 Mio. Hotelübernachtungen, was rund einem Fünftel aller Hotelübernachtungen in der Schweiz entsprach.

Erst die Schweizer sind zurück

Und was bedeutet das für den Standort Zug? In Zug geniesst der Businesstourismus einen hohen Stellenwert: Bis zur Corona-Krise generierte er bis zu 90% des touristischen Umsatzes, was nicht zuletzt auf die zahlreich ansässigen internationalen Firmen und Einwohner aus über 140 Nationen zurückzuführen ist. Laut Renya Heinrich Zug Tourismus komme die Nachfrage nach Erlebnissen und Incentives zwar zurück, allerdings noch mehrheitlich aus dem Schweizer Markt.

Obwohl sich Zug mit Zürich und Luzern zwischen zwei starken Business-Destinationen befindet, sieht die Geschäftsführerin von Zug Tourismus gerade hier Potenzial: «Die zentrale Lage, die Nähe zu Zürich und dem Flughafen sowie die generell kurzen Wege in Kombination mit einer Vielzahl von Naherholungsgebieten machen Zug zu einer idealen Tagungs- und Incentive-Destination. Wir werden diesen Standortvorteil künftig noch stärker nutzen.»

Angebot kurbelt Nachfrage an

Dieter Zümpel, der mit Kuoni Business Travel und MICExperts auch einen Geschäftsreise- sowie MICE-Anbieter unter dem Dach von DER Touristik Suisse betreibt, erwartet ebenfalls, dass das Geschäft mit den Dienstreisen wieder auf 90 Prozent des Vor-Corona-Wertes anziehen wird: «Die Schweiz ist ein stark industriegeprägtes und exportorientiertes Land. Eine Verschiebung von Meetings in den virtuellen Raum ist nur begrenzt möglich.»

Er räumt je doch ein, dass bestimmte Geschäftsreisen, wie etwa eintägige Geschäftsreise, nicht mehr im bisherigen Ausmass zurückkommen dürften. Massgebend für den Erfolg einer Businessdestination ist nicht zuletzt das Angebot und die Infrastruktur, welche letztlich die Nachfrage ankurbeln.

Das betrifft insbesondere auch die Hotellerie. «Als das Radisson Blu Hotel 2006 in Luzern eröffnete – damals als Radisson SAS – stieg das Geschäftsreisevolumen innert Jahresfrist um über 20 Prozent», erklärt Markus Conzelmann. Gegenteilig habe sich dann allerdings der Ausbau der Autobahn zwischen Luzern und Zürich ausgewirkt.

Steigende Preise und verändertes Meeting- und Arbeitsverhalten

Die aufgrund der hohen Kerosinpreise gestiegenen Preise für Flugreisen betreffen natürlich auch den Bereich Business Travel. Auch in der Hotellerie sind die Übernachtungspreise aufgrund der erhöhten Nachfrage wieder gestiegen. Doch der Preis spiele bei den Gästen aktuell eine untergeordnete Rolle, wie Markus Conzelmann erklärte.

Seit April verzeichne das Radisson Blu Hotel in Luzern etwa ein Drittel des Geschäftsreisetourismus im Vergleich zu vor der Krise. Das Businessgeschäft ist auch hier kurzfristig und sehr volatil. «Sobald die internationalen Firmen ihre Projekte wieder aufnehmen, werden auch der Geschäftsreisetourismus und die Business Events wieder zunehmen. Die grosse Frage ist wann – 2023 oder eher 2024/25?», so Conzelmann.

Neue Formen für Business Events

Unabhängig vom Zeitpunkt der Rückkehr des Businessgeschäfts ist Barbara Albrecht davon überzeugt, dass sich Meetings und Business Events in Zukunft anders gestalten werden:
«Frontalpräsentationen werden in künftig kürzer, zugunsten von Break-outs in kleineren Gruppen, die den Dialog und Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fördern.»

Zudem werde mit zunehmenden Business Events auch das Thema «Bleisure» – die Kombination aus Geschäfts- (Business) und Freizeitreisen (Leisure) – weiter an Wichtigkeit gewinnen. «Ortsunabhängiges Arbeiten macht es möglich, zudem können Reisekosten dadurch mehrfach genutzt werden. Das kann auch ein offizieller Benefit für Mitarbeitende sein», so Albrecht.

Diesen Bleisure-Trend beobachtet auch Dieter Zümpel, nicht nur im Geschäftsreisebereich, sondern auch im Rahmen der «Workation» innerhalb von DER Touristik Suisse, also der temporären Verlegung des Arbeitsortes (work) an die Feriendestination (vacation). Grosses Bleisure-Potenzial sieht man auch in Zug, wie Renya Heinrich abschliessend bestätigt: «Menschen leben und arbeiten heute anders als vor der Krise. Unternehmen tun gut daran, diesen Trend nicht zu ignorieren.»

(Business Traveltip)

 

 

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