Die alten Reiserisiken sind zurück

44 % aller Zwischenfälle 2021 waren Naturkatastrophen und zivilen Unruhen geschuldet
Bus, Strasse, Überflutung, Hochwasser
Land unter! ©Pixabay/charlemagne

Geschäftsreiserisiken gehen weit über die mit der Pandemie verbundenen Gefahren hinaus, wie der aktuelle Travel Risk Outlook Report von BCD Travel zeigt. Fast die Hälfte aller Zwischenfälle gingen 2021 auf Naturgefahren oder Unruhen zurück. Das ist rund ein Drittel mehr als drei Jahre zuvor. In der gleichen Zeit reduzierte sich der Anteil der Zwischenfälle im Flugverkehr um rund einen Drittel.

Der Geschäftsreiseanbieter beschreibt in seinem Reiserisiko-Bericht sieben Risikokategorien, die sich auf Geschäftsreisen auswirken können:

1. Wirtschaftliche Prognosen: Die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind möglicherweise die grösste Herausforderung für Firmenreiseprogramme. Unternehmen stehen in Sachen Kosten und Reisebudgets unter Druck.

2. Klimawandel und extreme Wetterereignisse: Statistiken von BCD zeigen eine Zunahme von Reiseunterbrechungen durch Naturereignisse. Im Jahr 2020 stieg die Zahl der Zwischenfälle pro eine Million Flugpassagiere im Vergleich zum Vorjahr um 82%. 2021 wurde ein weiterer Anstieg um 23% verzeichnet. Nach Angaben des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) werden in den nächsten zwei Jahrzehnten unvermeidbare, vielfältige Klimagefahren auftreten.

3. Geopolitische Entwicklungen: Der Krieg in der Ukraine ist eine ernüchternde Erinnerung an die zerstörerische Kraft geopolitischer Risikofaktoren und deren rapides Eskalationspotenzial. Um die Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten ist ein umfassendes Programm für das Management von Reiserisiken von grosser Wichtigkeit. Ferner müssen Unternehmen derartige Entwicklungen genau verfolgen.

4. Persönliches Risiko: Die Unvorhersehbarkeit von Entführungen oder Terroranschlägen macht das Lokalisieren von und die Kommunikation mit Geschäftsreisenden zur wichtigen Aufgabe von Travel Managern.

5. Cybersicherheit: Die schnelle Umstellung auf Home Office während der Pandemie erhöhte das Risiko von Cyberangriffen auf IT-Systeme. 2022 werden voraussichtlich 31% aller Beschäftigten weltweit in hybrider oder vollständiger Telearbeit tätig sein; Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass dieses Risiko weiterhin bestehen bleibt.

6. Gesundheitliche Risiken: Die Gefährdung durch Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln hat sich aufgrund von Impfskepsis sowie des vermehrten Einsatzes medizinischer Ressourcen zur Bewältigung der Pandemie erhöht. Wissenschaftler sind ausserdem weiterhin besorgt wegen des möglichen Auftretens einer neuen Covis-19-Variante, die hochgradig ansteckend und resistent gegen existierende Impfstoffe sein könnte.

7. Neue Welt, neue Reiserisiken: Der Übergang zur Telearbeit verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten und reisen. Um sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden geschützt sind, sollten Unternehmen von Travel Risk Management auf People Risk Management umstellen. Ferner ist der urbane Flugverkehr (Stichwort Urban Air Mobility) auf dem Vormarsch. 2021 war ausserdem ein Meilenstein für die kommerzielle Raumfahrt.

Jorge Mesa, Director of Global Crisis Management bei BCD Travel. ©BCD

«Geschäftsreisende sind einer grösseren Bandbreite von Risiken ausgesetzt», erklärt Jorge Mesa, Director of Global Crisis Management bei BCD Travel. «Unternehmen sollten sich mit diesen Risiken vertraut machen und dafür sorgen, dass ihre Reisenden sicher unterwegs sind. Das vor allem in den letzten zwei Jahren angeeignete Fachwissen von Travel Managern, Einkäufern und Security Managern war noch nie so wertvoll wie jetzt.»

Risiken verändern sich

Während alltägliche Risiken wie Reiseunterbrechungen, Diebstahl oder verlorenes Gepäck bestehen bleiben, berichtet das GCM Team von BCD, dass sich die Art der Reiserisiken in den letzten vier Jahren deutlich verändert hat.
• Naturereignisse erweisen sich als störender, wobei extreme Wetterbedingungen, Erdbeben und Waldbrände 24% aller Vorfälle im Jahr 2021 ausgemacht haben (gegenüber 18% im Jahr 2018).
• Unruhen und Gewalttaten machten 2021 20% aller risikobezogenen Ereignisse aus (gegenüber 15 % 2018). Das zeigt, dass Risiken sich nicht allein auf die An- und Abreise beschränken. Reisende sind am Zielort ebenso gefährdet und benötigen daher während der gesamten Reise Unterstützung durch die zuständigen Teams.
• Zwischenfälle im Zusammenhang mit Flugreisen gingen von einem Anteil von 29 % im Jahr 2018 auf 20% im Jahr 2021 zurück. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt weniger Flugunterbrechungen. In Anbetracht des Anstiegs der Zwischenfälle im Bahnverkehr (von 15% im Jahr 2018 auf 20% im Jahr 2021) könnte es sein, dass Reisende verstärkt alternative Verkehrsmittel genutzt haben oder schlicht weniger Reisen getätigt haben, die einen Flug erfordern.

© BCD Travel, Global Crisis Management Team
Mike Janssen, Global Chief Operating Officer und Chief Commercial Officer bei BCD. ©BCD

«Nicht alle Unternehmen sind auf Geschäftsreisen in Länder angewiesen, in denen Entführungen oder geopolitische Unruhen ein erhöhtes Risiko darstellen», so Mike Janssen, Global Chief Operating Officer und Chief Commercial Officer bei BCD. «Jedoch wächst weltweit die Anzahl unterschiedlicher Gefahren, die Firmen und ihre Belegschaft bedrohen. Die Recherchen unseres GCM Teams zeigen, dass es notwendig ist, jetzt zu handeln, und Risikomanagement-Strategien auf Reisemuster und Unternehmensziele anzupassen und anzuwenden.»

ISO-Norm 31030 hilft als Guideline

Unternehmen, die nach Möglichkeiten zur Bewältigung von Reiserisiken suchen, können sich an der neuen Norm ISO 31030 orientieren. Sie bietet einen strukturierten Ansatz für die Entwicklung, Umsetzung, Bewertung und Überprüfung von Reiserichtlinien, der Weiterentwicklung von Firmenreiseprogrammen, Identifizierung von Bedrohungen, Chancen und Stärken, Risikobewertung sowie Strategien zur Prävention und Abmilderung.

Der BCD-Risiko-Bericht enthält Informationen auf deren Basis Travel Manager, Einkäufer und Firmenreiseteams ihre Geschäftsreiseprogramme anpassen können. Für den Bericht hat BCD interne Statistiken seines Global Crisis Management (GCM) Teams und externe Quellen wie IATA, IPCC, WHO, Oxford Economics und das Weltwirtschaftsforum WEF herangezogen.

(Business Traveltip)

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