60 Jahre Rot-Weiss-Rot in der Luft

Am 31. März 1958 hob die erste Maschine der Austrian Airlines Richtung London ab.
© Austrian Airlines Die Uniform der Flugbegleiterinnen von 1969 bis 1972.

Die Geschichte der nationalen Fluggesellschaft Österreichs ist von Schwierigkeiten, Notplänen, aber auch Erfolgen geprägt. Bereits die Gründung der Airline wurde von hohen Wogen begleitet. Erst 1955 hatte Österreich nach dem 2. Weltkrieg mit dem Staatsvertrag von den alliierten Streitkräften seine Lufthoheit zurückerhalten. Schon bald gab es Pläne für eine nationale Fluggesellschaft – oder eher zwei: Kurz vor Weihnachten 1955 wurden die Air Austria in Kooperation mit der niederländischen KLM und die Austrian Airways in Kooperation mit der skandinavischen SAS gegründet. Ein Kopf hinter der Air Austria war notabene Dr. Hans Lauda, Präsident der Industriellenvereinigung und Grossvater von Niki Lauda. Nach einigem Hin und Her wurde schliesslich am 30. September 1957 in Wien die Austrian Airlines Österreichische Luftverkehrs Aktiengesellschaft gegründet. Und am 31. März 1958 hob dann eine Vickers Viscount 779 der AUA zu ihrem ersten kommerziellen Linienflug von Wien nach London ab.

DER START WAR ZUNÄCHST einmal geglückt, aber die Airline litt notorisch unter Geldmangel. Es wurden zwar im selben Jahr sechs weitere Verbindungen aufgenommen, doch bereits neun Monate nach dem Start des Flugbetriebs war das Grundkapital aufgebraucht. In den folgenden Jahren mussten die Steuerzahler dafür sorgen, dass die nationale Fluggesellschaft in der Luft blieb.

Neben der immer wieder drohenden Pleite ist vor allem der 26. September 1960 ein Datum, das in den AUA-Geschichtsbüchern fett angestrichen ist. Damals stürzte eine AUA-Maschine beim Landeanflug auf den Moskauer Flughafen ab. 25 Passagiere und fünf Crewmitglieder verloren ihr Leben. Es blieb aber glücklicherweise der einzige Unfall mit tödlichem Ausgang in der Geschichte der Airline.

1970 KONNTE DIE AUSTRIAN AIRLINES erstmals einen Gewinn ausweisen. Die positive Entwicklung hielt bis 1989 an, es wurde in die Flotte und in Hangars investiert. Doch dem österreichischen Staat ging es wirtschaftlich schlecht und 1987 wurde eine Teilprivatisierung der AUA ins Auge gefasst. Mit den Übernahmen von Tyrolean, Lauda Air und Rheintalflug fand eine Konsolidierung im österreichischen Markt statt. Ein weiterer grosser Einschnitt in der AUA-Geschichte erfolgte 2008, also genau vor zehn Jahren. Per Notverkauf schlüpfte die österreichische Fluggesellschaft unter die grossen Flügel der Lufthansa. Von 2009 bis 2012 wurde ein drastisches Sparprogramm eingeleitet. 2000 der 8000 Arbeitsplätze gingen damals verloren, ein Viertel der Flotte wurde abgestossen. Doch die Airline kehrte wieder in die Gewinnzone zurück.

AUA-CHEF KAY KRATKY, der per 1. August 2018 von Alexis von Hoensbroech abgelöst wird, nannte es bei der offiziellen 60-Jahr-Feier im Mai «ein kleines Wirtschaftswunder», dass die Fluggesellschaft überlebt hat. 2017 hat Austrian Airlines zum fünften Mal in Folge schwarze Zahlen geschrieben und auch einen Passagierrekord präsentieren können. Erstmals seit der Gründung wurden im letzten Jahr knapp 13 Mio. Passagiere befördert. «1958 hatte Austrian Airlines vier gecharterte Vickers Viscount und sechs Destinationen im Programm», so Kratky, «60 Jahre später hat sie eine Flotte von 82 Flugzeugen und bietet ein weltweites Streckennetz von rund 130 Destinationen. Das ist eine Geschichte, auf die das Unternehmen stolz sein kann.»

Nathalie de Regt