70’000 verunfallen jedes Jahr in den Ferien – wer bezahlt?

Die Berufsunfallversicherung Suva warnt vor hohen Kosten ohne Reiseversicherung.
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Jedes Jahr verunfallen durchschnittlich rund 70’000 Reisende aus der Schweiz im Ausland. Und immer wieder bleiben Touristinnen und Touristen nach einem Unfall im Ausland auf einem Teil der Behandlungskosten sitzen, wenn sie von einem Privatspital oder einem Privatarzt behandelt wurden, stellt die Suva fest.

Sind die Verunfallten ungenügend versichert, können die finanziellen Konsequenzen verheerend sein. Der grösste Unfallversicherer in der Schweiz empfiehlt deshalb, vor jeder Reise ins Ausland eine Ferien- und Reiseversicherung abzuschliessen.

Verunfallen Feriengäste im Ausland, landen sie oft unwissentlich bei einem Privatarzt oder in einem Privatspital, weiss der Versicherer, der rund 2 Milllionen Berufstätige versichert. Dort werden sie medizinisch gut versorgt, so wie sie dies von öffentlichen Spitälern der Schweiz gewohnt sind – allerdings teilweise zu wesentlich höheren Kosten als hierzulande.

Wer in einer solchen Situation keine entsprechende Zusatzversicherung in Form einer Ferien- und Reiseversicherung hat, muss oft einen grossen Teil der Behandlungskosten selbst bezahlen, warnt die Suva. Für einige hat dies verheerende finanzielle Konsequenzen.

Schweizer Unfallversicherung bezahlt nicht alles

Zwar sind alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mindestens acht Stunden pro Woche arbeiten, über den Arbeitgeber für die Grundversicherung obligatorisch auch gegen Nichtberufsunfälle versichert. Diese Unfallversicherung übernimmt in EU- und EFTA-Ländern dieselben Leistungen, wie wenn man im entsprechenden Land sozialversichert wäre.

Im übrigen Ausland zahlt sie höchstens den doppelten Betrag der Kosten, die bei einer Behandlung in der Schweiz entstanden wären. Vor allem in Ländern mit ausserordentlich hohen Medizinalkosten wie die USA, Kanada, die Vereinigten Arabischen Emirate und Japan reicht dieser Betrag bei Weitem nicht aus.

Hotels arbeiten mit Privatkliniken

«Vor den Ferien mag zwar niemand daran denken, dass er verunfallen könnte», sagt Roger Stalder, Teamleiter Ausland bei der Suva. Trotzdem empfiehlt er, sich für diesen Fall zu wappnen und eine Ferien- und Reiseversicherung abzuschliessen. Denn wer ohne diese ausserhalb der Schweiz verunfallt, muss in ein öffentliches Spital bzw. zu einem Arzt, der zum Grundtarif des entsprechenden Landes abrechnet.

Doch das ist gar nicht immer so einfach, denn in Touristengebieten sind solche Ärzte und Spitäler teilweise rar. Ausserdem: «Wer zum Beispiel nach einem erfrischenden Bad am Rande des Swimmingpools unglücklich ausgerutscht ist und starke Schmerzen hat, will verständlicherweise möglichst schnell medizinische Hilfe», sagt Roger Stalder. In einer solchen Situation würden die wenigsten abklären, ob der nächste Arzt ein Privatarzt sei oder nicht. Wichtiger sei für die meisten dann, dass der Arzt die eigene Sprache spreche.

Was die meisten zudem nicht wissen: Viele Hotels in klassischen Touristengebieten sprechen sich mit Privatkliniken und Privatärzten ab, dass sie ihre Gäste bei einem Unfall zu ihnen bringen. «Da kann es schnell passieren, dass ein ungenügend versicherter Verunfallter für Leistungen in der Höhe von mehreren 10’000 Franken selbst aufkommen muss.»

Versicherungsdeckung vor der Reise prüfen

Ferien- und Reiseversicherungen übernehmen in der Regel alle Kosten für notfallmässige ärztliche Leistungen, Medikamente und Spitalaufenthalte, die durch die eigene Kranken- und Unfallversicherung nicht vergütet werden. Zudem decken sie weltweit Rettungsaktionen und Rücktransporte in die Schweiz.

«Die Leistungen können je nach Anbieter stark variieren», so Roger Stalder. Er empfiehlt vor Reisen genau abzuklären, wie man versichert ist, und im Ausland stets die Notfallnummer seiner Unfallversicherung bereitzuhalten. (TI)