Business Travel am STMF: Das beschäftigt die Branche

An der 16. Ausgabe des Swiss Travel Management Forum waren KI und Nachhaltigkeit die Hauptthemen.
Der 16. STMF fand am 29.02.2024 im Dolder in Zürich statt ©TRAVEL INSIDE

Im noblen Dolder Grand Hotel versammelten sich am 29. Februar 2024 160 Teilnehmer*innen, darunter 30 Corporate Travel Manager, zur 16. Ausgabe des Swiss Travel Management Forum (STMF).

Die Business Travel – Profis, Dienstleister und Anbieter wie Airlines, Mietwagenfirmen, Hotels und TMCs erwartete ein Programm mit hochkarätigen Referenten zu Themen, die die Business Travel Branche derzeit umtreibt.

SMTF-Gastgeber und Tagungsmoderator Angelo Heuberger eröffnete den Halbtages-Kongress im Dolder Hotel. Nach einem Grusswort von Jens Schliessmann, VDR-Geschäftsführer, führten die beiden Moderatoren Adrian Matt, Geschäftsführer Travelbrain und Christian Maurer, Chefredaktor «Business Traveltip» durch die verschiedenen Vorträge, Podiumsdiskussionen und Elevator Pitches.

Die Virtualisierung der Geschäftsreise, das Bündeln von Reisen, die steigenden Reisekosten bei gleichzeitig stagnierenden oder tieferen Reisebudgets sind die Herausforderungen die es zu meistern gilt.

«Diese Herausforderungen und Veränderungen geben uns die Chance, die geschäftliche Mobilität ökonomisch und ökologisch neu zu gestalten», fordert Jens Schliessmann die Teilnehmenden auf.

Überraschende Key Note
Balthasar Glättli teilt seine Anliegen für nachhaltiges Reisen ©Armin Grässl

Der Nationalrat und Präsident der Grünen Partei Schweiz, Balthasar Glättli, hat mit seinem Auftritt am STMF für Überraschung gesorgt.

Wer Konfrontation oder hitzige Diskussionen erwartet hatte, behielt nicht Recht. Der Parteipräsident der Grünen Schweiz zeigte sich positiv und offen den anwesenden Business Travel Profis gegenüber und doch stand er für seine Anliegen ein.

Glättli betonte in seiner Key Note Ansprache, dass Reisen im Allgemeinen, ob nun privat oder geschäftlich, einen grossen Einfluss auf die Umwelt habe. Davon abgeleitet gelte deshalb auch: Das Weiter-So mit ständig steigenden Reisen – insbesondere Flugreisen – sei kein zukunftsfähiges Business-Modell.

Vor allem im Bereich Geschäftsreisen gelte dabei «Vermeiden, Verlagern, verträglich Gestalten», so Glättli. Hierbei seien moderne Technologien wie Videocalls oder das Google Project Starline mögliche Optionen.

Sollte eine Geschäftsreise zwingend notwendig sein, sieht Glättli den Zug oder Nachtbusse – wie am STMF von Twiliner vorgestellt – als optimale Alternativen zum Flugverkehr.

Der Grüne Nationalrat sieht jedoch auch ein, dass nicht alle Reisen verhindert werden können. Wichtig sei dabei, die Evaluation der jeweiligen Situation und die Bereitschaft, den Preis für eine klimafreundliche Reise zu bezahlen: «Business Travel hat einen Wert. Und dort, wo dieser Wert nicht anders realisiert werden kann, ist der Markt auch bereit, den echten Preis dafür zu zahlen.», ist Glättli überzeugt.

Zum Abschluss seiner Key Note ermutigte Glättli die anwesenden Business Travel Profis: «Nehmen Sie diesen Business-Challenge wahr. Helfen Sie Ihren Kundinnen und Kunden. Kreieren Sie den Mehr-Wert, der den echten Preis von Business-Reisen rechtfertigt.»

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Marc Holitscher, Microsoft Switzerland, präsentiert die Neuerungen im Bereich KI ©Armin Grässl

«Noch nie wurde eine neue technologische Anwendung in einer so hohen Geschwindigkeit akzeptiert», begann Marc Holitscher, National Technology Officer Microsoft Switzerland, seinen Impulsvortrag. Nach dem Open AI am 30. November 2022 die Version GPT-3 der Öffentlichkeit zugänglich machte, meldeten sich innert fünf Tagen eine Million Nutzer und innert zwei Monaten bereits 100 Millionen an. Künstliche Intelligenz sei eigentlich die ‘Automatisierung der Prognose’.

In der Folge nannte Marc Holitscher mögliche Anwendungsfälle im Business Travel Segment, wie Personalisierte Reiseplanung und – buchung, automatisierte Kundenbetreuung, automatisierte Reisekostenabrechnung und Compliance und dynamische Risikobewertung und Krisenmanagement. Sehr wichtig war Marc Holitscher der verantwortungsvolle Umgang mit KI. Dieser müsse Bestandteil eines jeden KI-Projekts sein.

Der Weg zu Netto Null
Andreas Gisler präsentiert den Weg zu Netto Null von Swiss Re ©Armin Grässl

Andreas Gisler, Head of Travel Management bei Swiss Re, gab in seinem Impuls-Vortrag Einblick in die Best Practices der Rückversicherungs-Gesellschaft. Das Ziel von Swiss Re sei die Erreichung von ‘Netto Null’ bis 2050, deshalb operiere das Unternehmen unter der Prämisse «Do our best, remove the rest», so Gisler.

Seit 2003 kompensiert Swiss Re bereits ihren direkten CO2-Fussabdruck durch Kohlenstoffkompensationen. Um das Ziel von Netto Null zu erreichen, hat der Rückversicherer eine CO2-Taxe und ein CO2-Budget für jedes Team innerhalb der Organisation eingeführt.

Mit Hilfe eines internen Dashboards könne jede Business-Unit auf einen Blick erkennen, wie viele Flugverbindungen des jährlichen CO2-Budgets bereits aufgebraucht wurden. Dies habe auch einen positiven Einfluss auf die Mitarbeitenden und ihr Umweltbewusstsein hervorgerufen, so Gisler.

Um die Klima-Ziele zu erreichen sei die Reduktion und der konventionelle CO2-Ausgleich jedoch nicht genug, so Gisler. Es brauche deshalb auch die aktive Entfernung von Kohlenstoff. Diese neuartigen Prozesse seien sehr teuer, doch auch dort müsse investiert werden, um das Netto Null Ziel zu erreichen, ist der Head of Travel Management überzeugt.

Bleisure, Workation, integrierte Zahlungslösungen und eine neue Plattform

In kurzen Impuls-Vorträgen referierte Corinna Döpkens, CD Travel Management, über die neuen Arbeitsformen und die rechtlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die diese an Unternehmen stellen.

André Dehm, VISA Europe Business Solutions, erläuterte die Vorteile von Visa Commercial Pay, der digitalen Kartenlösung, vollständig in die Online- und Mobile-Wallet-Funktionen integriert ist.

CWT ging im Juni 2023 eine Partnerschaft mit der ‘Travel-as-service’ – Plattform Spotnana ein. Mark Schneider, Senior Director und Head of Sales DACH von CWT, erklärte wie das Unternehmen diese cloudbasierte Plattform nutzt. Als anschauliches Beispiel nannte er die Entwicklung von einem Autogetriebe mit Handschaltung über ein Getriebe mit automatischer Schaltung hin zu einem komplett neuen Antrieb.

Wie immer haben auch zwei Startups mit Elevator Pitches eine Plattform erhalten.  Michel Jegerlehner stellte ein neues Tool von Traveo (Medicall) vor, das bei Problemen auf Geschäftsreisen sofort umfassende Hilfe auf Knopfdruck verspricht. Eine neue Art des komfortablen Reisens präsentierte Luca Bortolani, Chef und Mitgründer von Twiliner, einem Busbetrieb, der mit Business-Class-Sitzen mit Liegefunktion europäische Metropolen über Nacht verbinden wird.

Abgeschlossen wurde der erfolgreiche Kongresstag mit einem Networking-Cocktail im eleganten Foyer des Dolder Kongresszentrums. Bei bester Stimmung wurden neue Kontakte geknüpft und über die spannenden Herausforderungen der Branche diskutiert.

Hans-Peter Brasser, Chloé Weilenmann

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