Was den Business Travel umtreibt

Podiumsdiskussion am Star Alliance Travel Management Forum.
Podium am Travel Management Forum der Star Alliance. Christian Guex (Roche), Jean-Damien Bogner (Julius Bär), Gregor Koncilja (Lufthansa Group), Marco Willa (Star Alliance). ©TI

Der Business Travel steckt mitten in grossen Veränderungen. Es wird weniger gereist und die Prozesse werden komplizierter. Ein Podium am Star Alliance Travel Management Forum hat einen Blick auf das Spannungsfeld, in dem sich die Geschäftsreisebranche bewegt, geworfen

Wie geht es dem Business Travel wirklich, wie sieht es mit der viel beschworenen Recovery aus, wollte Diskussionsleiter Marco Willa von der Star Alliance zuerst wissen. Interessant der Unterschied in den Antworten des Travel Managers und des Airline Managers auf der Bühne.

Minus 50% gegenüber 2019 ist das Geschäftsreisevolumen heute beim Chemieriesen Roche, zeitweise waren es minus 70%, wie Christian Guex, Global Travel Manager, sagte. Im Jahr vor der Pandemie sei allerdings sehr viel gereist worden, «es wurde zu viel gereist». Jetzt werde viel weniger gereist, «und das wird auch so bleiben», erklärt Guex. Der Rückgang sei primär getrieben von Budgetrestriktionen, in zweiter Linie von Nachhaltigkeitszielen.

Bei den Airlines ist der massive Einbruch nicht im gleichen Ausmass zu spüren. Die Lufthansa Gruppe sehe ein Minus von 30% bei den Passagieren, aber nur minus 15% bei den Revenues, sagte Gregor Koncilja, bei der LH Group als Head of Key Account Management Switzerland für den Business Travel zuständig. So erklären sich die spürbar höheren Tarife – was er allerdings so nicht explizit sagte.

Auf die Travel Policy bei Roche hätten die Veränderungen zwar noch keinen konkreten Einfluss gehabt, sagte Guex. Das Bewusstsein für den Sinn von weniger Reisen sei indes gewachsen. Die Reisen sind seltener, dauern dafür länger. Kurztripps seien noch seltener, und es werde auch weniger in grossen Gruppen gereist.

Grund dafür seien letztlich aber nicht Richtlinien, sondern Budget- und Nachhaltigkeitsvorgaben. Unter 4 Stunden gibt es bei Roche keine Business Class-Flüge. Andererseits müsse das Unternehmen auch beim Reisen attraktiv bleiben und komfortables Reisen ermöglichen, meinte Guex mit Verweis auf den allgegenwärtigen Kampf um Talente.

Die Bank Julius Bär steht aktuell bei einem Minus von «30%+», wie Jean-Damien Bogner, zuständig für Nachhaltigkeit bei der Privatbank, sagte. Zwischenzeitlich sei das Minus 95% gewesen. Die Reiserichtlinien hätten sich bisher auch nicht geändert, dennoch werde effizienter gereist – «mehr Kunden und längere Reisen».

Dass weniger gereist werde, sei durchaus auch den Nachhaltigkeitstrategien geschuldet. Unter 5 Stunden gibt es keine Business Class, und innerhalb der Schweiz wird ohnehin nicht geflogen. Dennoch bleibe das Bankgeschäft sehr abhängig von persönlichen Begegnungen und damit vom Reisen.

Wenig Sorgen machten sich die Podiumsteilnehmer, von Künstlicher Intelligenz verdrängt zu werden. KI werde viel revolutionieren, in vielen Bereichen das Leben vereinfachen, «in 10 bis 15 Jahren tun, was wir jetzt tun», meinte Gregor Koncilja. Jean-Daniel Bogner äusserte Zweifel, und Christian Guex hielt dagegen: «Ich bin in 20 Jahren immer noch da.»

KI helfe dann, wenn sie selbständig Prozesse weiterentwickeln könne, etwa dann, wenn sich API-Schnittstellen verändern oder Chatbots smarter würden. Das Problem der KI von heute sei, dass sie nur aus der Vergangenheit lerne und nicht die Zukunft antizipiere.

Chrisitan Maurer

 

 

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