Die weltweit grösste Cruiseline baut um

Carnival Cruise Line lässt mit Flotten-Anpassungen aufhorchen. Und weitere News im Cruise-Update von TRAVEL INSIDE-Spezialist Beat Eichenberger.
Carnival – die Reederei mit der Achterbahn auf ihren neusten Schiffen. ©Carnival Cruise Line

Nach der Carnival Sensation nun also auch die Carnival Ecstasy: Die fünfte und sechste Einheit der vor über 30 Jahren erbauten und damals wegweisenden Fantasy-Bauklasse für Carnival Cruise Line haben die Flotte der US-amerikanischen Reederei verlassen und werden auf der türkischen Abwrackwerft in Aliaga verschrottet.

Auslaufmodell Fantasy-Klasse ©Carnival Cruise Line

Dieses Schicksal erlitten im ersten Pandemiejahr 2020 bereits die identischen Schiffe Carnival Fantasy, Inspiration und Imagination, und die Carnival Fascination landete nach einem Intermezzo als Century Harmony für eine chinesische Gesellschaft inzwischen ebenfalls als Abwrackgut in Pakistan. Von der einst populären 70’000-BRZ-Fantasy-Bauserie für 2056 Passagiere verbleiben nur noch die Carnival Elation und Paradise in der Flotte – wohl mit absehbarer Laufzeit.

Die Verjüngung der Flotte hat ihre guten Gründe: Einerseits sind die ursprünglichen Investitionen für diese Schiffe nach über 30 Jahren längst amortisiert. Andererseits sind notwendige Anpassungen an die neuen Umwelt-Anforderungen baulich oft kaum möglich und lohnen sich auch nicht: Mit Schiffen dieser Grössenordnung lassen sich die für eine Volumen-Reederei wichtigen Skaleneffekte kaum mehr erzielen.

Erfolg mit Bauserien

Die 1972 von Ted Arison in Miami gegründete Carnival Cruise Line trug massgeblich zur Popularisierung der Kreuzfahrten in den USA bei: Mit ihren ‘Fun Ships’ lancierte die Reederei in der Karibik ein ungezwungenes Schiffsreisen-Konzept, das sich jedermann leisten konnte. Mit wachsendem Erfolg kamen ab den 1980er-Jahre stets grössere Neubauten zum Einsatz, mit der Fantasy-Klasse begründete Carnival das System der typengleichen Bauserien über mehrere Schiffe.

Über die Jahre etablierte sich Carnival Cruise Line mit laufend weiteren Serien der Sunshine-, Spirit-, Conquest-, Dream- und Vista-Klasse klar als Nummer 1 im Karibik-Geschäft. Das Unternehmen kaufte zudem unter dem Holding-Dach von Carnival Corporation andere Cruiselines hinzu: Zum weltgrössten Carnival-Imperium gehören heute nebst der Carnival-Stammmarke (CCL) auch Holland America Line, Seabourn, Princess, Cunard, P&O Cruises, Costa und Aida.

Die neue Carnival Celebration
LNG-Liner Carnival Celebration © Carnival Cruise Line

Zurück zu Carnival Cruise Line: Mit der im letzten Jahr in Betrieb genommenen Mardi Gras – so hiess einst auch das allererste Carnival-Schiff – konnte die Reederei den ersten Neubau einer neuen Excel-Bauserie übernehmen, die mit LNG betrieben wird. Derselbe grundlegende Bautyp, auch Helios-Klasse genannt, kommt übrigens auch bei anderen Carnival-Corporation-Marken zum Einsatz, so bei Aida (Nova und Cosma), Costa (Smeralda und Toscana) und P&O Cruises (Iona und Arvia).

Kürzlich lieferte die Meyer Turku-Werft (Finnland) nun die die zweite Excel-Einheit an CCL aus, die Carnival Celebration. Der Neubau kann wie seine Vorgängerin mit 183’900 BRZ 5200 Passagiere aufnehmen. Ein Atrium über drei Decks oder die spektakuläre Bolt-Achterbahn, die bereits auf der Mardi Gras für Adrenalinschübe sorgt, oder das vielfältige Bord-Angebot sind einige Highlights. Die neue Carnival Celebration kommt im November ab Miami auf Karibik-Kreuzfahrten zum Einsatz.

Costa hilft mit Schiffen aus
Die (ex-Costa) Carnival Luminosa ©Carnival Cruise Line

Carnival kann aber noch einen weiteren Neuzugang vermelden: Die in unserem Markt bestbekannte, 2010 erbaute Costa Luminosa ging im Herbst von Costa an Carnival über und kommt nun rundum erneuert und in Carnival Luminosa umbenannt in Australien für Kreuzfahrten entlang der australischen Küste, nach Neuseeland und den südpazifischen Inseln zum Einsatz – ein neues CCL-Revier.

Damit noch nicht genug: Auch die einst für den chinesischen, resp. asiatischen Markt, konzipierten Schiffe Costa Venezia (2019) und Costa Firenze (2020) werden die Costa-Flotte verlassen und in ein neues Carnival-Label integriert, ‘Carnival Fun Italian Style’. Die umbenannte Carnival Venezia nimmt im Juni 2023 bereits buchbar ganzjährig längere Fahrten ab New York nach Bermudas und in die Karibik auf, die Carnival Firenze folgt dann 2024 auf noch nicht kommunizierten Routen.

Der wirtschaftliche Hintergrund
Taufe Costa Toscana
Carnival Bigboss Micky Arison. ©BE

Neue Schübe sind für Carnival Corporation denn auch notwendig. Das wie andere von der Pandemie arg gebeutelte Unternehmen musste nach der Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen mit einem Nettoverlust von USD 688 und nicht erreichten Umsatzzielen einen massiven Einbruch an der Börse hinnehmen, der Schuldenberg beläuft sich nach Corona auf rund USD 35 Mrd.

Die Erhöhung der Trinkgelder bei Carnival Cruise Line auf USD 14.50 pro Gast und Tag und erhöhte Preise in den Spezialitäten-Restaurants dürften nur ein Tropfen auf den heissen Finanz-Stein bedeuten und sind wohl eher der Inflation und den gestiegenen Kosten geschuldet. Und das Ausscheiden von Arnold Donald als President und CEO von Carnival Corporation ist gemäss Statements mit seinen 67 Jahren begründet. Nun muss Josh Weinstein den Cruise-Giganten in bessere Zeiten führen, dem unverändert Chairman und Firmengründer-Sohn Micky Arison vorsteht.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

‘Black Friday’-Specials der Reedereien. Auch bei den Kreuzfahrten bricht da und dort die Zeit für Schnäppchenjäger an. Hier zwei Beispiele: Die Verkaufsaktion ‘Black Friday Sail’ von Seabourn läuft bis zum 5. Dezember 2022 und bringt eine Ersparnis von 15% auf allen Kreuzfahrten mit Ausnahme der World Cruises, Grand Voyages und der Northwest Passage. Und bei der griechischen Celestyal Cruises sind bis 6. Dezember 20222 massive Ersparnisse von bis zu EUR 881 pro Person auf mehr als 90 ausgewählten Aegäis-Kreuzfahrten 2023 und 2024 möglich.

Sea Cloud Spirit ©Sea Cloud

Sea Cloud Cruises mit Sonderprovision. Die deutsche Reederei Sea Cloud Cruises hat für alle im November abgeschlossenen Neubuchungen die Provision für den Kreuzfahrtanteil auf 20% erhöht. Ausgenommen sind Gruppenbuchungen, Specials sowie An- und Abreise. Die Aktion ist Bestandteil des Partnerprogramms ‘FriendsGiving’, das während Corona lanciert wurde und nun vorläufig verlängert wird. Neben einer Basisprovision von zwölf Prozent, Agenturstaffeln und zusätzlichen attraktiven Gruppenkonditionen umfasst dieses Programm auch eine Zahlung von EUR 100  unmittelbar nach Abschluss der Buchung.

Neue Viking Neptune ausgeliefert. Auf der italienischen Fincantieri-Werft in Ancona wurde die neue Viking Neptune an die US-amerikanische Reederei Viking Ocean ausgeliefert. Dabei handelt es sich um die neunte Einheit der Star-Bauklasse, die mit 47’800 BRZ bis 930 Passagiere aufnehmen kann. Der Neubau ist mit einer 100 kW-Brennstoffzellen-Testanlage ausgestattet. Bis 2027 wird die Viking-Flotte auf insgesamt 16 Einheiten ausgebaut.

Weitere Neubauten verzögern sich. Norwegian Cruise Line wird im nächsten Jahr wie geplant die neue Norwegian Viva in Betrieb nehmen, das erste Schwesterschiff der Norwegian Prima, hat aber die Auslieferdaten ihrer darauf olgenden Neubauten angepasst: Anstatt bereits ab 2024 wurden die nächsten Prima-Plus-Einheiten auf 2025, 2026 (zwei Einheiten) und 2027 terminiert. Und auch das neue Cunard-Schiff Queen Anne wird nicht wie geplant Anfang 2024 in Betrieb gehen, sondern erst im Mai 2024.

MS Richard With ©Hurtigruten

Jubiläumsjahr 2023 für Hurtigruten. Am 2. Juli 1893 brach Richard With, der Gründer von Hurtigruten, erstmals von Trondheim Richtung Hammerfest auf. Seit inzwischen 130 Jahren verbindet die Postschiffroute die Gemeinden und Inseln der norwegischen Küste. Dieses Jubiläum feiert Hurtigruten Norwegen an Bord ihrer Schiffe mit einem Jubiläumsmenu und kulinarischen Botschaftern sowie Geschichten und Vorträgen zur traditionsreichen Route. Neu werden 2023 zudem zwei neue Routen lanciert, die Spitzbergen-Linie und die Nordkap-Linie. Auch die Expeditions-Sparte von Hurtigruten kann ein Jubiläum feiern: Seit 20 Jahren bereist die Reederei antarktische Gewässer und hat zu diesem Anlass noch nie zuvor gezeigte Fotos der ersten Antarktisreise veröffentlicht.

Ein Ei für die Seven Seas Grandeur. Die neue Seven Seas Grandeur der Luxusreederei Regent Seven Seas Cruises, die im November 2023 in See stechen wird, erhält ein ganz spezielles Kunstwerk. Ein exklusives, massgeschneidertes Fabergé-Ei ‘Journey in Jewels’ wird die neue, mehrere Millionen teure kuratierte Kunstsammlung des Schiffes schmücken – das erste Fabergé-Ei-Objekt, das sich dauerhaft auf See befinden wird. Dazu werden spezielle Spotlight Voyages entwickelt, welche die Gäste in die Welt von Fabergé eintauchen lassen.

Sun Princess-Premiere 2024 im Mittelmeer. Princess Cruises wird das künftige Flaggschiff der Flotte, die Sun Princess, in ihrer Premierensaison 2024 im Mittelmeer einsetzen. Die 10-tägige Jungfernfahrt ist am 8. Februar 2024 terminiert, danach folgen bis September einwöchige Reisen im westlichen und östlichen Mittelmeer. Die Sun Princess ist die erste Einheit der neuen Sphere-Klasse mit LNG-Antrieb. Der 175’500 BRZ-Cruiser bietet Platz für 4300 Passagiere und ist damit das grösste Princess-Schiff, das je gebaut wurde. Ein zweites Sphere-Schiff soll im Frühjahr 2025 von der italienischen Fincantieri-Werft ausgeliefert werden.

Grosse Reisen mit Oceania Cruises. ©BE

Oceanias Tropen- und Exoten-Kollektion 2024/25. Seit dem 2. November sind die Reisen 2024/25 von Oceania Cruises buchbar. Die Tropen- und Exoten-Kollektion umfasst 157 Reisen zwischen sieben und 200 Tagen über sieben Kontinente und mehr als 300 Häfen, darunter 14 erstmalige Anläufe. Für mehr Zeit in den Häfen sorgen auf 123 Reisen insgesamt 451 Übernacht-Aufenthalte, 70 Grand Voyages bieten vertiefte Eindrücke in verschiedene Regionen. Wenig bereiste Ziele sind etwa Indonesien und Papua-Neuguinea, die winzigen Atolle des Südpazifiks oder eine Durchquerung des Nordpazifik von Japan nach Alaska. Der Amazonas oder die unberührten Landschaften Patagoniens sind Südamerika-Highlights, in der Karibik sind Besuche weniger bekannter Inseln wie Bonaire, Carriacou oder Dominica programmiert.

P&O Cruises Winterkollektion-Vorteile 2024/25. Zahlreiche Routen-Premieren hat P&O Cruises für die Wintersaison 2024/25 entwickelt. Darunter etwa Mittelmeer-Kreuzfahrten ab Southampton mit der neuen Arvia, der erstmalige Einsatz der Iona in der Karibik oder Mittel- und Südamerika inklusive Amazonas mit der Aurora. Und die Arcadia startet am 3. Januar 2025 ab Southampton auf eine 100-tägige Weltreise via Karibik, Pazifik, Asien und Australien. Für Buchungen bis zum 1. Dezember dieses Jahres gibt es verschiedene attraktive Rabatte für Repeater (10%), Neueinsteiger (5%) oder dritte und vierte Person in derselben Kabine (kostenlos).

Die Celebrity Ascent startet in Europa. ©Celebrity

Celebrity stellt Saison 2024/25 vor. Rund 500 Kreuzfahrten mit 16 Schiffen nach 250 Reisezielen in 70 Ländern stellt Celebrity Cruises für die Saison 2024/25 vor. Ein Höhepunkt ist die Indienststellung der neuen Celebrity Ascent, das vierte Schiff der Edge-Klasse, das zusammen mit sechs weiteren Celebrity-Schiffen in Europa zum Einsatz kommt. Zur Auswahl stehen mehr als 40 verschiedene Routen im Mittelmeer und in Nordeuropa, die fast 100 Ziele besuchen. Acht Schiffe sind in der Karibik unterwegs, die Celebrity Edge fährt nach Alaska, die Celebrity Millennium nach Japan, die Celebrity Equinox nach Südamerika und die Celebrity Eclipse entlang der amerikanischen Ostküste.

Azamara-Weltreise 2025 ist buchbar. Azamara hat die Weltreise 2025 mit der Azamara Onward bekannt gegeben. Die 155-Nächte-Reise führt von San Diego via Pazifik, Australien, Neuseeland und Südostasien nach Southampton (GB) und besucht dabei 37 Länder. In 45 Häfen sind Übernacht-Aufenthalte oder sehr späte Auslaufzeiten eingeplant.

Beat Eichenberger