Huthi-Angriffe lösen Cruise-Chaos aus

Nach dem Nahen Osten wird auch der Suezkanal zum ernsthaften Problem für die Kreuzfahrten.
Der Suezkanal ist ein Nadelör. ©Shutterstock.com/Dipix

Seit dem Aufflammen des Gaza-Kriegs im letzten Oktober werden die Mittelmeer-Häfen im Nahen Osten (Israel, Ägypten) und im Roten Meer (Jordanien, Saudi-Arabien) von Kreuzfahrtschiffen gemieden, die Schiffe wurden bis auf weiteres um geroutet.

Nun droht eine weitere Eskalation die Schifffahrt in dieser Region massiv zu erschweren. Die Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe, die sich im Roten Meer auf dem Weg zum eminent wichtigen Suezkanal befinden, wirken sich nämlich auch auf die Kreuzfahrt aus.

Der Suezkanal wird von recht vielen Kreuzfahrtschiffen auf ihren Weltreisen, Grand Voyages oder Überstellfahrten genutzt. Dies ist saisonal bedingt insbesondere in den nächsten Frühjahrs-Monaten wieder Richtung Mittelmeer der Fall.

Kann der Suezkanal aus Sicherheitsgründen nicht befahren werden, müssen die Schiffe von Arabien oder Asien kommend den langen Umweg über die Südspitze Afrikas nehmen, was die Route um zehn bis 14 Tage verlängert und oft auch die darauf folgenden Abfahrten in Mitleidenschaft zieht.

«Diese Situation wirbelt erneut vieles durcheinander», kommentiert Cornelia Gemperle, Geschäftsführerin von Kuoni Cruises, die Lage. «Das fordert nicht nur die Reedereien heraus, sondern auch den Vertrieb, kostet viel Geld und Aufwand und kann zu Kunden-Stornos führen».

Erste Reedereien ziehen Konsequenz

Bereits reagiert hat MSC Cruises, die im kommenden April drei geplante Grand Voyages mit der MSC Splendida, der MSC Opera und MSC Virtuosa abgesagt hat. Diese Kreuzfahrten sollten von Südafrika oder den Emiraten zurück nach Europa führen. Die drei Schiffe werden ohne Passagiere über die Westküste Afrikas nach Europa fahren.

Bereits zuvor hat MSC Cruises die Weltreise der MSC Poesia abgeändert. Das Schiff umrundete nun mit Passagieren den afrikanischen Kontinent, statt durch den Suezkanal zu fahren.

Silversea hat die Januar-Fahrt der Silver Moon durch den Suezkanal nach Muskat, Dubai und Mumbai abgebrochen und kehrte nach Athen zurück. Das Schiff ist ohne Passagiere via Kap direkt nach Mumbai unterwegs, wo das geplante Routing dann weitergeführt wird. Im Frühling hat Silversea zudem weitere Suezkanal-Fahrten im Programm, die noch ungewiss sind.

Aida Cruises hat die Überstellfahrten der Aida Bella (von Dubai), Aida Blu (von Mauritius) und Aida Prima (von Dubai) nach Europa im März/April abgesagt. Die drei Schiffe werden ohne Passagiere via Afrika nach Europa zurückgeführt, was z.T. auch Folgen für die nächsten Programme hat.

Auch Costa Cruises hat die Überstellfahrt im März der Costa Toscana von Dubai nach Savona abgesagt. Ob die Costa Deliziosa von ihrer Weltreise wie geplant im April durch den Suezkanal zurückkehren kann, ist noch offen.

Eine Reihe weitere Reedereien haben gemäss «FVW» im Frühjahr Fahrten durch den Suezkanal geplant, deren Durchführung (Stand Redaktionsschluss) noch unklar ist: Dies betrifft etwa die Mein Schiff 2 von TUI Cruises, die Europa von Hapag-Lloyd Cruises, die Artania von Phoenix, die Hamburg von Plantours, die Queen Mary 2 von Cunard, die Zuiderdam von HAL, die Riviera und Insignia von Oceania, die Island Princess von Princess Cruises sowie Schiffe von Azamara, Crystal Cruises, P&O Cruises, Seabourn, Regent Seven Seas oder Viking. Mit weiteren Um Routungen muss Stand heute gerechnet werden.

Beat Eichenberger