Nordland-Cruise-Hub Hamburg brilliert

Auch bei Schweizer Reisenden ist Hamburg der wichtigste Hafen für Fahrten nach Nordeuropa. Der Cruise-Update von TRAVEL INSIDE Kreuzfahrtexperte Beat Eichenberger.
Hamburg weiss seinen Hafen zu feiern. ©CGH

Die noch laufende Kreuzfahrt-Saison 2022 verspricht für Cruise Gate Hamburg, die für den Betrieb der Kreuzfahrtterminals und die Vergabe der Liegeplätze in Hamburg zuständige Gesellschaft, neue Rekordzahlen: 280 Anläufe, 49 verschiedene Schiffe von 20 Reedereien, zehn Erstanläufe und voraussichtlich über 750’000 Passagiere sind die Eckdaten für dieses Jahr.

Damit kann Hamburg nach zwei schwierigen Corona-Jahren ein starkes Comeback hinlegen: «Mit 280 Anläufen ist 2022 die bislang anlaufstärkste Saison am Standort Hamburg, die sogar die Werte vor Corona übertrifft», sagt Simone Maraschi, CGH-Geschäftsführer. Im Vor-Corona-Jahr 2019 zählte man in Hamburg 210 Anläufe.

Viele Routen, viele Reedereien

Hamburg ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Kreuzfahrten in Nordeuropa und auch für Schweizer Seereisende ideal per Flug oder Bahn erreichbar. Von hier aus stechen die Schiffe nach Norwegen und auf weiteren Nordseerouten in See, nach den britischen Inseln oder europäischen Metropolen am Ärmelkanal wie auch in die Ostsee.

Viele deutsche Reedereien, insbesondere Aida, wie auch europäische Player wie MSC, Hurtigruten oder Cunard starten regelmässig mit einem oder mehreren Schiffen ab dem an der Elbe gelegenen Hafen von Hamburg, der zudem von vielen internationalen Reedereien angelaufen wird.

Ein spezielles Erlebnis bietet die Lage Hamburgs mit der über 100 Kilometer langen Ausfahrt auf dem breiten Fluss bis zur Elbmündung. Die Aussicht auf die hübschen Vororte am Ufer und das Flachland ist bezaubernd. Und bei der Einfahrt wird jedes Schiff am Willkomm-Höft über Lautsprecher mit seiner Nationalhymne und der gehissten Landesflagge begrüsst.

Hafenstadt Hamburg an der Elbe. ©CGH
Neues Cruise Center Hafencity

In Hamburg stehen für Kreuzfahrtschiffe derzeit drei Liegeplätze an drei Standorten zur Verfügung: Das erst 2015 in Betrieb genommene, moderne und grösste Cruise Center Steinwerder liegt im Hafengelände am linken Elbe-Ufer, das Cruise Center Altona im gleichnamigen Stadt-Quartier am rechten Elbe-Ufer. Beide Anlegestellen sind mit Landstromanschlüssen ausgestattet.

Beim bisherigen Container-Provisorium Cruise Center Hafencity im südlichen Überseequartier wird derzeit gebaut. Hier entsteht bis Ende 2023 ein neues, modernes Terminal mit zwei Liegeplätzen und Landstromanschluss. Bis dahin wird temporär das in der Nähe gelegene Cruise Center Baakenhöft als Ausweichmöglichkeiten für Kreuzfahrtschiffe genutzt.

Cruise Gate Hamburg ist ein Pionier in Sachen Landstromanschluss, damit die Schiffe während der Liegezeiten die Emissionen signifikant reduzieren können. In Altona entstand 2016 die erste derartige Anlage in Europa, und am Steinwerder wie auch in der neuen Hafencity soll bald ausschliesslich grüner Strom zur Verfügung stehen.

Stopover und grosse Events

Wer ab Hamburg in See sticht oder ankommt, reist gerne einen Tag früher an oder verlängert den Aufenthalt. Die Stadt ist mit der Elbphilharmonie, der malerischen Speicherstadt, viel Kultur, tollen Shopping-Möglichkeiten und natürlich seinem beeindruckenden Hafen mitten in der Stadt ein beliebtes Städtereisen-Ziel.

Jahr für Jahr pilgern zudem Tausende von Schiffs-Liebhabern nach Hamburg, um die berühmten Hafen-Events zu feiern: Vom 5. bis 7. Mai 2023 findet der 834. Hafengeburtstag Hamburg statt, vom 8. bis 10. September 2023 die Hamburg Cruise Days. Cruise Gate Hamburg kann übrigens auch für das Jahr 2023 bereits eine sehr gute Nachfrage vermelden: Geplant sind 284 Anläufe, darunter acht Erstanläufe.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete Cruise-News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

Frank del Rio © Oceania Cruises

Sesselrücken bei verschiedenen Reedereien. Wie TI bereits aktuell meldete, übernimmt Barbara Muckermann, zuvor COO, per 1. Januar 2023 die Nachfolge von Roberto Martinoli als President & CEO von Silversea. Martinoli wird Senior Advisor von Royal Caribbean Group-CEO Jason Liberty. Und ebenfalls bereits vermeldet wurde der Rücktritt von Jo Rzymowska. langjährige VP & Managing Director EMEA bei Celebrity Cruises per 30. Juni 2023; eine Nachfolge hat die Reederei noch nicht kommuniziert. Inzwischen wurden noch weitere relevante Wechsel auf Top-Level bekannt gegeben: Frank Del Rio jr. übernimmt am 1. Januar 2023 von Howard Sherman die Aufgabe als President & CEO von Oceania Cruises. Und bei Regent Seven Seas übernimmt Andrea De Marco dieselbe Funktion von Jason Montague. Del Rio wie De Marco waren zuletzt Chief Sales & Marketing Officers der jeweiligen Reedereien, Sherman und Montaque bleiben der Muttergesellschaft NCL Holdings als Berater erhalten. Und gleich noch ein Abgang eines bekannten und langjährigen Managers bei Regent Seven Seas: Graham Sadler, bisher Managing Director EMEA, geht in den Ruhestand. Die Nachfolge ist noch nicht bekannt.

Nächster Cruiseliner verschiebt den Start. Die Serie der neuen Kreuzfahrtschiffe, die wegen der Probleme der internationalen Lieferketten verspätet zur Auslieferung kommen, reisst nicht mehr ab. Jetzt musste auch Carnival die ersten sechs Fahrten der neuen Carnival Jubilee absagen; das Schiff kann statt im 30. Oktober 2023 mit einer Transatlantik ab Southampton erst am 23. Dezember 2023 ab Galveston Fahrt in die Karibik aufnehmen.

©Silversea Cruises

Bis 20% Rabatt mit Silversea «Prepaid-Option». Mit einem besonderen Angebot in Form einer erstmaligen «Prepaid-Option» macht die Luxus-Reederei Silversea auf sich aufmerksam: Mit diesem zeitlich begrenzten Angebot kann bei Neubuchungen ab sofort und bis am 28. Februar 2023 zwischen zehn und 20 Prozent auf dem Cruise-Preis gespart werden. Der Rabatt kommt zur Anwendung, wenn der volle Kreuzfahrtpreis innerhalb von fünf Tagen bezahlt wird. Das Angebot gilt für 226 Hochsee- und Expeditionsreisen mit acht Silversea-Schiffen zu allen sieben Kontinenten. Ein Beispiel: Am 7. Mai 2023 startet das neue Expeditionsschiff Silver Endeavour ab London auf seine erste Nordeuropa-Reise nach Reykjavik.

Neustart und Abschied bei TUI Cruises. Nach drei Jahren Pause hat TUI Cruises als eine der ersten Kreuzfahrtreedereien wieder Kurs auf Asien genommen. Ab/bis Singapur legt die Mein Schiff 5 vorerst vierzehntägige Reisen durch Südostasien auf. Anschliessend folgen verschiedene Kreuzfahrten mit Anläufen in Hong Kong und Japan, Ende der Asien-Saison ist im Mai 2023. Gleichzeitig hat TUI Cruises die letzten Fahrten der Mein Schiff Herz bekannt gegeben, einem der zwei ersten Schiffe der Reederei (ex-Celebrity Mercury, dann Mein Schiff 2). Die Mein Schiff Herz legt diesen Winter 7- und 14-tägige Kreuzfahrten rund um die Kanaren auf, die letzte Reise findet vom 6. bis 16. April 2023 statt.

Eleganter Dreimaster Ponant ©Ponant

Ponants Dreimaster fast wie neu. Die Segelyacht Ponant, mit der die französische Reederei Ponant vor über 30 Jahren den Betrieb aufnahm, präsentiert sich nach einer umfassenden Renovation wie neu: Die Anzahl der Kabinen und Suiten wurde auf 16 halbiert, so dass auf vier Passagierdecks nun maximal 32 Gäste Platz finden. Die öffentlichen Bereiche wurden umgestaltet, das Schiff will sich mit Luxus, Privatsphäre, Ruhe und Naturnähe auszeichnen. Die Ponant verfügt über Spa und Wellness sowie eine Wassersport-Marina, zudem wurden nachhaltige Neuerungen wie ein Landstromanschluss, ein SCR-Filtersystem für den Motorbetrieb sowie Mülltrennung und Abwasserbehandlung der neusten Generation eingebaut. Die Ponant ist diesen Winter abseits ausgetretener Pfade in den Seychellen unterwegs, im Februar 2023 geht es weiter nach Australien in die Kimberley-Region.

Celebrity lanciert virtuelles Kreuzfahrterlebnis. Das neuste Schiff von Celebrity Cruises, die Celebrity Beyond, kann auf eine neue und spektakuläre Art und Weise im Metaverse virtuell erlebt werden. «Wonderverse» ist eine überaus realistische, digitale Nachbildung des Schiffs, auf der die Decks und Räumlichkeiten, Shows und Destinationen erkundet werden können. Darüber hinaus sind Chats mit der Kapitänin Kate McCue und Celebrity-Präsidentin Lisa Lutoff-Perlo möglich. Der Einstieg zu Wonderverse erfolgt über die Homepage von Celebrity.

Arvia von P&O Cruises ©P&O

P&O Cruises übernimmt die neue Arvia. Die britische Reederei P&O Cruises hat von der deutschen Meyer Werft die Arvia übernommen. Das erste Schwesterschiff der Iona (2020) ist eine weitere Einheit der Excel-Bauserie von Carnival Corp. und ein LNG-Liner. Mit 185’580 BRZ vermessen kann das Schiff maximal 5290 Passagiere aufnehmen. Speziell ist der SkyDome, ein Entertainment-Bereich mit Pool, dessen Glaskuppel geöffnet werden kann.

Neue Ostsee-Fähre für Tallink Silja. MyStar heisst die neueste Einheit von Tallink Silja, die kürzlich in Dienst gestellt wurde. Das 50’629-BRZ-Schiff mit einer Kapazität von 2800 Passagieren wird mit LNG und Dieselkraftstoff betrieben und verfügt über Landstromanschluss. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 27 Knoten. Die MyStar bedient nun zusammen mit der Megastar und der Star die Route Tallinn-Helsinki. Tallink Sjlia ist eine Tochter der Tallink Group, ein mit 15 Schiffen auf verschiedenen Routen führender Passagier- und Gütertransportleister im nördlichen Ostseeraum.

Island mit der Seaventure. ©Iceland Pro Cruises

Island und Grönland 2023 mit Iceland Pro Cruises. Im Mai 2023 startet Iceland Pro Cruises ihre jährliche Seereisen-Saison mit Expeditionscharakter rund um Island. Zum Einsatz kommt der Flottenzugang Seaventure, die ehemalige Bremen von Hapag-Lloyd Cruises, die von der Schweizer Reederei Scylla übernommen wurde und das Schiff nun verchartert. Das wendige, eisverstärkte Expeditionsschiff für 164 Gäste umrundet in jeweils zehn Tagen die grösste Vulkaninsel der Welt und besucht dabei zehn Häfen und Buchten. Isländische (deutschsprachige) Bordreiseleitung, regionale Küche mit frischem Fisch aus Island und Anlandungen mit bordeigenen Zodiacs zeichnen das Produkt aus. Vereinzelt geht es gar bis Grönland: Im Juli steht nach der Umrundung Islands eine 21-tägige Fahrt bis Grönland auf dem Programm, zwei weitere Grönland-Reisen folgen im August 2023.

Viva Two startet am 1. April 2023. Am 23. März 2023 wird das neue Flussschiff Viva Two in Düsseldorf getauft. Dabei handelt es sich nach der Viva One, die im Frühling 2022 Fahrt aufnahm, um das zweite von der Basler Mutterreederei Scylla exklusiv für ihre Vertriebsmarke Viva Cruises erbaute Flussschiff. Die Viva Two kann in 95 Kabinen bis zu 190 Passgieren Platz bieten. Ein neuer architektonischer Ansatz bildet der offene Bereich von Lounge und Restaurant. Das Abgassystem mit Katalysator und Partikelfilter entspricht der strengen EU-Norm. Am 1. April 2023 startet die Viva Two auf ihre Jungfernfahrt von Frankfurt nach Passau.

Ab New York in die Karibik. ©NCL

NCL-Programm 2024/25 und «Greatest Deal Ever»-Promo. Europa, die Karibik und Alaska sind die Schwerpunkte des Programms 2024/25 von Norwegian Cruise Line. Einige Europa-Highlights für Sommer 2025: Die Norwegian Viva, das zweite Schiff der Prima-Klasse, das im August 2023 in Dienst gestellt wird, kreuzt ab Athen im östlichen Mittelmeer und legt auch Gabelfahrten zwischen Haifa, Athen und Istanbul auf. Die Norwegian Prima unternimmt eine Reihe von Gabelfahrten zwischen Southampton und Reykjavik mit Norwegen, während die Norwegian Breakaway eine Serie von Rundreisen im Mittelmeer ab Barcelona anbietet. Nach Alaska kehrt im Sommer 2025 die Norwegian Joy mit Fahrten ab Seattle zurück. Zur Karibik-Saison 2024/25: Die Norwegian Prima legt Karibikreisen ab New York auf, die Norwegian Viva startet ab San Juan in die südliche Karibik und die Norwegian Escape ab Galveston. Eine aussergewöhnliche 21-tägige Reise hat zudem die Norwegian Encore im Oktober 2024 von Seattle durch den Panamakanal nach Miami im Programm. Mit einer «Greatest Deal Ever»-Promotion bietet NCL vor den Festtagen allen Reisenden die Möglichkeit, ihre Kreuzfahrt mit 50% Rabatt zu buchen. Zusätzlich können attraktive Upgrades für Getränke, Spezialitätenrestaurants, Landausflüge und Internet hinzu gebucht werden. Auf ausgewählten Kreuzfahrten gibt es gar bis 300 Euro Flugrabatt pro Person.

Die Premierensaison 2024/25 der Explora II. Das zweite Schiff von Explora Journeys, die Explora II, wird im Sommer 2024 vom Stapel laufen. Nun hat das Unternehmen die Routenplanung von August 2024 bis April 2025 bekannt gegeben. Das Schiff kommt vorerst im Mittelmeer zum Einsatz und besucht Häfen in Italien, Spanien, Griechenland, Zypern, Israel und Kroatien. Danach zieht die Explora II durch den Suezkanal und das Rote Meer weiter Richtung Arabischer Golf nach Dubai und Abu Dhabi. Indien ist die nächste Station, bevor es in den Indischen Ozean mit den Malediven, Mauritius und den Seychellen geht. Schliesslich stehen afrikanische Ziele in Mosambik, Tansania, Madagaskar, Kenia bis Südafrika auf dem Programm.

Queen Anne © Cunard

Cunard-Programm 2024/24 ist buchbar. Die neue Queen Anne wird im Mai 2024 Fahrt aufnehmen und befährt in ihrer Premierensaison skandinavische, westeuropäische und mediterrane Gewässer. Gestartet wird hauptsächlich im englischen Southampton, aber auch vereinzelt ab Rom, Hamburg und Kiel. Auch die Fahrten der übrigen Königinnen sind bis Januar 2025 buchbar: Die Queen Mary 2 legt einmal mehr den Fokus auf Atlantiküberquerungen sowie Kreuzfahrten nach Norwegen, in Nordamerika und in der Karibik. Die Queen Victoria kreuzt hauptsächlich im Mittelmeer sowie entlang der Adriaküste, die Routen der Queen Elizabeth werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Bei Buchung bis zum 28. Februar 2023 gelten Frühbucherpreise mit einer Ermässigung von 15%. Cunard bietet zudem auf ausgewählten Routen einen auf 50% reduzierten Einzelbelegungszuschlag für Alleinreisende.

Mitsui O.S.K. Line plant zwei Neubauten. Nur selten hört man seit Corona, dass eine Reederei ein neues Kreuzfahrtschiff bestellt. Noch kommen in diesen und den nächsten Jahren Einheiten zur Auslieferung, die schon vor der Pandemie in Auftrag gegeben wurden. Die Absicht der japanischen Mitsui O.S.K. Passenger Line, die mit der Nippon Maru vor allem den japanischen und asiatischen Markt bedient, lässt deshalb aufhorchen: Geprüft wird offenbar der Bau von zwei neuen 30’000-BRZ-Schiffen, welche wohl die inzwischen über 30-jährige Nippon Maru ablösen könnten; ein Vertrag mit einer Bauwerft wurde aber noch nicht kommuniziert.

Adora Cruises für den chinesischen Markt. Und gleich noch eine weitere Meldung aus dem unverändert zukunftsträchtigen asiatischen Markt. CSSC Carnival Cruise Shipping, das bereits seit längerem bestehende Joint-Venture der China State Shipbuilding Corp. und Carnival Corp., hat gemäss «Schiffsreisen intern» für seine Aktivitäten die Marke Adora Cruises bekannt gegeben. Auf der Werft in Shanghai, an der die italienische Fincantieri beteiligt ist, entsteht ein erster Neubau für 1215 Passagiere und wird Ende 2023 erwartet, ein zweiter, deutlich grösserer Neubau soll folgen. Adora Cruises dürfte sich in erster Linie auf den derzeit noch geschlossenen chinesischen Markt konzentrieren, von dem sich die Carnival-Marke Costa Asia inzwischen zurückgezogen hat.

Beat Eichenberger