Der Garantiefonds hat ein neues Gebührenmodell

Jetzt sollen die Konsumenten selber für den Schutz aus dem Pauschalreisegesetz bezahlen.
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Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche hat ein neues Gebührenmodell. Der Stiftungsrat hat es auf den 1. Januar 2022 in Kraft gesetzt und am Freitag die Teilnehmer informiert. Damit will der Garantiefonds seine Kasse füllen und gleichzeitig die Konsumenten zur Kasse bitten. Für die Reisebüros und -veranstalter soll es nicht teurer werden.

Marco Amos. ©TI

«Durch die Modifikation des Gebührenmodells werden sich zwar die Zahlungsströme verändern, unsere Teilnehmer jedoch nicht mit Mehrkosten belastet. Im Gegenteil, die meisten werden sogar positive Deckungsbeiträge erzielen können», sagt Garantiefonds-Geschäftsführer Marco Amos. Gleichzeitig werde die Deckung verbessert. «So wird neu ab dem 01.01.2022 zusätzlich für Teilnehmer am Garantiefonds untereinander das Lieferantenrisiko gedeckt.»

Konkret kostet die Teilnahme am Garantiefonds künftig 2 Promille des Pauschlreiseumsatzes eines Reiseveranstalters. Dies gilt auch für Reisebüros, die Micro Tour Operating betreiben. Der Garantiefonds schlägt den Reisebüros, bzw. Veranstaltern vor, diesen Satz auf den Pauschalreisebetrag zu schlagen und auf der Rechnung den Kunden gegenüber auszuweisen. Zusätzlich, so die Idee des Garantiefonds, soll ein halbes Promille als Bearbeitungsgebühr erhoben werden.

Der Kunde bezahlt für den Schutz

Der Kunde bezahlt damit insgesamt 2,5 Promille des Pauschalreisebetrags für die Sicherheit, die Leistungen aus dem Pauschalreisegesetz zu erhalten. Damit trägt der Kunde selber die Kosten, welche der Reisebranche aus den Auflagen des als Konsumentenschutzgesetz ausgestalteten Pauschalreisegesetz erwachsen. Und Reisebüros mit einem grossen Anteil an B2C-Micro-Tour-Operating dürften sogar einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaften.

Neu ist im neuen Gebührenmodell auch, dass Micro-TO dem Endkunden gleichgestellt sind. Das heisst, wenn ein Lieferant in Konkurs geht, etwa ein Veranstalter, der ebenfalls im Garantiefonds ist, erhält auch der Micro-TO den Schutz, den ein Endkunde erhalten hätte.

Schlupfloch geschlossen

Mit dem neuen Modell werde die heutige Realität in der Reisebranche besser abgebildet, findet Garantiefonds-Geschäftsführer Amos. Die reinen Vermittler, wie sie dem alten Gebührenmodell entsprachen, geben es ja kaum mehr. «Fast jedes Reisebüro muss heute Micro Tour Operating machen.» Bisher, das ist in der Branche auch bekannt, gibt es immer noch Reisebüros, sich als Vermittler bezeichnen, obwohl sie faktisch Veranstalter sind.

Dieses Schlupfloch, das Teilnahmgebebühren sparte, schliesst der Garantiefonds jetzt. Er ersetzt die bisherige Selbstdeklaration. Neu gilt der effektiv erhobene Pauschalreiseumsatz als Bemessungsgrundlage für die Teilnahme – nicht mehr die blosse eigene Angabe ob man Veranstalter oder Retailer ist.

Die Kasse ist leer
André Dosé.

Das neue Gebührenmodell soll die leere Kasse des Garantiefonds wieder füllen. Das Fondskapital sei seit 2014 laufend geschrumpft, «von über CHF 10 Mio. auf unter CHF 4 Mio.», schreibt Garantiefonds-Präsident André Dosé an die Teilnehmer. «Diese Summe ist aufgrund der gestiegenen Risiken ungenügend, um auch weiterhin unseren Stiftungszweck und das Pauschalreisegesetz zu erfüllen.»

Angesprochen sind damit die Risiken, die aus der Corona-Pandemie noch entstehen können. Ausserdem sind mit der Insolvenz von STA Travel und Reisecenter Plus bereits zwei, von Corona unabhängige Fälle hängig, die den Garantiefonds mehrere Millionen Franken kosten könnten.

Die Analyse habe ergeben, dass die Fonds in der Schweiz seit jeher ein ungenügendes Fondskapital aufwiesen, hält Dosé fest. «Bereits in den 90er Jahren ging man von einem notwendigen Fondskapital von CHF 40 Mio. aus, um der statistischen Ausfallwahrscheinlichkeit gerecht zu werden. Heute dürfte eine Fondsgrösse von CHF 40 – 60 Mio. erforderlich sein, um die derzeitig ermittelten Risiken glaubwürdig abzudecken.» Von dieser Summe sind der Garantiefonds und die anderen Kundengeldabsicherer in der Schweiz weit entfernt.

(Christian Maurer)