Der Sommer bringt der Swiss einen kleinen Gewinn

Doch die Aussichten der Airline für den Winter bleiben trüb.
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Swiss hat dank der saisonal stärkeren Sommermonaten einen kleinen operativen Gewinn für das 3. Quartal von CHF 6,7 Mio. (Q3 2020: CHF – 148,3 Mio.)  erreicht. Der Betriebsertrag stieg in diesem Quartal gegenüber Vorjahr um 91,0% auf CHF 707,8 Mio. (Q3 2020: CHF 370,5 Mio.). Dadurch reduzierte sich der operative Verlust in den ersten neun Monaten auf CHF – 391 Mio. (1. – 3. Quartal 2020: CHF – 415 Mio.).

Die im Rahmen der Restrukturierung eingeführten Massnahmen zeigten Wirkung, schreibt die Airline in einer Mitteilung. Beigetragen zu dem positiven Ergebnis hätten erhebliche Kosteneinsparungen. Und weiterhin gilt: Die sehr starke Frachtnachfrage kompensiere teilweise das nach wie vor schwache Passagiergeschäft.

Markus Binkert. ©Swiss

Markus Binkert, CFO von SWISS, erklärt: «Wir freuen uns sehr, dass wir das dritte Quartal mit einem leicht positiven Ergebnisbeitrag abschliessen konnten. Es ist uns in den Sommermonaten gelungen, die erhöhte Kapazität abzusetzen und die Kosten weiter zu senken. Dennoch liegt der Ergebnisbeitrag weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenwert.»

Im vierten Quartal werde es saisonbedingt nicht möglich sein, an diese positiven Zahlen anzuknüpfen. Die Airline rechnet mit einem beträchtlichen Verlust im Gesamtjahr 2021, den sie in ihrer Mitteilung allerdings nicht beziffert.

Starker Passagierzuwachs in den Sommermonaten

Im Juli betrug der Passagierzuwachs im Vergleich zum Vorjahr 88,3%, im August 123,7% und im September 204,6%. Im dritten Quartal betrug der Sitzladefaktor im Durchschnitt 66,4% – bei einer Kapazität von 55% gegenüber dem Vorkrisenniveau. Nach wie vor lag die Auslastung der Flüge im Europaverkehr über derjenigen der Interkontinentalstrecken. Diese hätten sich jedoch gegenüber Vorjahr deutlich verbessert.

In den ersten neun Monaten des aktuellen Jahres beförderte Swiss 3,7 Mio. Passagiere, 15,2% weniger als in der Vorjahresperiode. Die total 35’264 Flüge entsprechen einem Rückgang von 14,6% gegenüber Vorjahr. Die angebotenen Sitzkilometer (ASK) gingen um 3,4% zurück, die verkauften Sitzkilometer (RPK) ging um 23,7%. Der Sitzladefaktor lag bei durchschnittlich 50,7%, das sind 13,5 Prozentpunkte weniger als in der Vorjahresperiode.

Im vierten Quartal will die Swiss weiterhin über 50% ihrer Vorkrisenkapazität und dabei ein möglichst verlässliches Flugangebot anbieten. Im Winterflugplan werden rund 90 Ziele ab Zürich und Genf bedient. Dies entspricht vom Umfang her dem Destinationsportfolio von vor der Krise, wenn auch mit geringeren Frequenzen. Zu den Flugzeugen, die zum Einsatz kommen, gehören auch die drei Langstreckenflugzeuge Boeing 777, die im Zuge der Pandemie für den reinen Frachttransport umgerüstet worden waren und inzwischen wieder zurückgebaut wurden.

Sparprogamm kommt voran

Die im Rahmen des strategischen Restrukturierungsprogramms «Reach» eingeführten Massnahmen zur dauerhaften Einsparung von rund CHF 500 Mio. schreiten laut Swss planmässig voran. Zur Verkleinerung der Langstreckenflotte wurden fünf Airbus A330 temporär in den Langzeitparkmodus überführt.

Der Abbau der Kurzstreckenflotte soll durch die vorgezogene Ausflottung von Flugzeugen der älteren Airbus A320-Familie sowie die verzögerte Einflottung von neuen Flugzeugen der Airbus A320neo-Familie realisiert werden. Zudem soll der Einsatz von Flugzeugen reduziert werden, die im Auftrag von Swiss von anderen Fluggesellschaften im Wet-Lease betrieben werden. Zwei Flugzeuge vom Typ Airbus A320neo werden dieses Jahr noch an die Swiss ausgeliefert.

Swiss braucht nur den halben Hilfskredit
Dieter Vranckx. ©Swiss

Dieter Vranckx, CEO von SWISS, erläutert: «Aufgrund der niedrigeren Kostenbasis haben wir mehr Flexibilität bei der Ertragssteuerung und können so unser Angebot planmässig weiter hochfahren. Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, um die Auswirkungen unseres Geschäfts auf die Umwelt zu mindern. Diese können wir nur aus einer soliden finanziellen Position heraus erreichen.»

Die Liquiditätssituation verbessere sich. Voraussichtlich werde die Swiss höchstens die Hälfte der staatlich abgesicherten Hilfskredite der Banken in Anspruch nehmen und den Kredit vor Ablauf der Laufzeit zurückzahlen. CFO Binkert sagt: «Es zeigt sich, dass die im Rahmen der Restrukturierung eingeleiteten Massnahmen greifen und wir bei der Überwindung der Krise auf Kurs sind. Angesichts der Belebung der weltweiten Reisetätigkeit, die sich durch die angekündigte Öffnung der USA nochmals verstärkt hat, gehen wir davon aus, dass wir unser Angebot im kommenden Jahr auf mindestens 70% von vor der Krise erhöhen können.» (TI)