Deutschland-Reisen nahe an Vorkrisen-Niveau

Das Übernachtungsvolumen ausländischer Gäste erreichte im dritten Quartal rund 85 Prozent von Vor-Corona.
Berlin, Deutschland, Brandenburger Tor
©Unsplash / Marius Serban

Die internationale Reiseindustrie bestätigt für 2022 eine deutliche Erholung des deutschen Incoming-Tourismus. Das ist das Kernergebnis des jüngsten Travel Industry Expert Panels der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).

Aus dem Travel Industry Expert Panel geht hervor, dass vom 1. bis zum 4. Quartal die Einschätzung der aktuellen Geschäftssituation von minus 40 auf plus 25 (auf einer Skala von minus 100 bis plus 100) gestiegen ist.

Die Business-Erwartungen für die kommenden sechs Monate, die nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Verlauf des ersten Halbjahres von plus 74 auf plus 55 gesunken waren, haben sich stabilisiert, liegen jedoch weiterhin krisenbedingt unter der Einschätzung zu Beginn des Jahres.

©Deutsche Zentrale für Tourismus

 

Bereits in der Sommersaison 2022 erholte sich der deutsche Incoming-Tourismus deutlich. Das Übernachtungsvolumen ausländischer Gäste erreichte im dritten Quartal rund 85% des Vorkrisenniveaus. Zugleich muss sich die Branche auf weiterhin schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellen.

Attraktive nachhaltige Angebote und weitere Fortschritte in der digitalen Transformation sind aus Sicht der DZT essenziell, um die Position des Reiselandes Deutschland in einem schärfer werdenden Wettbewerb der Destinationen zu festigen.

Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT, beschreibt die aktuelle Situation des Incomings wie folgt: «Die Reiseabsichten sind weiter hoch. Das bestätigt die jüngste Studie ‘Monitoring Sentiment in Intra European Travel’ der European Travel Commission (ETC) vom Oktober 2022.»

So planen 70% der Reisenden aus Europa, dem wichtigsten Quellmarkt für das Deutschland-Incoming mit einem Marktanteil von über 80%, in den kommenden sechs Monaten zu verreisen – ein Plus von 4% im Vorjahresvergleich. Auslandsreiseziele innerhalb Europas präferieren 62% der Europäer – ein Plus von 7% gegenüber 2021. Zugleich sinkt der Anteil derer, die im eigenen Land Ferien machen oder eine Fernreise unternehmen wollen, um jeweils 3%.

Auch die Analysten von Tourism Economics bestätigen eine hohe Reisebereitschaft und prognostizieren für den Incoming-Tourismus einen weiteren Anstieg von 60 auf 67 Millionen internationale Übernachtungen in Deutschland für 2023. Allerdings erwarten auf Seiten der Reisewirtschaft 90% der Befragten im DZT Industry Expert Panel für das Jahr 2023 steigende Preise für das Reiseangebot in Deutschland aufgrund von Inflation und höheren Energiekosten.

Trotzdem erklärt mehr als ein Drittel der Top-Manager, dass moderate Preissteigerungen die Kundennachfrage nach Reiseangeboten in Deutschland nicht beeinflussen würden, 57% erwarten einen leichten Rückgang der Nachfrage aufgrund von Preissteigerungen.

Positive Entwicklung des Incomings im Sommer 2022

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Übernachtungszahlen internationaler Besucher von Januar bis September 2022 auf 50.6 Millionen, das entspricht 72% des Vergleichszeitraumes 2019. Im Juli erreichten die Incoming-Zahlen 84%, im August 83% und im September 87% des Vorkrisenniveaus. Top-Märkte für das Incoming waren die Niederlande, gefolgt von der Schweiz, den USA, Österreich und Polen.

Die Recovery entwickelte sich positiv, obwohl der grosse Quellmarkt China aufgrund der strikten Null-Covid-Policy weiterhin reglementiert ist, kriegsbedingt gilt dies auch für den russischen Quellmarkt.

Wichtige Kennziffern von MKG Consulting für die Hotellerie zeigen allerdings, dass Deutschland mit einem Minus von 5,9 Punkten etwas schwächer performt als die Mitbewerber. In allen untersuchten Märkten – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz und Österreich – liegt die Belegungsrate der Hotels im Oktober 2022 unter der des Vergleichsmonats 2019. (TI)