Habib Ammar: «Ich bin für 2021 optimistisch»

Tunesiens Tourismus-Minister sagt im Interview, weshalb sich der Tourismus im Jahr 2021 erholen wird.
Habib Ammar, Ministre tunisien du tourisme. ©TunesienTourismus

Tunesien bereitet sich auf die Zeit nach Covid-19 vor. Dabei gelte für die tunesische Regierung als höchste Priorität die 400’000 Jobs, die direkt und indirekt mit dem Tourismus verbunden sind, zu erhalten. Ebenso wichtig sei die Erhaltung der touristischen Unternehmen, damit sie nach der Krise in der Lage sind ihre Gäste zu besten Bedingungen zu empfangen. Der tunesische Tourismusminister Habib Ammar ist optimistisch und hofft, dass dies ab Juni 2021 möglich sein wird. Bis dahin sollte ein Grossteil der Bevölkerung geimpft sein. 

«Wir haben in den letzten zehn Jahren drei grosse Krisen erlebt, am 14. Januar 2011 die Revolution und den Beginn des arabischen Frühlings, 2015 die schrecklichen Terroranschläge auf das Bardo-Museum und den Strand von Sousse und 2020 die Corona-Pandemie. Diese Stossdämpfer haben unser Land und im Besonderen die Tourismusbranche auf dramatische Weise beeinflusst, aber wir werden gestärkt aus dieser Krise hervorgehen und lassen uns den Optimismus nicht nehmen», sagt der Tourismusminister im «Economiste Maghrebin». 

TRAVEL INSIDE hat das Wichtigste aus dem Interview zusammengefasst.


Herr Ammar, wird sich Tunesien weiterhin als Badedestination durchsetzen? 

Die Zukunft unseres Tourismus liegt in der Umsetzung struktureller Reformen, eine Art «face-lifting», um unseren internationalen Gästen ein neues Gesicht präsentieren zu können. In den nächsten zehn Jahren, sehe ich eine Tourismuslandschaft in der «Strand & Badeurlaub», einen wichtigem Erholungsfaktor bieten, aber es wird auch Alternativen im Landesinneren geben, die nachhaltigen und grünen Tourismus fördern. Wie zum Beispiel Urlaub bei den Einheimischen in landestypischen Gästehäusern bis hin zu privaten Palästen, die einen Einblick in unsere wunderschöne Kultur und Architektur bieten.

Wie stark ist Tunesiens Inlandtourismus? 

Wir sind klar im Rückstand, was dieses Thema betrifft. Um den internationalen Tourismus für unser Land zu gewinnen, müssen wir so bald wie möglich die «Open Sky» Verhandlungen abschliessen. Dazu fehlt nur ein letzter kleiner Schritt. Nur dann ist es möglich individuelle und massgeschneiderte Programme für alle Zielgruppen anzubieten. 

Auch der Inlandtourismus liegt uns mehr am Herzen denn je. Die Coronakrise hat uns gezeigt, wieviel Potential in unserer eigenen Bevölkerung liegt. Besonders der Süden des Landes, die Sahara und die Oasenstädte ziehen viele Tunesier in den Wintermonaten in diese klimatisch bevorzugten Regionen. 

Wie steht es um die Hotels und Clubs an der Mittelmeerküste? 

Alle Hotels mussten sich mit schweren Umsatzrückgängen durch die Coronakrise kämpfen. Auch die Investitionen und Anpassungen an die Sicherheits,- und Hygienevorschriften, waren nicht für alle Betriebe tragbar. Gegenüber vielen europäischen Ländern, sind aber die meisten Hotels an der Küste und in den grösseren Städten offen geblieben. Einige als «Quarantäne-Hotels», andere für Geschäftsreisende und Touristen aus Ländern mit geringen Infektionszahlen bzw. Gruppen, die mit den bestehenden Reiseeinschränkungen (PCR-Test und Quarantäne) trotzdem reisen wollten. 

In Djerba haben wir in den Weihnachtsferien rund 2000 Touristen aus Frankreich unter strengster Berücksichtigung beherbergt und alle sind gesund wieder nach Hause geflogen. 

Wie wird der tunesische Tourismus vom Staat unterstützt?

Die Sozialversicherungsbeiträge des letzten Quartals 2020 und der beiden ersten Quartale 2021 werden übernommen. Kreditrückzahlungen für touristische Unternehmen wurden bis September 2021 verlängert. Es gibt kostenlose berufliche Weiterbildungen für Arbeitslose der Tourismusbranche. Ausserdem werden monatliche Bonuszahlungen als Überbrückungshilfe für touristische Fachkräfte ausbezahlt. Die Regierung hat auch ein von der EU gefördertes Bildungs-Pilot-Projekt für 1250 Reisebüro-Agenten gestartet. Weitere Ausbildungen zur Verbesserung der Servicequalität durch Kooperationen mit der EU für 5000 weitere Agenten sind in Planung. 

Was sind Ihre Worte an die Tourismusbranche Tunesiens?

Durchhalten und vor allem die Arbeitsplätze erhalten! Wir verdanken es unserem fachlich kompetenten Personal, dass Tunesien weltweit bekannt ist. Ich appelliere an alle Touroperators, Reisebüros, Fremdenführer und Hoteliers, diese Übergangszeit zu nutzen, um unsere Fehler zu korrigieren. Bald wird Covid-19 wie eine Erinnerung an einen Albtraum sein, der uns bewusst macht, dass wir auch in den nächsten Jahren offen mit den Veränderungen in der Tourismusbranche umgehen.

Wie sehen die aktuellen Einreisebestimmungen für Tunesien aus?

Seit dem 9. November 2020 müssen alle Reisenden einen negativen Corona-Test vorlegen, der bei Abreise nicht älter als 72 Stunden sein darf. Bei Ankunft in Tunesien müssen sich Reisende ausserdem sicher 7 Tage in Hotel-Quarantäne begeben. Am siebten Tag können Reisende einen weiteren Test machen. Fällt dieser negativ aus, darf man die Quarantäne verlassen. Wer für weniger als fünf Tage in Tunesien einreist, ist von der Quarantänepflicht befreit.

(YS)