Schwieriger Weg für Marokko

2022 liegen die weltweiten Besucherzahlen bei rund 70 Prozent.
©Unsplash

Nach dem Abklingen der Pandemie ist der Weg Marokkos zurück in das Bewusstsein der Reisenden aus den deutschsprachigen Ländern nicht einfach. Noch immer gilt in dem nordafrikanischen Land bis zum Jahresende der Ausnahmezustand, die Einreisebestimmungen sind noch nicht zurück auf dem alten Stand.

Das Land hat sich im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern langsam und spät wieder für den Tourismus geöffnet, die Zahlen aus der Vor-Coronazeit 2019 sind noch lange nicht erreicht.

2022 liegen die weltweiten Besucherzahlen bei rund 70%, das Finanzvolumen aber über diesem Niveau, sagte Adel El Fakir, General Director des Marokkanischen Fremdenverkehrsamts auf der Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands im Badeort Taghazout an der Atlantikküste. Frankreich und Spanien seien zurück, Deutschland liege aber erst bei 45%.

Ausbau der Hotelkapazitäten

Doch nach Einschätzung von Dr. Markus Heller, geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Fried & Partner, befindet sich Marokko auf einem guten Weg. Durch die Zusammenarbeit des Marokkanischen Fremdenverkehrsamts ONMT und der staatlichen Tourismusbehörde könne sukzessive die Effizienz der Destinationsentwicklung gesteigert werden, erklärte Heller.

Die Hotelkapazitäten würden weiter ausgebaut. Dies ist gut in Taghazout zu erkennen, denn in dem neuentwickelten und im Bau befindlichen touristischen Stadtteils in der Nähe von Agadir befinden sich drei grosse Hotelresorts der Ketten Fairmont, Hyatt und Riu. Nach Einschätzung Hellers bildeten die ansteigenden Übernachtungskapazitäten eine Grundlage für einen Ausbau der Flugverbindungen.

Ausbau des Flugsektors notwendig

Die im Flugsektor herrschenden Defizite sehen die Touristiker als einen der grössten Hemmschuhe in einem Ausbau des touristischen Volumens aus dem deutschsprachigen Quellmarkt. Ralph Schiller, CEO von FTI, merkte an, dass es im kommenden Jahr nur zwei Flüge pro Woche nach Agadir gebe. «Das ist deutlich zu wenig.»

Von Casablanca gebe es im Sommer elf und 13 tägliche Flüge nach London respektive Paris, dies zeige die Vorteile für den britischen und den französischen Markt und den Nachholbedarf in den deutschsprachigen Ländern, meinte Adel El Fakir. Es gebe kein Angebot für Veranstalter, hier müssten sie als Veranstalter ins Risiko gehen, stellte Schiller fest. Notwendig seien zehn bis elf Vollcharter, um das Niveau der Vor-Coronazeit zu erreichen.

FTI wolle die Kapazitäten für den Sommer 2023 nach oben drücken. Marokko sei ein Qualitätsziel, doch die Verantwortlichen dürften nicht vergessen, die touristische Infrastruktur weiter zu verbessern. Es gehe um einen Masterplan. In Marokko sei die politische Stabilität gegeben, aber das Land habe sich bislang nicht als afrikanische Destination etabliert.

Nach Einschätzung von Heller bildet die Kooperation mit der deutschen Touristikindustrie aber eine gute Basis, um Marokko mit seinen Besonderheiten und Spezifika noch besser vermarkten zu können.

Wettbewerb Agadirs mit den Kanaren

«Mit Taghazout ist der Schritt auf das nächste Level gelungen. Der Ort ist mit seinen Möglichkeiten und dem Angebot absolut kompetitiv», meint Schiller. Said Scally, Präsident des Souss-Massa Tourism Board, wünscht sich, dass Agadir die erste Destination für den Winterurlaub werde.

Hier befinde sich die Bade- und Surfdestination im Wettbewerb mit den Kanaren. «Doch Agadir hat hier mit dem Umland und den Bergen einen grossen Pluspunkt gegenüber der Inselgruppe. Das können die Kanaren ihren Gästen nicht bieten.»

Wolfram Marx, Taghazout