Sprachreisen nach UK: bald ein Ding der Unmöglichkeit?

Englisch-Sprachreisen hinüber auf die Insel werden teurer und komplizierter.
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Nichts ist so beliebt wie eine Sprachreise, um als Schüler ein erstes Gefühl im Umgang mit der gesprochenen Fremdsprache zu entwickeln. Für Trips dieser Art nach Grossbritannien sieht die Zukunft allerdings nicht ganz so rosig aus, berichtet die «Neue Zürcher Zeitung».

Nicht nur Corona hat Sprachreisen einen Dämpfer verpasst – wie überall –, sondern auch durch den Brexit machen sich langsam Auswirkungen bemerkbar. Klassen aus dem EU-Ausland können nicht mehr, wie früher, mit ihrer ID-Karte einreisen, sondern benötigen einen Reisepass, was mehr Aufwand und auch mehr Geld erfordert.

Zudem gilt neu eine Visapflicht für Schüler aus Drittländern, die Teil einer EU-Schulklasse sind. Vor dem Brexit konnten diese Schüler ohne Visum ins Vereinigte Königreich reisen, wenn sie zu einer begleiteten Gruppe aus der Europäischen Union gehörten. Ein Visum kostet zusätzlich und es braucht Zeit – die Erteilung ist nicht garantiert. Ausserdem würden Reisen insgesamt teurer und seien deshalb mitunter nicht mehr erschwinglich für Kinder von Familien, die ihre Haushaltskasse ganz genau im Blick haben müssen.

Wie sieht es bei Schweizer Veranstaltern aus?

Bei Linguista merkt man vor allem noch die Nachbeben der Corona-Pandemie: aktuell bewegt man sich bei einem Minus von 35% im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt 2019. Allerdings: 2021 waren es noch etwa minus 60%.

«Die Auswirkungen des Brexits spüren wir nicht in Bezug auf einen Buchungseinbruch. Hier war allerdings unser Angebot betroffen, da wir in UK keine Praktika mehr anbieten können. Diese Programme waren als Möglichkeit, um erste Arbeitserfahrung im Ausland zu sammeln, sehr beliebt und wurden mit oder ohne Sprachkurs gebucht. Dies ist jetzt leider hinfällig. Interessenten weichen hier auf Irland oder Kanada aus», berichtet Anja Finkel von Linguista. Aber auch die Visums-Problematik wäre spürbar: «Visaanträge unserer Kunden, die nicht Schweizer Bürger sind, werden öfters abgelehnt als vorher.»

Schwierig sei in der Tat auch der Preisanstieg bei den Flügen und bei den Sprachschulen selbst. Zudem seien auch die Verfügbarkeiten bei den Unterkünften zum Teil problematisch und müssen bei der Planung einer Sprachreise grundsätzlich im Auge behalten werden.

Anders sieht es bei ESL – Sprachaufenthalte aus: «Die Zahlen für Grossbritannien sind bei uns nicht eingebrochen sondern bewegen sich in Richtung 2019, also wie vor Corona. Grossbritannien hatte bereits in den Jahren vorher, also 2014 bis 2018, einen Rückgang», kommentiert Michel Jenal, Area Manager Switzerland. «Der Wechselkurs spielt eine Rolle, jedoch sind Schweizer, welche im Ausland einen Sprachaufenthalt machen, meistens geleitet von persönlichen Interessen und wählen auch bei einem nicht vorteilhaften Wechselkurs ihre Traumdestination.»

Schweizer Familien scheinen  also resistenter gegen die Preiserhöhungen und geänderten Einreisebedingungen – Familien mit nicht-schweizer Hintergrund könnten aber in Zukunft in die Röhre schauen.

Die Tourism Alliance im Vereinigten Königreich fordert deshalb, dass die Einreisebedingungen für Sprachaufenthalte einfacher gemacht wird: begleitete EU-Gruppen aus Minderjährigen sollen für bis zu sechs Wochen ins Land dürfen – ohne gesonderte Pässe oder Visaanträge. Zudem soll es günstige, für fünf Jahre gültige Besuchsvisa geben, mit denen beispielsweise wieder Praktika in Grossbritannien möglich würden. Änderungen dahingehend seien von der britischen Regierung allerdings noch nicht vorgesehen.

Luisa Schmidt