Die Ponant-Erfahrung – ein unverwechselbares Seereisen-Produkt

TRAVEL INSIDE kreuzte zusammen mit Reisebüro-Profis an Bord der Le Dumont-d’Urville von Schottland nach Norwegen. Was charakterisiert die Reederei Ponant?
Reisegruppe mit Kapitän (v.l.): Eike Wurtzel (Ponant), Joel Lendenmann (Cruise-Expert), Béatrice Biner (Contemporary Travel), Kapitän Romain Moatti, Andrea Hendel (Ponant Head of Sales D/A) und Delia Spiegl (Nachbaur Dornbirn). ©Beat Eichenberger

Es war für alle in der Reisegruppe die erste Erfahrung auf einem Explorer-Schiff von Ponant.

Diese zwischen 2018 und 2021 von Vard erbaute Serie von fünf Einheiten (je knapp 10’000 BRZ, 184 Pax) umfasst die Le Lapérouse, Le Champlain, Le Bougainville, Le Dumont-d’Urville und Le Bellot.

Die Explorer-Serie folgte auf die ersten vier, zwischen 2010 und 2015 von Fincantieri erbauten Ponant-Sisterships Le Boréal, L’Austral, Le Soléal und Le Lyrial, die mit knapp 11’000 BRZ vermessen je 264 Pax aufnehmen. Spezielle Ponant-Schiffe sind daneben der Eisbrecher Le Commandant Charcot oder der Segler Le Ponant.

Im Vergleich eine erste Beobachtung: Die Explorer-Schiffe nehmen über fünf Passagier-Decks deutlich weniger Passagiere auf (184) als die nur geringfügig grösseren Sisterships über sieben Passagierdecks (264).

 

Doch ob Explorer oder Sisterships: Schiffe dieser recht intimen Grössenordnung gibt es nicht viele im Markt – eine erste Charakteristik der französischen Reederei. Diese Intimität hinterliess auf unserer Reise von Schottland nach Norwegen denn auch bei jedermann einen nachhaltigen Eindruck.

Bei einer Belegung von rund 130 Passagieren überzeugte die Le Dumont-d’Urville mit ihren grosszügigen Platzverhältnissen und einer ausnehmend ruhigen, familiären Atmosphäre. Man bewegte sich an Bord stets ohne jegliches Gedränge oder Warteschlangen und fand jederzeit und überall viel Platz.

Ponant wurde 1988 von den Franzosen Jean-Emmanuel Sauvée und Philippe Videau gegründet und gehört nach einem Zwischenspiel beim Cargo-Riesen CMA CGM seit 2015 zur französischen Artémis-Luxusgruppe von François Pinault. 2019 übernahm Ponant zudem das Pazifikschiff Le Paul Gauguin.

«Scandi-Style und Boho-Chic»
Die Le Dumont d’Urville in Arendal.

Von aussen betrachtet bestimmt die elegant geschwungene Silhouette das Bild der Megayacht, das Innere wirkt licht, frisch und freundlich.

Helles Holz dominiert vielerorts, kombiniert mit strahlendem Weiss und dezenten, warmen Erdfarben. Smarte Design-Elemente nehmen die elegante Stimmung auf, Kunstfotos setzen Kontrapunkte.

«Die Ästhetik würde ich als Scandi-Style mit einer Prise Boho-Chic bezeichnen», wagte eine Reiseteilnehmerin eine Einordnung. Oder anders gesagt: Das Ambiente auf der Le Dumont-d’Urville wirkt modern und schick, zugleich einladend und ruhig.

Hier ein kurzer Schiffsrundgang: Auf Deck 3, dem untersten Passagierdeck, unterstreichen in der gemütlichen Main Lounge Teppiche die Wohnlichkeit, eine grosse Spiegeldecke erweitert den räumlichen Eindruck. Hier wird der Afternoon-Tea zelebriert, eine Sängerin, Quiz, Spiele und Unterhaltung sorgen für Abwechslung.

Daran schliesst aussen der Outdoor-Grill an, ein Restaurant, das es in dieser Form auf den Sisterships nicht gibt. Ein kaltes Buffet und täglich wechselnde warme Leckereien bieten Genuss an frischer Luft. Zum Apéro wird hier auch mal ein Pata Negra-Tasting aufgetischt.

Direkt an den Grill grenzt am Heck des Schiffes der (geheizte) Pool, wobei die weissen Liegen trotz guter Pflege das Risiko leichter Grautöne nicht ganz verbergen können und wohl jährlich ersetzt werden müssen. Dass das Deck nicht mit Teakholz ausgelegt ist, ist durchaus verkraftbar.

Speziell ist die tiefer am Heck gelegene Marina, die einiges grösser ausfällt als auf den Sisterships. Sie kann zu einem Meerwasser-Pool abgesenkt, zu einem Podium hoch- oder zu einem Zustieg auf die Zodiacs ausgefahren werden.

«Die Explorer-Schiffe verfügen zwar wie die Sisterships über die Eisklasse 1C, kommen aber nicht auf polaren Expeditionen zum Einsatz, sondern vor allem in Warmwasser-Regionen», informierte Andrea Hendel, Head of Sales D/A, über den Einsatz dieser Schiffe.

Diese Unterscheidung der Routen zwischen «klassischen» Yacht-Kreuzfahrten, so wie auf unserer Reise erlebt, und expliziten Expeditionen, bei denen ein spezialisiertes Team an Bord ist und Zodiac-Ausflüge organisiert, ist wichtig und muss bei Ponant beachtet werden.

Besonderheit Blue Eye Lounge
Blue Eye Lounge.

Ebenfalls auf Deck 3 befindet sich mittschiffs der Service-Bereich mit Rezeption, Ausflugsdesk, Reisebüro sowie einer Boutique. Ganz vorne liegt das Theater, das vor allem für informative Vorträge, Dokumentarfilme oder musikalische Einlagen genutzt wird.

Grosse Shows sind auf einem Schiff dieser Grösse kein Thema, ebenso wenig «Fun-Action» und Spektakel.

Ein Deck höher liegt hinten, von weiten Fensterfronten gesäumt, das elegante A-la-Carte Restaurant Nautilus, das auch einige wenige Aussenplätze aufweist. Hier wird zu allen Mahlzeiten eine köstliche Küche präsentiert, die von den allen Reiseteilnehmenden ausnahmslos gelobt wurde.

Eine stimmungsvolle Location ist schliesslich auf Deck 6 voraus die Panorama Lounge mit Bar, kleiner Bibliothek, Spielen und einem Frischluft-Bereich mit Sesseln.  Auf demselben Deck ist auch eine Foto-Gallerie untergebracht. Spa und Fitness finden sich ganz oben auf Deck 7, daran schliesst ein grosszügiges Sonnendeck mit Dusche und Liegen an, vorne sind die Zodiacs festgezurrt.

Die Explorer-Schiffe warten zudem mit einer ganz speziellen Besonderheit auf: Unter der Wasserlinie ist mit der Blue Eye Lounge eine beinahe etwas esoterisch wirkende Location mit grossen Scheiben angebracht, durch die man die Unterwasserwelt beobachten kann und wo besondere, auch meditative Events durchgeführt werden.

Prestige-Kabinen und mehr
Prestige-Kabine.

Die Kabinen und Suiten sind auf den Decks 3, 4, 5 und 6 angelegt, sämtliche liegen aussen und bieten einen Balkon.

Viele davon sind Prestige Kabinen, die mit 19 qm (und 4 qm Balkon) nicht riesig ausfallen, aber sehr geschmackvoll ausgestattet sind.

Das helle Holzdesign wirkt gediegen und freundlich, besondere Gadgets sind etwa eine Nespresso-Maschine oder ein Bose Bluetooth-Speaker. Im Schrank und den Kommoden gibt’s genügend Stauraum, das Bett ist himmlisch.

Etwas beengend wirkt das Bad mit Dusche, doch diesem Eindruck wird mit einer grossen (abdeckbaren) Fensterfront in die Kabine optisch smart entgegengewirkt. Das WC ist in einem separaten Kämmerchen untergebracht.

Beachtet werden muss, dass die Deluxe-Kabinen auf Deck 3 im Gegensatz zu den Kabinen auf allen anderen Decks nicht über ein transparentes Balkongeländer verfügen.

Mehr Platz bieten natürlich die verschiedenen luxuriösen Suiten, die ab 27,5 qm bis 38 qm Fläche aufweisen. Speziell sind die beiden je 45 qm grossen Owners Suiten auf Deck 5 am Heck mit riesiger Terrasse und Jacuzzi und die ebenso grossen Grand Deluxe Suiten auf Deck 6.

Französisches Flair und mehr
Arnaud Le Glehuir (l.) und Maud Malvat (r.).

Arnaud Le Glehuir ist der Hotel-Manager auf der Le Dumont-d’Urville, wie Kapitän Romain Moatti ein Bretone.

Er ist der Chef über die gesamte Hotellerie an Bord, vom Housekeeping über die Küche, den Service und die Rezeption bis zum Spa, dem Entertainment und den Ausflügen.

Von den insgesamt rund 115 Crew-Mitgliedern unterstehen Le Glehuir deren 85, rund weitere 30 weitere Profis sind im Bereich Nautik und Technik angesiedelt. Die Hotellerie-Kader und die Offiziere sind französisch, im Service und hinter den Kulissen wirken Mitarbeitende aus Indonesien und den Philippinen.

Der Service ist professionell, freundlich und persönlich, ohne aufgesetzt zu wirken. Die renommierte Ducasse Conseil berät die französische Küche, die auf der Le Dumont-d’Urville von Executive Chef Maud Malvat und ihrem Team umgesetzt wird. Sie greift dabei auch gekonnt Einflüsse aus den bereisten Regionen auf.

Um es kurz zu machen: Der klassische Lobster à la Parisienne oder die Mushroom-Artischocken-Crèpes an einer Trüffel-Sauce vermochten am Gala-Diner ebenso zu glänzen wie die Nachspeise mit Früchte-Tartelettes und Lemon-Madeleine.

Die Auswahl der inkludierten (und durchwegs französischen) Tischweine ist sorgfältig und gepflegt, daneben gibt es eine umwerfende Wein-Karte mir rund 130 vor allem französischen Crus.

Liebhaber finden hier sämtliche grossen Namen aus allen grossen Anbaugebieten, die Preise bewegen sich beispielsweise von 60 Euro für einen Pouilly-Fuissé 2021 bis zu 1040 Euro für einen Château Haut-Brion 1er Grand Cru 2008.

Auch wenn die Reederei gezielt und stolz ihre französische Ausrichtung pflegt und oft eine Mehrheit der Gäste bei Ponant aus Frankreich stammt – letztlich ist Ponant international ausgerichtet, an Bord wird sowohl französisch wie englisch gesprochen. «Auf gewissen Reisen überwiegen gar angelsächsische oder europäische Gäste», ergänzte der Hotel-Manager.

Auf unserer Reise waren mehrheitlich Gäste gesetzteren Alters an Bord, jüngere Paare waren aber keine Ausnahme. Ponant eignet sich wohl weniger für Familien mit Kids sondern für Gäste, die eine hochwertige, stressfreie und Destinations-bezogene Seereise in kleinerem Rahmen suchen.

(Fast) ein All-inklusive-Angebot
Genuss auf hoher See.

Was Ponant auch auszeichnet, ist ein weitreichendes Inclusive-Angebot. Im Preis inkludiert ist nebst der Vollpension und guten Tischweinen auch eine breite Getränkeauswahl an den Bars, die Minibar in der Kabine, ein 24-Stunden-Roomservice oder der leistungsfähige Starlink-Internetzugang.

Für hochwertige Drinks und Spirituosen, die nicht inbegriffen sind, kommen Preise wie etwa 10 Euro für einen Old Fashioned oder 12 bis 19 Euro für ausgewählte Single Malts zur Anwendung.  Eine Flasche Veuve Clicquot gibt’s bereits für 65 Euro.

«Ab kommendem Winter wird zudem auf sämtlichen Yacht-Kreuzfahrten pro Hafen neu ein Ausflug nach Wahl inkludiert sein», informierte Andrea Hendel über eine weitere massgebliche Inklusivleistung. Nicht inbegriffen sind aber die Trinkgelder.

Obwohl sich Ponant nicht als «Luxus-Reederei» verstanden wissen will, dürfen die Explorer und Sisterships ohne Zweifel zu den hochkarätigen Seereisen-Produkten gezählt werden. Dies äussert sich letztlich (und berechtigt) auch in Tagespreisen, die für die Yacht-Kreuzfahrten je nach Route zwischen 500 und 1000 Franken pro Person liegen.

«Wichtig zu wissen ist zudem, dass Ponant für Alleinreisende auf 130 bis 140 Abfahrten keinen Singles-Zuschlag erhebt», unterstrich Andrea Hendel ein durchaus relevantes und attraktives Angebot.

Nach fünf Tagen an Bord der Le Dumont d’Urville war klar: Ponant positioniert sich mit ihren kleinen, eleganten Schiffen, dem ungezwungen französisch-internationalen Flair, einer köstlichen Küche und sowohl Kreuzfahrten wie Expeditionen weltweit als besonderes, unverwechselbares Schiffsreisen-Produkt.

Beat Eichenberger, Oslo