Einkaufstourismus über die Grenze ist eingebrochen

Demnach werden auch weniger Reisen im grenznahen Ausland gebucht.
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Baden-Württemberg hat für Schweizer, die nur zum Einkaufen kommen, extra eine Ausnahme von den Quarantäneregeln eingeführt. Mit mässigem Erfolg. Die Einreise ohne Quarantäne für Schweizer aus den beiden Appenzell, St. Gallen, dem Thurgau, Schaffhausen, Zürich, dem Aargau, den beiden Basel, dem Jura und Solothurn ist weiter möglich, solange sie weniger als einen Tag im Land bleiben.

Aus diesen Kantonen dürften die allermeisten Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland stammen. Trotzdem ist der Einkaufstourismus in den letzten Wochen in einem Tempo eingebrochen, das an die Zeit des Lockdown und der Grenzschliessungen Mitte März erinnert.

Das zeigen Daten des Projekts Monitoring Consumption Switzerland der Universität St. Gallen (HSG). Die Wissenschaftler werten dafür Zahlungsdaten von Debitkarten aus – unter anderem danach, wie oft sie im Ausland eingesetzt werden. Das ist zwar nicht perfekt repräsentativ für den gesamten Einkaufstourismus, dürfte die Verschiebungen im Einkaufsverhalten aber doch gut nachzeichnen. Gaben Schweizer in der Woche vom 12. bis zum 19. Oktober noch 25 Millionen Franken mit Debitkarten in Deutschland aus, waren es in der Woche darauf nur noch 17 und eine später noch 15 Millionen Franken.

Das bedeutet auch, dass Schweizer weniger Reisen im beim nördlichen Nachbarn buchen. Die Schweizer Reiseanbieter stellen schon seit Jahren fest, dass ihnen im grenznahen Ausland ein beachtlicher Teil der Einnahmen entgeht. Denn Reisen, die beispielsweise in Deutschland stationär gebucht werden, sind oft günstiger, als dasselbe Produkt, das von hier aus gebucht wird.

Umgekehrt trifft der Umsatzrückgang die Unternehmen in Deutschland. Für die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, die Zehntausende Unternehmen zwischen Lörrach und Bodensee vertritt, ist vor allem die Informationslage problematisch. «Wenn ein erheblicher Teil der Bevölkerung unsicher ist, was nun gerade erlaubt ist und was nicht, kann auch eine überkomplexe Rechtslage faktisch wie eine Grenzschliessung wirken», sagt Geschäftsführer Claudius Marx. «Viele Schweizer sind unsicher, welche Regelungen nun gelten, und bleiben lieber zu Hause.» Dabei machten Schweizer die Hälfte der Kunden aus. «An der Nachfrage aus der Schweiz hängen deswegen viele Existenzen, Arbeits- und Ausbildungsplätze.» (TI)