Euroairport Basel: «Die Prozesse haben sich zwischenzeitlich eingespielt»

Matthias Suhr, Direktor, Euroairport Basel spricht in der Interview-Serie von TRAVEL INSIDE unter anderem über die Kontrollen am Flughafen.
© Euro Airport

Langsam erholt sich die Lage im Outgoing-Tourismus und viele Schweizerinnen und Schweizer möchten wieder mit dem Flugzeug ins Ausland reisen. Covid-19 stellt Reisende, wie auch Fluganbieter, Airlines und die Flughäfen vor Herausforderungen, die wohl auch nach der Pandemie das Fliegen verändern werden. Ausserdem sorgen die vielen neuen Regeln und Bestimmungen bei Reisenden noch für Unsicherheit.

Matthias Suhr, Direktor Euroairport ©Euroairport

Aus diesen Gründen hat TRAVEL INSIDE bei den Schweizer Flughäfen nachgefragt und die wichtigsten Fragen zur aktuellen Lage gestellt. Den Anfang in der Interview-Serie von TRAVEL INSIDE macht Matthias Suhr, Direktor, Euroairport Basel.


Matthias Suhr, wie oft werden Corona-Kontrollen am Euroairport durchgeführt?  

Da der EuroAirport zur Gänze auf französischem Boden liegt, sind die die französischen Regeln massgebend. Alle Reisenden, die über den EuroAirport einreisen, werden systematisch kontrolliert (Dokumentenkontrolle). Je nach Risikoeinstufung eines bestimmten Herkunftslandes (Grün, Orange oder Rot gemäss dem französischen Ampelsystem), werden mehr oder weniger Tests vor Ort durchgeführt. Kontrolliert ob getestet oder geimpft werden jedoch alle Reisenden ausser Schweizer Bürger oder Reisende, mit einem Schweizer Aufenthaltstitel. Genaue Angaben können die zuständigen Behörden machen.  

Gibt es Stichproben oder wird jeder Passagier kontrolliert?  

Über die tatsächliche Durchführung von Tests vor Ort entscheiden Kriterien wie die Risikostufe bzw. das Herkunftsland des Passagiers, also aus welchem Land er einreist und nicht seine Nationalität oder der Gesundheitsausweis (geimpft – genesen – getestet), Gültigkeitsdauer der Tests etc. Zudem werden auf polizeiliche Anordnung Stichkontrollen durchgeführt, auch dann, wenn alle Dokumente in Ordnung sind! 

Wer führt die Kontrollen am Flughafen durch?  

Für die Gesundheitskontrollen bei der Ankunft sind grundsätzlich die französischen Behörden, namentlich die Prefecture «Haut Rhin» zuständig. Die Umsetzung vor Ort wird durch die «Police Aux Frontières» (PAF) überwacht.

Die allfälligen Tests am Flughafen und die damit verbundene Administration werden durch den SDIS (Service Départemental d’Incendie et de Secours) durchgeführt und der Flughafen stellt Personal zur Verfügung für die COVID-Dokumentenkontrolle sowie die Steuerung der Passagierflüsse. Das Schweizer Grenzwachtkorps (GWK) unterstützt die PAF bei den regulären Passkontrollen und prüft stichprobenweise die schweizerischen COVID-Gesundheitsauflagen bei der schweizerischen Zollkontrolle nur für Passagiere die effektiv in die Schweiz einreisen.

Die Kontrollen beim Check-in werden von den Airlines beziehungsweise von den von ihnen beauftragten Handling Agents vorgenommen. Die Grenzkontrollen bei der Aus- wie auch der Einreise erfolgen durch die jeweilige zuständige Behörde.

Wie sieht das Sicherheitskonzept am Flughafen aus?  

In Bezug auf sicheres Reisen in Covid-Zeiten setzt der EuroAirport die Vorgaben der Behörden um. So gilt am ganzen Flughafen eine generelle Maskentragpflicht und es sind – wo immer möglich – die Abstandsvorgaben einzuhalten. Da der Flughafen auf französischem Boden liegt, gilt ein Mindestabstand von 1 Meter, wobei beispielsweise Familien diesen Abstand nicht einhalten müssen. Ausserdem stehen an zahlreichen Orten Spender für Händedesinfektion zur Verfügung und der EuroAirport hat seit Beginn der Pandemie die Frequenzen für die Reinigung erhöht. Zudem wird am EuroAirport ein Covid-Testzentrum betrieben.

Wie ist die aktuelle Auslastung?  

Nach einem schwachen ersten Semester 2021, hat sich der Verkehr und die Auslastung im zweiten Semester erholt, liegt aber Ende Jahr immer noch weit unter den Zahlen vor Corona. Während der Herbstferien wurde 70% des Passagierverkehrs gegenüber 2019 verzeichnet.  

Ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen?  

Die Kontrollen sind aufwändig, die Prozesse haben sich zwischenzeitlich eingespielt. Es geht dabei um die Kontrolle der Einreisebedingungen sowie der Impf- und Testzertifikate im Check-in-, Boardingbereich und bei den Kontrollpunkten, die von den Behörden sowie von den Handling Agents bzw. Airlines durchgeführt werden. Diese Kontrollen bringen längere Wartezeiten für Passagiere mit sich als gewohnt – bei der Ausreise sowie bei der Einreise.

Der EuroAirport empfiehlt allen Reisenden sich früh genug am Terminal einzufinden, da die zusätzlichen Kontrollen im Zusammenhang mit der aktuellen Lage mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Es ist wichtig, dass die Passagiere sich nicht nur bei der Buchung des Flugtickets, sondern auch rechtzeitig vor Antritt der Reise bei ihrer Airline und den zuständigen Behörden über die aktuellen für ihre Destination geltenden Bedingungen informieren, und zwar sowohl für das Abflugs- als auch das Einreiseland. So können zusätzliche unnötige Wartezeiten vermieden werden.

Wo überall gilt die Maskenpflicht?  

Die Maskenpflicht gilt am ganzen Flughafen.  

Was ist am Flughafen geöffnet bzw. geschlossen?  

Zahlreiche Geschäfte und Verpflegungsmöglichkeiten am Flughafen sind geöffnet. Teilweise haben sie jedoch angepasste Öffnungszeiten. Aufgrund des geringen Passagieraufkommens im ersten Semester und der teilweise instabilen Lage haben sich einige Restaurantbetreiber dazu entschlossen, mit der Wiedereröffnung noch zu warten.

Was ist neu am diesjährigen Winterflugplan?  

Für Sonnenhungrige wird Ägypten in diesem Winter Topdestination. So fliegen vier Airlines Hurghada am Roten Meer an: Air Cairo, Corendon Airlines, easyJet und FlyEgypt. Pro Woche stehen 7 Abflüge zur Auswahl. Im November 2021 kehrt auch die Destination Sharm-el-Sheikh zurück, die von easyJet vom EuroAirport aus mit einem Abflug pro Woche bedient wird.  

Corendon Airlines fliegt die spanischen Inseln Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote, Mallorca und Teneriffa an. Auch Portugal bleibt ein beliebtes Reiseziel: Diesen Winter gehen Flüge nach Faro, Lissabon und Porto – wobei die beiden letzteren täglich angeflogen werden. Auch Italien bleibt mit insgesamt 17 Flügen pro Woche nicht aussen vor: Das in diesem Jahr neue Sommerziel Palermo wird im Winterflugplan beibehalten, ausserdem Brindisi, Cagliari auf Sardinien, Catania auf Sizilien und Rom.  

Neu auf dem Winterflugplan stehen auch die kroatische Hauptstadt Zagreb mit Ryanair und Tirana in Albanien sowie Banja Luka und Sarajevo in Bosnien und Herzegowina, die von Wizzair angeflogen werden.  

Ausserdem bieten die drei grossen Airline-Allianzen ab dem Flughafen Basel-Mulhouse wieder Flüge zu den wichtigen internationalen Hubs an: SkyTeam mit Air France nach Paris Charles-de-Gaulle und mit KLM nach Amsterdam, Star Alliance mit Lufthansa nach München und Frankfurt, mit Brussels Airlines nach Brüssel und mit Turkish Airlines nach Istanbul sowie Oneworld mit British Airways nach London.

Neben der britischen Hauptstadt stehen diesen Winter auch das schottische Edinburgh sowie Bristol und Manchester auf dem Flugplan. Die Verbindungen zu den Hubs ermöglichen insbesondere auch den Anschluss an die USA, die im November unter bestimmten Bedingungen wieder ihre Grenzen für Europäer öffnen.  

Wie haben sich die Zahlen (Abflüge u. Passagiere) im Vergleich zu 2019 verändert?  

Das Jahr 2019 war mit 9,1 Millionen Passagieren ein Rekordjahr. Dann kam 2020 mit Corona und durch die Reiseeinschränkungen brachen sowohl die Zahl der Flüge als auch die Passagierzahlen drastisch ein. Die Flugbewegungen gingen um fast 50% zurück, die Zahl der Passagiere sank um gut 70% auf knapp 2,6 Millionen.

Das Jahr 2021 ist immer noch stark geprägt von der Pandemie und ihren Auswirkungen. Es begann wie das letzte aufhörte, auf ganz schwachem Niveau. Erst mit dem Beginn der Sommerreisezeit anfangs Juli wurden auch wieder starke Passagierzahlen registriert. Allerdings bewegen wir uns bei Weitem unterhalb der Zahlen von 2019. Der Flughafen Basel-Mulhouse rechnet damit, dass Ende Jahr über 3,2 Millionen Passagiere abfliegen oder angekommen werden, was gut einem Drittel der Zahlen von 2019 entspricht. 

Was erwarten Sie von 2022?  

Der EuroAirport erhofft sich eine Stabilisierung der Lage und erwartet eine schrittwiese Erholung der Luftfahrt. Auch für das Jahr 2022 rechnet der Flughafen in verschiedenen Szenarien.  

Gibt es neue Direktflug-Destinationen?  

Der EuroAirport bietet Direktflüge von der trinationalen Region in die meisten europäischen Länder und die Länder des Mittelmeerraums, mit 64 internationalen Destinationen neben dem Dreiländereck, 6 Städten in Frankreich und 4 Städten in Deutschland. Angeflogen werden die klassischen Reiseziele wie Spanien, Griechenland, Italien, Portugal und die Türkei. Zudem wird die Verbindung nach Ägypten verstärkt.

Neu auf dem Winterflugplan stehen Kroatiens Hauptstadt Zagreb,Tirana in Albanien sowie Banja Luka und Sarajevo in Bosnien und Herzegowina.

(Interview: Yannick Suter)