Feedback: «Overtourism – Zeit zum Handeln»

TRAVEL INSIDE Leser Peter Christen findet beim Thema Overtourism klare Worte.

Peter Christen, Reise-Experte, Luzern

Peter Christen

«Die Weltbevölkerung wächst derzeit um etwa 80 bis 90 Millionen Menschen pro Jahr. Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Globalisierung haben mehr Menschen Zugang zu Reisen, was zwangsläufig zu einem Anstieg des Tourismus führt und irgendwann in einer unzumutbarem Massenbewegung enden muss.

Das lässt sich bereits heute beobachten. Die Nachfrage nach touristischen Zielen steigt seit Jahren, insbesondere nach beliebten Städten wie Venedig, Barcelona, Prag sowie Ferienregionen im Mittelmeerraum von Mallorca bis zu den griechischen Inseln.

Auch wenn wir es nicht gerne hören, dem Overtourism ist vermutlich nur mit drastischen Massnahmen beizukommen, um die negativen Auswirkungen auf Umwelt, Kultur und lokale Gemeinschaften zu vermindern.

Qualität vor Quantität: Weniger Touristen könnten zu einer besseren Erfahrung für die Besucher führen, da sie weniger überfüllte Orte und eine authentischere Interaktion mit der Kultur erleben können.

Eine wirksame und auf längere Zeit angelegte Einschränkung könnte Chancen eröffnen, den Fokus stärker auf nachhaltigen Tourismus zu legen, der die Umwelt schont und die lokale Bevölkerung respektiert. Und so die Akzeptanz bei den Einheimischen fördert.

Warum wird das bis heute nicht gemacht, ja weitestgehend ignoriert? Eine drastische Einschränkung würde vermutlich gewisse Städte und Regionen vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen stellen, weil diese in einem hohen Masse vom Tourismus abhängig sind. Und es in der Vergangenheit versäumt haben, alternative Einnahmequellen zu entwickeln.

Aber vielleicht wird es der Markt auch selber regeln, was wir gut an unserem eigenen Verhalten feststellen können.

  • Reisen wir heute nicht alle weniger oft, dafür länger?
  • Meiden überfüllte Touristen-Hotspots und entscheiden uns für Destinationen, welche weniger frequentiert sind?
  • Sind ganz allgemein bemüht, unseren ökologischen Fussabdruck wo immer möglich zu reduzieren?
  • Und wählen das Feriendatum antizyklisch, wenn nicht bereits die halbe Welt auf Reisen ist?

Falls Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, ziehen wir den Sonnen-Hut, Sie stehen in Bezug auf nachhaltiges Reisen kurz vor der Heiligsprechung. Bei allen andern liegt dieses wünschbare Ziel noch in weiter Ferne, vermutlich mindestens 40’077 Kilometer ausserhalb unserer Reichweite.

Die gute Nachricht halte ich für Sie am Ende bereit: es gibt seit Jahren gute Ansätze, den Tourismus ökologischer, nachhaltiger und umweltverträglicher zu gestalten.

Auch Dank dem Engagement einiger Schweizer Reiseveranstalter. Am Ende des Tages liegt es jedoch an uns Tourismus-Konsumenten, mit eigenverantwortlichem Verhalten eine Wende rund um das Thema Massentourismus in die Wege zu leiten.»