Frankreich will Schweizer Touristen zurück

Ab Juli will das Land vollständig von der Schweizer Risikoländerliste verschwunden sein.
Nizza. ©Pixabay/Prosag-Media

Frankreich will seinen Platz als weltweit erste Tourismusdestination verteidigen – auch in der Schweiz rührt das Land kräftig die Werbetrommel. Am Mittwoch war der Süden dran mit Präsentationen aus Regionen, die von den Schweizern gern angesteuert werden.

Fast 10% der Tourismuseinnahmen Frankreichs stammen aus der Schweiz, nämlich EUR 5,5 Mia. von EUR 57 Mia. – die Schweizer stehen damit an dritter Stelle. An vierter Stelle sind sie bezüglich Ankünften, an fünfter Stelle bei der Anzahl Übernachtungen. «Die Schweizer sind Qualitätskunden», so Fréderic Meyer, Chef der staatlichen Vermarktungsorganisation Atout France, anlässlich eines Webinars. Bis vor Corona seien sie zwar weniger häufiger angereist, aber dafür länger geblieben, im Durchschnitt 5,5 Nächte.

Weg von der Risikoländerliste

Daran will das Land jetzt anknüpfen. Nach Corona setzen Frankreich als Ganzes und viele regionale französische Destinationen auf Slow Tourism und Nachhaltigkeit als roten Faden. Und als grüner Faden dient der Slogan «Was wirklich zählt». Dafür haben sich die regionalen Tourimusveranstalter zu einer grossen Marketingoffensive zusammengefunden, in die auch die Bahn mit SNCF/Oui go, Air France und der Schweizer Veranstalter Hotelplan eingebunden sind.

Die derzeit noch geltenden Reiseeinschränkungen sollten bis Ende Juni gelockert sein, kündigte Frankreichs Botschafter in Bern, Frédéric Journès, an. Weiterhin nötig seien ein negatives PCR-Testresultat und ein Formular für die Einreise. Er gehe aber davon aus, dass bis dann auch die letzten französischen Regionen von der Risikoländerliste des Schweizer BAG verschwunden seien und Feriengäste aus der Schweiz nach der Heimreise nicht mehr in Quarantäne müssten. Auch werde es voraussichtlich ab Juli keine Einschränkungen für Läden, Restaurants und kleinere Veranstaltungen mehr geben. Nur Discotheken seien dann voraussichtlich noch von der Öffnung ausgenommen.

Der Süden wartet auf die Schweiz

Zu den prioritären Ferienzielen der Schweizer gehört der Süden des Landes von Marseille bis an die Riviera mit dem Hinterland und der Insel Korsika. Diese ist vor allem aus der Romandie sehr gut angebunden, nebst ab Genf gibt es sogar ab La Chaux-de-Fonds  Direktflüge. Aus der Deutschschweiz bietet einzig Rhomberg mit People’s eine Direktverbindung ab St. Gallen-Altenrhein an. Die Insel, die sich als Mini-Kontinent für Strand- und Skiferien sieht, verschreibt sich stetig mehr dem Öko-Tourismus, baut aber auch das Beherbergungsangebot endlich wieder aus.

Mit Kultur und Sport lockt Marseille, das mit fünf Swiss-Flügen pro Woche an Zürich angebunden ist. 2024 wird die Hafenstadt einzelne Sportarten von Olympia Paris beherbergen. Zeitlich näher liegt die Kultur, mit Sommerausstellungen über die Rolling Stones und mit den beliebten Luftballonfiguren des US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons sowie einem neuen permantenten Pastis-Museum des Apéritif-Herstellers Ricard und einem der Pop Art und Graffiti gewidmeten Schloss aus dem 15. Jahrhundert.

Auch Nizza baut zweigleisig auf. Einerseits sollen bis 2024 ein gutes Dutzend neue Hotels im 3- bis 5-Sterne-Bereich die anspruchsvolle Klientel bedienen. Andererseits ist mit einer Route für Elektro-Mountainbike über 261 Kilometer eine mässig sportliche Slow-Tourism-Klientel im Visier. Stark auf Badeferien setzt der Var, der «Garten des Mittelmeers» zwischen Marseille und Nizza, mit seinen rund 400 Kilometern Küste und 230 Stränden und Buchten. (TI)