ITB mit deutlich positiven Signalen an ganze Reisebranche

Zwei Jahre bot die ITB Corona-bedingt ein ausschliesslich digitales Programm. Seit 2023 ist sie wieder mit einer analogen Veranstaltung präsent.
©ITB Berlin

Zwei Jahre musste die grösste touristische Fachmesse der Welt Corona-bedingt eine Pause einlegen und bot ein ausschliesslich digitales Programm. 2023 ging es auf dem Berliner Messegelände wieder mit einer analogen Veranstaltung los, nun hat sie die alte Grösse fast wieder erreicht.

Die Zahl der Aussteller steigt seit zwei Jahren kontinuierlich an. Die Messeleitung vermeldet knapp unter 100’000 Besuchern, ein ‘leichter Zuwachs’. Die Zahl der Aussteller habe bei 5500 gelegen, eine Wiederholung der Werte von 2023, für die Länder nennt die Messe ein Plus von neun Destinationen auf 170. Sie verteilten sich auf 27 Messehallen, wobei aber ein Teil der Gebäude, die sich um den Funkturm gruppieren, auch in diesem Jahr leer standen.

Die deutschsprachigen Länder waren in diesem Jahr in dem erst vor wenigen Jahren errichteten Hub 27 zusammengefasst und nicht mehr auf mehrere Hallen verteilt. Dabei hatte sich der Stand von Schweiz Tourismus um einige Quadratmeter verkleinert.

In seinem Fazit spricht Dr. Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführer der Messe Berlin von einem Spiegelbild der Branche. «Die Stimmung unter den Ausstellern, Besuchern, Speakern war gleichermassen sehr positiv.»

Es herrsche Übereinstimmung, dass die Reiselust keineswegs ein reiner Kurzzeiteffekt nach der Pandemie gewesen sei, sondern dass sie sich grundlegend robust zeige.

Frühe Abreisen durch den Lokführer-Streik

Überschattet wurde die Messe aber vom Streik der Lokführer der Deutschen Bahn und den Bodenbediensteten bei der Lufthansa. Am dritten Veranstaltungstag gab es praktisch keine Züge in Deutschland und die Zahl der Flüge war kräftig ausgedünnt.

Dabei begannen die Probleme für die Besucher an diesem Tag schon bei der Anfahrt zum Ausstellungsgelände, denn in Berlin hatte die S-Bahn den Betrieb eingestellt und die U-Bahnen und Busse waren voll.

Die Streiks hatten zur Folge, dass zahlreiche Teilnehmer bereits am Abend des zweiten Tages Berlin verliessen, entsprechend schwach besetzt und besucht waren Hallen und Stände am dritten Tag. Die Auswirkungen der Arbeitskämpfe wurden zu einem der dominanten Gesprächsthemen.

Saudi-Arabien drängt weiter auf den touristischen Markt

Bei den Destinationen waren unter anderem China und Liechtenstein wieder präsent, Neulinge waren Dominica und die Cayman Islands. Bei den kommerziellen Anbietern feierte Disney Cruise Lines sein Debut, Emirates hatte wieder einen grossen Stand aufgebaut.

Neben Ländern wie die Türkei, Griechenland und Italien mit grösseren Flächen, waren in diesem Jahr die arabischen Länder stark vertreten. Oman war mit einem um die doppelte Quadratmeterzahl ausgebauten Stand nicht zu übersehen und war als Gastland auch in das Programm der ITB integriert.

Saudi Arabien ist momentan einer der grössten Investoren für den Aufbau eines umfassenden touristischen Angebotes im eigenen Land, dies zeigte sich das Königreich nicht unbescheiden in Berlin.

Als Werbemittel für den neuen Formel-1-Kurs stand ein Bolide zwischen den Countern der touristischen Anbieter und Partner, immer wieder zeigten die Marketingverantwortlichen die Kultur des Landes. Die Verantwortlichen haben nicht gekleckert, sondern geklotzt. Doch es bleibt offen, ob das Wüstenland mit überwiegend künstlich errichteten Destinationen und Anlagen zu einem touristischen Hotspot wird.

Die Zurückhaltung in der Branche durch die Frage der Menschenrechte und der Position der Frauen in dem Land war ein immer wieder besprochenes Thema in den Hallen. Doch der im vergangenen Jahr nur wenig besuchte Stand zeigte 2024 eine höhere Frequenz, die Saudi Tourism Authority spricht von mehr als 14.000 Besuchern.

Technik und Kongress gehörten zu den bestimmenden Themen

Der Anstieg der Messeteilnehmer war aber auch in anderen Hallen zu sehen und zu spüren. In den Hallen der Technikanbieter waren die Aussteller meist gut beschäftigt. Die Mehrheit der Messeteilnehmer berichtete von vollen Terminkalendern und vielen Gesprächen mit alten und neuen Partnern.

Die Präsentationen der einzelnen Produkte waren meist gut besetzt und die Besucher bewegten sich geschäftig durch die Hallen, immer wieder gab es Gespräche abseits der Stände auf den Fluren.

Zur Betriebsamkeit hat die Messe auch ihren Anteil geleistet, denn wie bereits im vergangenen Jahr waren Bühnen des Kongresses in einige Hallen verlegt worden. So waren die Wege für die Aussteller und Besucher zu den Vorträgen und Podiumsdiskussionen kurz, ein Vorteil für alle Seiten.

Die Verantwortlichen von Messe und Kongress nennen 400 ‘weltweit renommierte Top-Speaker’, die ihre Ideen, Modelle, Innovationen und Projekte auf 200 Sessions in 17 Thementracks präsentierten. Eines der beherrschenden Themen war, wie nicht anders zu erwarten, die Künstliche Intelligenz und ihre wachsende Bedeutung für die Touristik.

Daneben zeigte sich die grosse Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Auswirkungen der Klimakrise auf die Touristik und der Umgang mit ihr im Kongressprogramm. Insgesamt besuchten rund 24’000 Teilnehmer alle Veranstaltungen.

Wolfram Marx, Berlin


Die nächste ITB Berlin findet wieder als reine Fachbesuchermesse vom 4. bis 6. März 2025, von Dienstag bis Donnerstag, auf dem Gelände der Messe Berlin statt.