Jan Kundert verlässt die ERV

Er rochiert vom CEO der ERV zum Leiter des Kunden- und Marktmanagements der Helvetia Schweizer Versicherungsgesellschaft AG.
Jan Kundert. ©TI

Nach rund drei Jahren als CEO der zur Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG gehörenden Europäischen Reiseversicherung wechselt der erfahrende Versicherungsexperte per 1. August 2022 in die Geschäftsleitung des Mutterunternehmens und übernimmt dort die Leitung des Kunden- und Marktmanagements.

Als Chief Customer Officer ist er bereichsübergreifend für die kundenzentrierte Angebots- und Prozessgestaltung, die Kundenansprache und die Marktbearbeitung verantwortlich. Damit leistet das Kunden- und Marktmanagement einen wesentlichen Beitrag zur Kunden-Convenience, die eine zentrale Rolle in der Strategie ‘helvetia 20.25’ spielt. Ebenso verantwortet Jan Kundert die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Partnerschaften.

Aktuell wird das Kunden- und Marktmanagement von Martin Jara, CEO von Helvetia Schweiz, ad interim geleitet, nachdem Martin Tschopp, der bisherige Chief Customer Officer von Helvetia Schweiz, per Anfang Mai innerhalb der Helvetia Gruppe zu MoneyPark wechselte.

Bis zur Bekanntgabe seiner Nachfolge bei der ERV werden Petra Eggimann, Leiterin Vertrieb und Isabelle Meymandi, Leiterin Produkte & Marketing ERV interimistisch im Top Sharing leiten.

Ausgewiesener Versicherungsexperte

Jan Kundert ist ein erfahrener Versicherungsexperte. Er war vor seiner Zeit als CEO von ERV Leiter Partner & Corporate Sales bei Sanitas. Davor war er in verschiedenen Funktionen im In- undAusland bei Zurich und Axa tätig. Er bringt unter anderem Erfahrungen im Partner & Ökosystem Management, in der kanalübergreifenden Marktbearbeitung und in der Unternehmensentwicklung mit. Jan Kundert verfügt über einen Abschluss in Rechtswissenschaften der Universität Basel und einen Executive MBA der IMD Business School.

«Jan Kundert prägte in den letzten rund drei Jahren die Transformation von ERV zur führenden Anbieterin von Versicherungslösungen in den Bereichen Reisen, Freizeit und Mobilität. Trotz des ausserordentlich herausfordernden Umfelds in der Pandemie gelang es ihm, ERV auf einenstabilen Wachstumskurs zu führen. Zudem freut es mich, dass wir die Nachfolge intern besetzen konnten. Jan ist eines von vielen Talenten bei Helvetia, die wir im Unternehmen fördern wollen», erklärt Martin Jara, CEO Helvetia Schweiz. (TI)


TRAVEL INSIDE frage Jan Kundert nach seinen Beweggründen für diesen Wechsel, wie die ERV die Pandemie meisterte und wie sie das Geschäftsmodell weiterentwickelt.

Jan Kundert, der Wechsel findet innerhalb der Gruppe und in die Geschäftsleitung von Helvetia Schweiz statt. Was waren ihre Beweggründe, nach «nur» drei Jahren bei ERV diesen internen Wechsel vorzunehmen?

Es gibt zwei Ebenen von Beweggründen. Die ERV ist Teil der Gruppe und seit Zusammenschluss in 2019 war die Zusammenarbeit viel enger. Die ERV konnte stark von dieser Zusammenarbeit profitieren.

Die Gruppe hatte den Bedarf die Rolle des CCO zu besetzen und war der Ansicht, dass mein Profil diese am besten abdecke.

Die zweite Ebene ist, dass dies für mich persönlich eine attraktive Entwicklung darstellt. Der Entscheid fiel mir nicht leicht, aber ich wollte die Chance wahr- und die Verantwortung übernehmen.

Wie die ganze Tourismusbranche ging auch die ERV durch schwierige Zeiten während der Pandemie. Wie steht ERV heute da, davon ausgehend, dass Prämieneinnahmen tendenziell abnahmen, Schadenfälle aber massiv zunahmen?

Die Pandemie war für ERV vor allem operativ eine grosse Herausforderung, weil die Anzahl Fälle und Anfragen und generell die Interaktionen mit Partnern und Kunden sich in kürzester Zeit vervielfachten.

Die Gruppenzugehörigkeit zu Helvetia half uns aber, sehr schnell zu skalieren um die Situation operativ rasch in den Griff zu bekommen.

2020 war natürlich finanziell ein anspruchsvolles Jahr, trotzdem schrieb die ERV schwarze Zahlen.

Ihre Annahme bezüglich der Abnahme der Prämieneinnahmen können wir nicht bestätigen. Im Gegenteil, wir stellen eine erhöhte Bereitschaft seitens der Kundschaft fest, sich gegen Reiserisiken abzusichern. Es wurde den Kunden viel bewusster, was im Rahmen einer Reise, im Vorfeld und unterwegs, alles passieren könnte.

ERV wächst seit 2021 dynamisch und entwickelt sich sehr erfolgreich. 2020 wurde eine Strategie entwickelt, die unter anderem vorsieht, das Geschäft von ERV weiter zu diversifizieren. Als Beispiel sei hier die E-Bike-Versicherung erwähnt.

Kann man die Schadenfälle aufgrund der Pandemie beziffern?

Im ersten Quartal 2022 ist das Schadenvolumen wegen Omikron gleich hoch wie im ersten Quartal 2020.

Zeitweise hatten wir bis zu zehnmal mehr Schäden als normal. Aktuell sehen wir, dass der durchschnittliche Schaden wegen steigender Reiseprise höher wird und auch das Schadenbild veränderte sich, wegen vieler Annullationsfälle aufgrund von Omikron.

Wie sehen Sie die Zukunft von ERV? Wird sie an dem bestehenden Geschäftsmodell festhalten und wird sie für zukünftige Pandemien gerüstet sein bzw. entsprechende Versicherungslösungen anbieten.

Unsere Strategie ist sehr breit abgestützt und wird konsequent und gut umgesetzt.
ERV ist finanziell sehr stabil und kann als Teil der Helvetia Gruppe auf eine starke Muttergesellschaft zurückgreifen. Selbst ein grösseres Ereignis würde uns nicht aus dem Gleichgewicht bringen und innzwischen sind wir auch operativ viel besser aufgestellt.

Die Kundenzufriedenheit konnte in den letzten zwei Jahren über alle Messfaktoren hinweg stark gesteigert werden.
Im vergangenen Jahr lancierten wir das Covid-19-Zusatzpaket, welches wurde im Markt sehr gut aufgenommen wurde und heute noch stark nachgefragt wird.

Wir sind aktuell daran, eine neue Generation von Reiseversicherungsprodukten zu entwickeln, welche nochmals zusätzliche Lösungen und Deckungen beinhalten werden. Persönliche Krankheit und auch Quarantäne waren aber immer gedeckt und werden es auch in Zukunft sein. Das Covid-19-Paket würde auch für Covid-23 gültig sein.

Interview: Hans-Peter Brasser