Kambodscha sucht neue touristische Impulse

Der neue Tourismusminister Sok Soken hat ambitionierte Ziele.
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Der neue Tourismusminister Kambodschas, Sok Soken, will die Erholung des Tourismus im Land nach Covid beschleunigen. Er hat mehrere strategische Ziele formuliert, die dazu beitragen sollen, die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft des Landes zu stärken. Laut Sok Soken soll das Königreich zu einem weltbekannten Reiseziel werden.

Der Tourismus ist zum grössten Wirtschaftssektor Kambodschas geworden. Mit einem Anteil von 14% am BIP des Landes (WTTC-Zahlen) erwirtschaftet er mittlerweile mehr Einnahmen als die traditionelle Textilindustrie. Wenn man die indirekten Auswirkungen mit einbezieht, sind es sogar 26%. Im Vergleich dazu liegt die Schweiz bei 8,7% und Frankreich bei 7,1%.

Der internationale Berater Fitch Solutions schätzt, dass der Tourismus in Kambodscha in diesem Jahr 77% bis 78% der Besucherzahlen von vor Covid erreichen wird, was etwa 5 bis 5,1 Millionen internationalen Besuchern entspricht. Dies entspräche einem Anstieg von 125% im Vergleich zu 2022. Das Wachstum der nächsten Jahre würde vor allem durch einen Aufschwung des chinesischen Tourismus getragen werden. Fitch Solutions gibt an, dass dieser vor dem Covid ein Drittel aller Ankünfte ausmachte. Dieser Prozentsatz wird 2023 jedoch kaum erreicht werden.

Die Flugpreise bremsen die Europäer aus

Hinter den Zahlen verbirgt sich allerdings eine besorgniserregende Entwicklung. Es scheint, dass der Grossteil der Besucher aus der Region kommt: Thailand und Vietnam, deren Bürger vor allem von den Kasinos an der Grenze angezogen werden. Die traditionellen Märkte Kambodschas – China und Europa – sind beide auf unterschiedliche Weise betroffen.

«China hat mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und seine Bürger ziehen es im Moment vor, zu sparen. Unsere europäischen Kunden wiederum werden von den Flugpreisen abgeschreckt. In der Weihnachtszeit erreichen Hin- und Rückflüge nach Südostasien Höchstpreise von rund 2000 Dollar», erklärt Jacques Guichandut, der für die französischsprachigen Märkte zuständige Vertreter des kambodschanischen Tourismusministeriums.

Diese Schwierigkeiten haben jedoch auch eine gute Seite. Sie veranlassen die Regierung zu mehr Kühnheit und Dynamik. So hat Minister Sok Soken seinen Teams 100 Tage Zeit gegeben, um das Ziel von 5 Millionen internationalen Besuchern zu erreichen. Vor allem aber, um über neue Ausrichtungen für das Reiseziel nachzudenken. «Der Minister ist sehr diskussionsfreudig und wünscht sich einen echten Dialog mit dem Privatsektor. Und zwar ohne Fachchinesisch, um Lösungen und Arbeitswege zu finden», sagt Jacques Guichandut.

Mehr Präsenz, bessere Infrastruktur

Den Tourismus wettbewerbsfähiger zu machen, einen nachhaltigen Tourismus zu gewährleisten und einen integrativen Tourismus zu fördern sind die drei Ziele, die der Minister definiert hat. Die Initiative zielt daher darauf ab, wichtige Tourismuspolitiken und strategische Pläne aufeinander abzustimmen und umzusetzen, um die Bemühungen der Regierung in allen Sektoren zwischen 2023 und 2028 wirksam zu unterstützen.

Der Minister erklärte, dass er sich auf mehrere Elemente konzentrieren wolle: die Stärkung der internationalen Werbung durch eine stärkere Präsenz auf internationalen Tourismusveranstaltungen und -messen; die kontinuierliche Entwicklung der touristischen Infrastruktur, um den Transport von Reisenden zu erleichtern; die Schaffung neuer Tourismusprodukte in den Bereichen Ökotourismus, Kultur, Geschichte und Gastronomie; zusätzliche Ressourcen, damit Kambodscha im Wettbewerb mit anderen Reisezielen bestehen kann.

Es wird bereits darüber nachgedacht, das Angebot in Siem Reap zu verbessern, das derzeit unter einem Mangel an Attraktivität leidet. Die Attraktivität der Stadt Battambang als Hauptstadt der darstellenden Künste zu steigern. Oder um dem Badeort Kep im Süden seine Aura eines gehobenen Reiseziels zurückzugeben. Die kleine Stadt wurde in den 1960er Jahren als «Saint Trop’ von Indochina» bezeichnet. Weitere Baustellen betreffen auch das digitale Angebot Kambodschas, das Personalwesen und die Visabearbeitung.

Das Ministerium hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 6,4 Millionen internationale Touristen und 16,7 Millionen einheimische Touristen zu empfangen. Um schliesslich im Jahr 2026 7 Millionen internationale Touristen und 17 Millionen inländische Touristen zu erreichen.

Luc Citrinot, Bangkok